Endstand
1:2
0:1, 1:1
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Schneider vor Kellerduell: "Wir sind wieder in Reichweite!"

Lustenaus Sportkoordinator über das Spiel gegen die WSG Tirol, den enger werdenden Abstiegskampf, einen schwierigen Herbst und seine eigene Zukunft.

Schneider vor Kellerduell: Foto: © GEPA

Acht Zähler Rückstand auf das rettende Ufer hatte Austria Lustenau an Weihnachten. Zwei Zähler sind es aktuell. "Ein bisschen entspannter als im Herbst" sei er aufgrund der letzten Ergebnisse, meint Lustenaus Sportkoordinator Alexander Schneider (30) deshalb. 

Acht Punkte holte das Team seit der Winterpause – mehr als doppelt so viel, wie im ganzen Herbst (drei Punkte), (mehr als) doppelt so viel wie die Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt. "Wir wissen, dass die Situation zwar ein bisschen besser ist, aber nicht entspannt. Die Qualifikationsgruppe ist hart, wir sind immer noch Letzter", warnt Schneider dennoch.

Am Samstag kommt es im Heimspiel zum Duell mit der WSG Tirol (ab 17:00 Uhr im LIVE-Ticker >>>). Ein Sieg wäre gleichbedeutend mit dem Sprung vom letzten Tabellenplatz, erstmals seit Spieltag sechs hätten die Vorarlberger damit nicht die Rote Laterne inne. 

Kellerduell, richtungsweisendes Spiel – oder eines von vielen Entscheidungsspielen? "Von allem ein bisschen", meint Schneider und sagt: "Mit einem Sieg werden wir den Klassenerhalt nicht geschafft haben, mit einer Niederlage werden wir nicht abgestiegen sein."

Die Schönheit des Erfolgs

"Wir wollten das erste Spiel nach der Winterpause nicht zu hoch hängen, das tun wir jetzt auch nicht. Es gibt danach noch acht Spiele, aber wir sind wieder in Reichweite", so Schneider nüchtern. 

Auch das erste Spiel im Frühling fand gegen Wattens statt, im Tivoli-Stadion feierte man maximal minimalistisch mit 21 Prozent Ballbesitz und über 500 gespielten Pässen weniger den ersten Saisonsieg (2:0). "Wenn du den schönsten Fußball spielst, aber nicht gewinnst, ist es auch kein schönes Spiel", sagt Schneider über den Sport, den manche als "The beautiful Game" bezeichnen. Fußball sei eben am schönsten, wenn man erfolgreich sei.

Gegen die WSG gelang das erste Erfolgserlebnis - nun könnte man die Rote Laterne abgeben
Foto: © GEPA

Nach dem ersten Sieg sei "schon ein bisschen Erleichterung" dabei gewesen, gibt Schneider zu. Neuer Trainer, neue Spieler, neue Chance – "wenn man dann wieder einen Dämpfer bekommt, wird es schwierig." Der Dämpfer blieb aus, es gab Grund zu feiern.

Gegen Klagenfurt (0:1) und Salzburg (0:7) gab es dann zwar Niederlagen, Rapid knöpfte man aber einen Punkt ab, holte in zwei Spielen gegen Blau-Weiß Linz vier Punkte. "Das gibt der Mannschaft Glauben. Es kann aber auch ganz schnell gehen, verliert man ein, zwei Spiele, ist die Ausgangslage wieder noch schwieriger", so Schneider. Und dennoch: Lustenau ist wieder im Spiel. 

Profiteur im Aufschwung

Dass es überhaupt so weit gekommen ist, hat natürlich auch entscheidend mit der Punkteteilung zu tun. Ob diese fair sei? Sie sei "speziell", sagt Schneider. Es gehe um viel. Letztes Jahr habe man nicht davon profitiert, heuer schon. Ist sie fair? "Ja, weil jeder sie vor der Saison gekannt hat. Nein, weil Punkte geklaut werden. Schwierig."

Doch auch eine Punkteteilung nützt wenig, wenn nicht gepunktet wird. Der Aufschwung habe mehrere Gründe, meint der Deutsche. Jeder habe seinen Anteil daran. Den größten und nach außen hin offensichtlichsten Anteil habe der neue Trainer, Andi Heraf. Aber auch die Spieler, alt wie neu, das Spielglück, das verschont-Bleiben von Verletzungen im Gegensatz zum Herbst.

Die Stimmung in der Mannschaft sei da natürlich gebrochen gewesen, wirft Schneider ein. "Aber es gab nie einen Selbstzerfleischungsprozess. Die Mannschaft an sich war intakt. Von den Jungs, die noch da sind, hat jeder mitgezogen."

Und dennoch, aktuell ist man noch Schlusslicht. Deshalb warnt auch Schneider: "Man muss aufpassen, dass man jetzt nicht alles zu positiv redet. Genauso, wie wir versucht haben, im Herbst nicht alles zu schlecht zu reden - obwohl es zu diesem Zeitpunkt natürlich schwer war. Wir müssen realistisch bleiben, hart arbeiten - aber dieses positive Gefühl schon mitnehmen."

"Haben auch etwas zu verlieren"

"Im Endeffekt ist es Letzter gegen Vorletzter. Es ist aber ein Spiel der Qualifikationsgruppe", sagt der Deutsche über das kommende Spiel. Und zweiteres bedeutet ohnehin: Jeder Punkt zählt. Schneider sagt: "Man weiß genau: Jedes Spiel ist enorm wichtig, weil sonst minimum zwei andere Konkurrenten punkten würden."

