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Djuricin: "Der war schon in einer anderen Welt"

Wen Rapid-Trainer meint und wie er mit Neuzugängen umgeht.

Djuricin: Foto: © GEPA

Rapids Trainerteam steckt im Trainingslager in Windischgarsten bei jeder Gelegenheit die Köpfe zusammen – schließlich gibt es einiges zu planen und umzusetzen.

Unerwartete Personalentscheidungen wie jene von Lucas Galvao oder Verletzungen lassen die Köpfe eher rauchen, denn zum wiederholten Male werden Vorhaben mit einem Wimpernschlag über den Haufen geworfen.

So ist das Geschäft – wird offiziell gerne betont. Trainer Goran Djuricin schildert LAOLA1 in Oberösterreich aber seine Gefühlswelt: „Du bist nicht glücklich mit der Situation, aber das dauert bei mir immer nur sehr kurz, weil wir müssen uns auf die Gegenwart und die Zukunft konzentrieren. Alles andere bringt nichts.“

„Das wäre schwer fahrlässig“

Klarerweise hätte auch er gerne Abwehrchef Galvao oder die Langzeitverletzten Andrija Pavlovic, Giorgi Kvilitaia oder Philipp Schobesberger zur Verfügung, so müssen aber nun richtungsweisende Entscheidungen getroffen werden, um die Ausfälle zu kompensieren.

„Jetzt heißt es weiter arbeiten, die Spieler, die da sind, besser machen und die neuen Spieler so schnell wie möglich integrieren. Das ist einfach unsere Arbeit, raunzen bringt gar nichts“, so Djuricin.

Mit Deni Alar von Sturm Graz wird ihm ein Wunsch wohl bald erfüllt. „Es muss mindestens ein Stürmer kommen, das ist klar“, wiederholte der Chefbetreuer gebetsmühlenartig in den vergangenen Wochen.

Und auch die Situation in der Abwehr lässt nach Galvaos Wechsel nach Ingolstadt die Alarmglocken schrillen: „Nein, das reicht nicht. Christopher Dibon ist nämlich noch nicht bei hundert Prozent, sondern wird vorsichtig herangeführt. Also würden wir mit drei Innenverteidigern in die Saison gehen und das geht gar nicht. Wobei bei den drei schon Mert Müldür dabei ist, der erst zwei Einsätze in der Bundesliga hat. Ihm muss man noch Zeit lassen. Nur drei Innenverteidiger wären schwer fahrlässig."

Deshalb bestätigte Sportdirektor Fredy Bickel bereits, dass kein Weg an einem Galvao-Ersatz vorbeiführt. Spielstark und ein Linksfuß, die Favoriten sind allesamt Ausländer. Laut "Kurier" soll Mateo Barac von NK Osijek bereits als Nachfolger bereit stehen, seines Zeichens einmaliger kroatischer Teamspieler, der jedoch aus einem bis 2020 laufenden Vertrag herausgekauft werden muss und vor einem Jahr nicht von Ajax Amsterdam verpflichtet wurde, da die Niederländer sich für Rapids Maximilian Wöber entschieden.

„Galvao wird uns enorm abgehen“

Nicht nur Djuricin wird Galvao vermissen, auch die Mannschaft. Denn obwohl der Brasilianer nur eine Saison in Wien verbrachte, hinterließ er Spuren.

„Uns wird er enorm abgehen – menschlich und fußballerisch. Er hat eine gewisse Stabilität reingebracht in die Mannschaft und er war mehr als angesehen. Er war eine richtige Respektperson! Er wird uns sehr abgehen, das tut mir als Trainer sehr weh.“

Trotzdem ist er keineswegs enttäuscht von seinem ehemaligen Schützling, im Gegenteil. Die Situation und die Bewegungsgründe kann er durchaus nachvollziehen, auch wenn es „nur“ Ingolstadt ist.

„Von ihm bin ich gar nicht enttäuscht, im Gegenteil, ich freue mich enorm für ihn. Ich glaube, das ist für ihn so der letzte Schritt ins Ausland. Ich freue mich extrem, dass er die Chance genützt hat und hoffe, dass er gesund bleibt und dass er seine Leistung dort fortsetzen kann.“

Schnell handeln - Rapid hat keine Zeit zu verlieren

In irgendeiner Art und Weise fühlt sich der Kaisermühlener auch bestätigt, dass man mit Galvao nicht viel falsch gemacht hat und er nun viel Geld in die Kassen spült.

