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Rapid-Ehrfurcht statt großer Töne vor RBS-Duell

Ende der Schönrederei gegen Salzburg? Rapid und Kühbauer immer mehr unter Druck.

Rapid-Ehrfurcht statt großer Töne vor RBS-Duell Foto: © GEPA

Das muss der SK Rapid erst verdauen!

Die bittere 0:1-Last-Minute-Pleite gegen KRC Genk in der Europa League hat sich in den Köpfen der Hütteldorfer manifestiert, binnen einer Woche gab man gleich zwei Spiele - auch gegen Admira - in der Nachspielzeit noch aus der Hand.

Positiv ist auf der einen Seite, dass man nicht mehr lange darüber nachdenken kann, denn schon am Sonntag steht der schwere Gang zu Meister und Angstgegner RB Salzburg (Sonntag, ab 17 Uhr im LIVE-Ticker) bevor. Negativ ist auf der anderen Seite, dass keine Zeit bleibt, um an den Problemfeldern zu arbeiten. Und davon gibt es aktuell einige, auch wenn die kämpferisch einwandfreie Leistung gegen die Belgier phasenweise darüber hinwegtäuschte.

Die Zeit der großen Sprüche vor Duellen mit Salzburg sind ohnehin vorbei, zu schmerzhaft waren die letzten Ergebnisse. Mittlerweile ergibt man sich schon davor fast in Ehrfurcht, wie Trainer Didi Kühbauer beweist:

"Man hat am Dienstag gesehen, dass sie ein unglaublich gutes Spiel gemacht haben (Anm.: 1:1 bei FC Sevilla). Wir reden jetzt schon seit zehn Jahren, dass Salzburg eine unglaublich gute Mannschaft für österreichische Verhältnisse ist. Da hat sich ja nichts verändert. Jedes Jahr hören wir, dass sie jetzt schlechter werden. Aber sie werden jünger und eigentlich nicht schlechter."

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Schönrederei für Fehlstart par excellence?

Benjamin Sesko (18), Maurits Kjaergaard (18) oder Junior Adamu (20) könnten erstmals gegen Rapid auflaufen, die junge Welle hat bei den Mozartstädtern nur für noch mehr Konkurrenz und Qualität gesorgt.

Mit dem erst 33-jährigen Mathhias Jaissle wartet zudem der neue Stern im Red-Bull-Imperium auf seine erste Bewährungsprobe gegen den langjährigen Erzrivalen. Dass er die Mannschaft führen kann, hat er bereits mit dem sensationellen Liga-Start und der Leistung in der Champions League bewiesen.

Viel mehr Druck hat dafür Didi Kühbauer. Der Rapid-Trainer muss liefern. Mit Platz acht in der Liga, nur acht Punkten aus sieben Spielen und 13 Punkten Rückstand auf Titelverteidiger Salzburg legten die Hütteldorfer einen Fehlstart par excellence hin.

Dass das einige im grün-weißen Lager noch immer nicht so sehen wollen und sich in Schönrederei üben, ist womöglich die Wurzel allen Übels. Zumindest nach außen hin wird das Schutzschild aufgebaut und werden fadenscheinige Gründe wie Überbelastung, VAR, Verletzungspech oder fehlendes Spielglück gesucht, gefunden und mehr Aufmerksamkeit geschenkt, als den eigentlichen Problemfeldern.

"Dass wir nicht auf Niveau wie letztes Jahr sind, muss man auch zugeben"

Auch nach dem Spiel gegen Genk wusste Kühbauer nicht genau, wie er die Überleitung zum Bundesliga-Kracher schaffen sollte. Weg von einer annehmbaren, unbelohnten Leistung, hin zum Gegner, der Rapid zuletzt immer den Schlaf raubte.

"Natürlich ist es so: Wenn du speziell hinten raus Tore bekommst, ist das für den Kopf nicht gut. Aber wir haben gezeigt, dass wir guten Fußball spielen können. Dass wir nicht auf dem Niveau wie letztes Jahr sind, muss man ganz ehrlich auch zugeben. Es wird am Sonntag sicherlich ein hartes Spiel in Salzburg, da wird es nicht leichter werden. Aber trotzdem ist es so, dass wir an uns arbeiten."