Altach und Blau-Weiß Linz (beide mit "Sternchen") halten aktuell bei zehn Zählern, die WSG hat acht, Lustenau verfügt über sechs Punkte. Es ist eng – und könnte noch enger werden. "Ich glaube schon, dass andere Mannschaften sich nach unserem Herbst ein bisschen sichererer gefühlt haben, was auch nachvollziehbar ist. Die schauen jetzt noch mehr nach unten und werden vielleicht nervös. Wir wussten von Spieltag eins, dass wir im Abstiegskampf sind", erklärt Schneider. 

"Wir selbst haben uns zu keinem Zeitpunkt abgeschrieben. Wir hatten immer den Glauben, dass wir die Liga halten. Insofern können wir was gewinnen - aber auch was verlieren." Absteigen nämlich.

"Aktuell ist es ein Vierkampf und ich gehe davon aus, dass es ein Vierkampf bleibt."

Alexander Schneider über den Abstiegskampf

Zumindest ein Teilziel wurde schon erreicht. "Unser Ziel im Herbst war es, das nicht in einem Zweikampf enden zu lassen. Aktuell ist es ein Vierkampf und ich gehe davon aus, dass es ein Vierkampf bleibt", so Schneider.

Und schlussendlich sei es egal, wer die Tore schieße, oder ob man den Durchschnitt von 0,8 erzielten Toren pro Spiel im Frühling beibehalte. "Wenn das am Ende bedeutet, dass man die Klasse hält."

"Das ist mir scheißegal"

Noch im Herbst war Schneider medial enorm präsent. Erst, weil die Sommertransfers nicht einschlugen, dann, als Aufstiegstrainer Markus Mader freigestellt wurde. Zusätzlich zum Posten als Sportkoordinator schlüpfte Schneider für drei Spiele auch noch in die Rolle des Interimstrainers. Das sorgte für Kritik, etwa durch Ex-Coach Mader (Mader fühlte sich von Lustenau "verhöhnt" >>>). 

"Wenn man aufgrund von Misserfolg im Fokus ist, ist das nie cool. Aber es gehört dazu. Ich habe mich auch nie davor versteckt. Ich glaube, dass es wichtig ist, diese Rolle anzunehmen. Wenn ich das nicht getan hätte, wäre es voll auf die Spieler gegangen. Mein Hauptziel war es nicht, mein Gesicht überall zu sehen, das ist mir scheißegal. Wichtig war mir, mich vor die Spieler zu stellen, sie damit zu schützen und ihnen Vertrauen zu schenken", so Schneider. 

"Er hält viel von den Spielern weg", sagt Schneider über Heraf
Foto: © GEPA

Dass er wieder ins zweite Glied zurückgerutscht ist, scheint ihm dennoch nicht ganz unrecht zu sein. Das liegt teils am neuen Trainer. "Andi ist natürlich eine starke Persönlichkeit, die viel auf sich zieht, auch viel von den Spielern wegnimmt. Das ist auch gut."

Abschied ins (noch) Ungewisse

Wie es für Schneider persönlich weitergeht, ist noch unklar. Mitte Februar gab er seinen Abschied aus Lustenau zum Saisonende bekannt (Alle Infos >>>). Seit 2020 ist er in Lustenau tätig, kam über die Kooperation mit Core Sports Capital ins Ländle.

Der Wunsch nach Veränderung sei in ihm gereift, auch nach der guten letzten Spielzeit habe er sich schon mit dem richtigen Zeitpunkt für etwas Neues auseinandergesetzt. In der Winterpause kam er dann zum Entschluss. Davor habe er ohnehin so viel im Tagesgeschäft zu tun gehabt, "da hat man gar nicht die Zeit für andere Gedanken."

Er führe aktuell Gespräche, müsse Entscheidungen treffen, in welche Richtung es für ihn gehe. Er sagt: "Das ist ein Prozess, ich will da keinen Schnellschuss machen. Im Fußball ist es halt so, dass es diese Situation gibt. Ich bin offen für neue Herausforderungen, konkret ist aber noch nichts."

Wohin es Schneider zieht, ist noch unklar
Foto: © GEPA

Bis dahin liegt der Fokus in Lustenau. Solange kein Nachfolger da sei, laufe alles wie gewohnt. Entscheidungen habe er ja auch vorher nicht alleine getroffen, das passiert im Sportgremium. Wenn der "Neue" da sei, werde es einen fließenden Übergang geben, so Schneider, der erklärt: "Das war ja auch der Grund, wieso ich das so früh kommuniziert habe. Bis Saisonende werde ich auf jeden Fall alles für unser gemeinsames Ziel Klassenerhalt geben und in der täglichen Arbeit so involviert sein, dass es dem Verein und der Mannschaft hilft."

Mit Torhüter Domenik Schierl verlängerte bereits ein Schlüsselspieler seinen Vertrag bis 2026 (Alle Infos >>>). "Das war ein wichtiges Signal, wir arbeiten daran, dass noch einige folgen", sagt Schneider. Das hänge aber auch mit Vertragsklausen zusammen, die mit der Ligazugehörigkeit und Einsatzzeiten zusammenhängen.

Man befinde sich in Gesprächen, noch in dieser Woche könnte es Neuigkeiten geben. Bereits am Tag nach dem Interview mit Schneider wurde die automatische Vertragsverlängerung von Pius Grabher bekannt (Alle Infos >>>).


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