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Ein Deal, der einen Abgang nicht unwahrscheinlicher macht

Ilzer verlängert bis 2026. Das bedeutet natürlich nicht, dass er auch zwingend so lange bleibt. Für Sportchef Schicker gab es eine überraschende Entwicklung.

Ein Deal, der einen Abgang nicht unwahrscheinlicher macht Foto: © GEPA

Riesiger Jubel brandete bei der Generalversammlung des SK Sturm Graz auf, als Präsident Christian Jauk gleich sechs Vertragsverlängerungen bekanntgab.

Allen voran natürlich jene von Erfolgstrainer Christian Ilzer.

Zusätzlich unterschrieben auch seine beiden Co-Trainer Uwe Hölzl und Dominik Deutschl, Athletiktrainer Marco Angeler, Entwicklungstrainer Günther Neukirchner sowie Paul Pajduch (Head of Scouting und Spielanalyse) neue Arbeitspapiere bis 2026.

"Der Vertrag von Chris wäre 2025 ausgelaufen. Für den Vorstand und mich war es sehr wichtig, dass er nicht ins letzte Vertragsjahr geht. Das ist ähnlich wie bei Spielern, dann hast du nicht die beste Verhandlungsbasis. Es freut mich, dass es uns gelungen ist, das gesamte Trainerteam frühzeitig bis 2026 zu verlängern", erläutert Geschäftsführer Sport Andreas Schicker.

Von der ersten Sekunde an

Es gibt in der Fußball-Welt mutmaßlich Sportchefs, die sich schwerer damit tun, glaubhaft zu vermitteln, dass es mit einem Trainer "von der ersten Sekunde an gepasst" hat.

De 37-Jährige erzählt gerne vom ersten Gespräch mit Ilzer auf seiner Almhütte in der Obersteiermark. Was das Duo seit 2020 gemeinsam mit dem Staff aufgebaut hat, ist allgemein bekannt und erfuhr 2023 mit dem Sieg im ÖFB-Cup seine bisherige Krönung.

Diese vorzeitige Verlängerung ist so gesehen eine Wertschätzung der gemeinsamen Arbeit und für den Coach tendenziell auch finanziell kein Nachteil.

Am Umstand, dass Ilzer beim richtigen Angebot dennoch jederzeit weg sein könnte, ändert sich indes de facto gar nichts.

Wenn etwas Außergewöhnliches kommt, dann...

"Was die Laufzeit bis 2026 angeht, wissen wir natürlich, wie der Fußball funktioniert", unterstreicht auch Schicker, "Chris und auch meine Person haben immer wieder gesagt, dass wir wissen, was wir an Sturm haben: Dieser Verein liegt uns ganz speziell am Herzen. Aber wenn etwas Außergewöhnliches kommt, muss man darüber sprechen. Das ist ganz normal. Wir haben mittlerweile eine so hohe Vertrauensbasis, dass man auch nicht ausschließen kann, dass es früher passiert."

Die Rechnung erscheint weiterhin simpel: Je erfolgreicher Sturm ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass "etwas Außergewöhnliches" kommt.

"Wenn ein Verein kommt, bei dem es für alle Seiten passt, glaube ich, dass sich das am Ende alle verdient haben. Wir stehen ja auch für den Weg, dass wir diese Tür immer wieder aufmachen."

Andreas Schicker

So weit, so normal in diesem Business. Schicker selbst stand in den vergangenen Wochen bekanntlich in Kontakt mit Werder Bremen.

"Wenn ein Verein kommt, bei dem es für alle Seiten passt, glaube ich, dass sich das am Ende alle verdient haben. Wir stehen ja auch für den Weg, dass wir diese Tür immer wieder aufmachen", sagt Schicker, betont aber gleichzeitig: "Eigentlich möchte ich gar nicht so viel über das Exit-Thema sprechen - viel mehr freut es mich, dass wir die Verträge bis 2026 verlängert haben."

Wie kommen wir weiter?

Dafür waren bei sechs Verlängerungen natürlich Gespräche und auch Papierkram von Nöten, die sportlich-inhaltliche Überzeugungsarbeit, die man bei Neuverpflichtungen leisten muss, entfiel indes.

"Über das Sportliche reden wir tagtäglich bei jeder Busfahrt oder sonst jeder Möglichkeit, bei der wir uns sehen. Wie kommen wir weiter? Wie kann der Kader nächstes Jahr ausschauen? Was können wir noch verbessern? Wir sind alle so hungrig, dass wir das in jeder freien Minute besprechen", verdeutlicht Schicker.

Und auch finanziell dürfte es schon kompliziertere Verhandlungen gegeben haben: "Am Ende ist jedem bekannt, was unsere Möglichkeiten sind. Das ist nicht nur bei Spielern so, sondern auch auf dieser Ebene. Auch da haben wir relativ schnell zusammengefunden. Aber in Summe sind es bei einem Staff natürlich einige Gespräche und eine gewisse Arbeit."

Auf diese Personalien hatte der Geschäftsführer Sport direkten Einfluss. Bei einer weiteren erfreulichen Thematik der Generalversammlung war dies weniger der Fall.

Schicker und die Stadt Graz

Wobei sein Klartext in Sachen Stadion beziehungsweise dem geplanten Trainingszentrum für Damen, Jugend und Akademie nach dem Gastspiel in Bratislava hohe Wellen geschlagen hat.

Dabei drohte Schicker auch an, dass man mit zweitgenannter Einrichtung im Fall der Fälle zur Not das Grazer Stadtgebiet verlassen müsse.

Sturm Graz: Die Ära Jauk in Bildern


Dass es zu diesem Zeitpunkt bereits eine Zusage der Stadt Graz gegeben habe, verneint Schicker. Dafür sei der Verhandlungsverlauf in den Tagen vor der Generalversammlung ein sehr positiver gewesen.

"Als mir Präsident Jauk das heute mittags verkündet hat, war ich sehr glücklich, da etwas passiert ist, woran ich selbst nicht mehr geglaubt habe. Das zeigt mir auch, dass wir in den letzten Wochen vielleicht nicht alles falsch gemacht haben, sondern zum richtigen Zeitpunkt das Richtige gesagt haben - und das aus voller Überzeugung, weil diese Einrichtung für Damen und Jugend einfach notwendig ist. Für die Stadt ist es ein tolles Invest."

Eine Frage, die man sich nicht mehr stellen muss

Während das Land Steiermark eine Förderung von 4,8 Millionen Euro zugesagt hat, würde sich die Stadt Graz am Kauf des Grundstücks in Puntigam beteiligen. Die Rede ist von 3,2 Millionen Euro, womit die Stadt auch Miteigentümerin der Liegenschaft wäre.

Durch das in Aussicht gestellte Investment der Stadt Graz ist die Chance auf eine tatsächliche Umsetzung des Projekts laut Jauk auf über 50 Prozent gestiegen.

Schicker steht nicht an, neben dem Land, das schon länger an Bord war, auch der von ihm zuvor kritisierten Stadt für die Kehrtwende zu danken:

"Ein Danke, dass die Stadt Graz hier sehr nachhaltig und langfristig denkt. Nach den vielen Terminen davor war ich schon überrascht, dass so ein Betrag zugesagt wird. Ansonsten wäre es wirklich so gewesen, dass man sich die Frage stellen hätte müssen, ob man aus Graz rausgeht."


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