„Wir haben ihn ja länger beobachtet und hatten das Profil wirklich durchgeschaut, weil uns viele vorgeworfen haben, dass wir einen linken Verteidiger als Innenverteidiger holen. Ich glaube aber, wir haben jedem bewiesen, dass es nicht so war. Das ist natürlich seiner Spielintelligenz geschuldet, weil er einfach wirklich ein ziemlich kompletter Spieler ist.“

Die Zukunft bei Rapid findet aber ohne ihn statt. Nicht überhastet, aber schnell ist das Stichwort bei Rapid für die kommenden Tage und Wochen. Schnell handeln, schnell integrieren, schnell die wichtigsten Sachen durchgehen – so der Plan des Trainers.

Im Trainingslager ziehen alle mit, gehen körperlich an ihre Grenzen, aber einige Spieler werden noch Zeit benötigen, um ihr wahres Potenzial ausschöpfen zu können, wie die zuletzt Verletzten oder die Neuzugänge.

Pavlovic: Richtige Qualität, auf die Rapid lange warten muss

Von diesen hat Djuricin mittlerweile schon ein viel klareres Bild, hat er sie doch jetzt schon wieder einige Tage und Wochen länger unter seinen Fittichen. Gerade auch über die beiden neuen Legionäre Andrija Pavlovic und Andrei Ivan kann mittlerweile schon mehr gesagt werden.

Nur einer von beiden wird Rapid jedoch bald einmal weiterhelfen können, denn der Muskelriss von Pavlovic und die monatelange Pause passt in Rapids Pleiten-, Pech- und Pannenserie. Dabei hinterließ der Serbe einen äußerst starken Eindruck.

„Bei Andrija hat die lange Pause, die er hatte, sicher Spuren hinterlassen, darum hatte er körperliche Defizite. Er muss hier bei uns wieder auf ein gutes Niveau kommen, denn man hat schon in den ersten drei, vier Trainings, die er mitmachen konnte, gemerkt: Dem nimmst du nicht so leicht den Ball weg. Er hat einen Linksfuß, das ist immer schwer auszurechnen. Er hat einen sehr guten Abschluss, ist sehr ruhig an der Kugel und hat richtig schnelle Entscheidungen gehabt in den Rondo-Formen. Er hat eine richtige Qualität, er war auch fünf Mal im A-Team von Serbien. Das tut uns natürlich sehr weh, dass er sich jetzt verletzt hat.“

Stattdessen muss Ivan, sechsfacher rumänischer Teamspieler beweisen, was er drauf hat. Bei ihm sieht Djuricin vor allem aber eine mentale denn sportliche Herausforderung.

Ivan: Von einer anderen Welt zum „kleinen“ Rapid

Wie LAOLA1 berichtete, galt Ivan nämlich als absolutes Top-Talent, das sogar vom FC Barcelona umgarnt wurde. Nach einem Millionenkauf von Krasnodar kickt er mittlerweile bei Rapid, der Höhenflug wurde abrupt gestoppt.

„Das darf man nicht unterschätzen. Von hundert zurück auf zehn ist dann nicht so einfach. Er hat eine relativ große Vergangenheit. Er wurde von Krasnodar um vier Millionen Euro gekauft. Der war schon in einer anderen Liga, in einer anderen Welt und jetzt kommt er zurück ins kleine Österreich. Ich glaube, dass man mit ihm sehr viel Kopfarbeit machen muss, dass er wieder zwei Stufen weiter unten anfangen muss. Ich kenne ihn jetzt erst zwei Wochen, er ist ein lieber Bursch. Wir werden ihm jetzt Demut und Fleiß einimpfen müssen in seine Adern. Wenn er das macht, hat er Riesen-Potenzial“, ist sich Djuricin sicher.

Stürmer sei „eher seine B-Position“. Eingeplant ist er als „Außenbahnspieler, der sehr schnell ist und ein gutes Eins-gegen-Eins hat. Wie alle neuen und jungen Spieler muss er sich integrieren und schauen, dass er die Mannschaft kennenlernt und die Laufwege kennenlernt. Das dauert natürlich und dem werden wir sicher Zeit lassen müssen.“

Zeit, die Rapid in gewisser Hinsicht davonläuft. Denn in drei Wochen startet die Bundesliga und noch gibt es viel zu viele Fragezeichen in Grün-Weiß. Die Köpfe von Djuricin und Co. werden mit Sicherheit noch ein ganzes Weilchen rauchen.

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