Arbeit steht einige bevor. Denn die Stimmung ist in den vergangenen Wochen längst gekippt, die Unzufriedenheit bei Fans und in der Öffentlichkeit steigt. Oftmals wird der Plan in Rapids Spiel vermisst, oftmals ein Regisseur, der die Fäden in die Hand nimmt und das zerfahrene, hektische Spiel der Hütteldorfer in geordnete Bahnen lenkt. Einen Spielmacher dieser Art sucht man im SCR-Kader vergeblich.

Und Kühbauer wird bereits angezählt, denn Salzburg ist erst der Anfang für wegweisende Wochen. Danach wartet der Pflichtaufstieg im Cup gegen die Admira, das Heimspiel gegen Sturm Graz sowie das Auswärtsspiel bei West Ham United. Viele Ausrutscher dürfen sich die Grün-Weißen wohl nicht mehr erlauben, sonst wird es auch für den Trainer eng.

Letzter Auswärtssieg 2015: "Spricht Vieles gegen uns, das ist auch logisch"

Gegen Salzburg heftet man sich an den Strohhalm, von allen bereits im Vorfeld abgeschrieben zu werden und deshalb möglicherweise für eine Überraschung sorgen zu können.

"Es ist eine schwierige Aufgabe für uns, aber trotzdem wollen wir die erste Mannschaft sein, die dort punktet. Dass man dazu eine sehr gute Leistung braucht, ist auch keine Frage. Es spricht Vieles gegen uns, das ist auch logisch. Wenn gegen Genk kurz vor Schluss die Niederlage besiegelt wird und jetzt die beste Mannschaft Österreichs kommt, werden viele meinen, dass das eine klare Angelegenheit ist. Wir wissen ganz genau: Nur eine Top-Leistung kann zu Punkten führen!"

0:2, 0:3, 2:4, 1:1, 2:7, 0:2, 2:3, 0:2 - so die letzten acht Ergebnisse gegen Salzburg aus Rapid-Sicht. Dazu kommen ein 2:6, 1:2 n.V. und 0:2 im ÖFB-Cup. Der letzte Rapid-Sieg datiert vom 24. Februar 2019, ein 2:0 in Wien-Hütteldorf. Der letzte Auswärtssieg in Salzburg gelang mittlerweile vor über sechs Jahren, ein 2:1 am 1. August 2015. Zahlen, die die Chancenlosigkeit der Hütteldorfer in der jüngeren Vergangenheit unterstreichen.

Wobei man gegen Salzburg oftmals über sich hinaus wachsen, jedoch nie den großen Coup landen konnte. Dafür, dass sich das Blatt am Sonntag wendet, spricht wenig bis gar nichts. "Da brauchen wir wirklich eine ausgesprochen gute Leistung. Salzburg ist das Non-Plus-Ultra in Österreich und hat eine Top-Mannschaft."

Ohne Strebinger, Warten auf Ballo

Wo kann Rapid trotzdem ansetzen, um sich nicht schon vor dem Anpfiff geschlagen zu geben? "Wir wissen ganz genau, dass es sehr schwierig ist. Dort musst du alles aufbringen, was notwendig ist, musst die Intensität der Salzburger auch haben und nicht nur verteidigen sondern auch nach vorne gute Bälle spielen."

Kadertechnisch wird Richard Strebinger mit Schulterproblemen weiterhin ausfallen ("Richie ist für Sonntag kein Thema"), bei Robert Ljubicic hofft der Trainer noch auf einen Einsatz. Nach einem Debüt von Thierno Ballo schaut es hingegen weiterhin nicht aus, auch wenn der Trainer meint:

"Bei Ballo ist es so, dass er jetzt mal mittrainiert hat. Aber es ist ja nicht so, dass die Situation in der Offensive so ist, dass wir ein Reservoir an Spielern hätten. Wir müssen wirklich schauen, ob die Spieler alle fit sind. Es ist möglich", schließt Kühbauer nichts aus.

Mit Emanuel Aiwu hat bereits ein Last-Minute-Neuzugang eine Talentprobe abgeliefert, Ballo könnte der nächste sein. Vor allem sollte Rapid alle Möglichkeiten ausschöpfen, um den Turnaround zu schaffen - am besten schon in Salzburg. Sonst zieht sich die Schlinge für alle Beteiligten immer enger zu.


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