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Rapid-Ärger: "Müssen die Austria wegschießen"

Effektivität als Spielverderber. Unglücksrabe Kara, Lob für FAK-Spieler

Rapid-Ärger: Foto: © GEPA

Das 331. Wiener Derby war nichts für schwache Nerven.

Abgesehen davon, dass die Kulisse ohne Fans trist war, wussten Rapid und die Austria beim 1:1 (Spielbericht>>>) sehr wohl guten Fußball zu zeigen. Die Erkenntnisse: Das erste Derby nach fast genau einem Jahr endet nach dem 2:2 im Dezember 2019 wieder ohne Sieger. Zudem bleibt die Austria im Allianz-Stadion weiterhin ungeschlagen - das stößt den Grün-Weißen schon sauer auf.

Viel mehr ärgert sie jedoch die Art und Weise, wie es diesmal nur zu einem Punkt reichen konnte. "Spielerisch waren da wirklich zwei Mannschaften auf dem Platz, von denen es meine Mannschaft von der spielerischen Art und Weise unglaublich gut gemacht hat, sicher aber leider nicht 'nur' mit dem zweiten Tor belohnt hat", ärgerte sich Kühbauer nach dem Schlusspfiff. "Denn es waren Möglichkeiten für fünf, sechs Tore da. Schlussendlich ist es ein X geworden, das sehr weh tut, weil der Unterschied riesig groß war."

Maximilian Hofmann, an diesem Nachmittag Kapitän, der selbst gute Chancen vergab, brachte es noch deutlicher auf den Punkt: "Von den Chancen und den ganzen Spielanteilen her müssen wir die Austria wegschießen."

Hofmann lobt "Sahne-Tag" von Austria-Keeper Pentz

Die Austria wollte da gar nicht widersprechen. Selbst FAK-Coach Peter Stöger zollte Rapid Respekt und sprach von einem glücklichen Punkt, den man gegen einen sehr starken Gegner jedoch sehr gerne mitnimmt.

(Text wird unter VIDEO fortgesetzt)

Hofmann war ebenso wie seine Kollegen enttäuscht: Wieder zwei verlorene Punkte - wie schon gegen Salzurg, zudem verlor man letzte Woche unnötig in Ried.

"Wir haben die Austria über das komplette Spiel im Griff gehabt, haben eine Vielzahl an Chancen gehabt. Es war nur unser Unvermögen schuld - und auch ein Sahne-Tag vom gegnerischen Tormann hat halt dann zu dem Ergebnis beigetragen", musste der Rapid-Abwehrchef auch die Leistung von Patrick Pentz hervorheben, der sensationell agierte, Rapid das Leben schwer machte und der Austria den Punkt rettete.

Ob gegen Ercan Kara oder auch bei Kopfbällen von Hofmann aus kurzer Distanz - Pentz war immer zur Stelle, und die Hütteldorfer scheiterten an der Effektivität, die sie in so vielen Spielen in der Saison schon ausgezeichnet hatte.

35:6 Torschüsse, aber fehlende Effektivität

Dementsprechend weinten die Grün-Weißen nach dem Schlusspfiff den vergebenen Torchancen hinterher, nicht aber der Leistung allgemein.

"Das ist verdammt bitter! Das sind wieder zwei Punkte, die uns fehlen. Aber vom Spiel her war es mal wieder eine gute Leistung gegen die Austria, die wir die ganzen 90 Minuten vollkommen dominiert und im Griff hatten. Das müssen wir ausbauen und dran bleiben. Aber die Chancenauswertung, dass es nicht zum Sieg gereicht hat, tut weh", ergänzte Hofmann.

Die Statistik spuckte nach dem Schlusspfiff ein Verhältnis von 35:6 Torschüssen aus - für Rapid. Alleine Ercan Kara vergab zehn davon und erwischte einen rabenschwarzen Tag, an dem ihm nicht viel gelingen wollte.

Dabei hatte er vor dem Spiel noch seine offene Rechnung mit der Austria aus seiner Vergangenheit herausgekramt und wollte liefern.

Lenkte "FAK-Thema" Kara ab? "Erci wurmt das am meisten"

Das ging diesmal nach hinten los, auch wenn sich Kühbauer sicher ist, dass Kara dies nicht gehemmt oder in irgendeiner Art und Weise vom Wesentlichen abgelenkt hat.

"Ich glaube nicht, dass Erci mit dem Austria-Thema ein Problem gehabt hat. Solche Spiele wird jeder Stürmer einmal haben. Ich hoffe, dass er sie nicht mehr hat. Aber ich denke nicht, dass er sich einen Kopf gemacht hat. Er ist ein Torjäger, der diesmal leider Ladehemmung gehabt hat und trotzdem zu zehn Abschlüssen gekommen ist - und die Austria im gesamten Spiel sechs Chancen. Das zeigt schon, dass er immer präsent sein will", stärkte der Chefbetreuer seinem Schützling den Rücken und meinte: "Er hat sich nicht belohnt. Schade für ihn, schade für uns. Ich glaube aber nicht, dass das die Gründe waren."

Hofmann beobachtete Kara vor der Pressekonferenz noch in der Kabine und weiß genau, wie dieser mit den vergebenen Chancen hadert.

"Erci wurmt das am meisten, wenn man ihn in der Kabine sieht. Er ist ein Vollblutstürmer, der immer seine Tore macht. Es gibt aber so Tage, an denen es nicht funktioniert. Vor drei Tagen hat er noch zwei super Tore aus zwei Chancen gemacht, heute hat er aus mehreren keines gemacht. Das geht auch Weltklasse-Stürmern so, das ist normal."

Schönes Wiedersehen mit Stöger - mit Schönheitsfehler

Vor allem spielt er auch darauf an, dass es auch anderen Kollegen - außer beim technisch hochwertigen 1:0 von Thorsten Schick - nicht gelungen sei, ihre Chancen zu nützen. Dabei muss Hofmann auch sich selbst bei der Nase nehmen.

"Manche Abschlüsse haben wir nicht gut getrofffen, ein paar Mal war der Tormann da, dann passiert das. Im Endeffekt hätte einer gereicht, der reingeht, aber das war eben nicht so. Deshalb müssen wir mit den zwei verlorenen Punkten leben", war der Frust beim Innenverteidiger groß.

Kühbauer wollte vor dem 1:1-Ausgleich durch Patrick Wimmer sogar ein Foul gesehen haben. Im Endeffekt wollte er aber gar keine Gründe suchen, denn mit der Leistung war er hoch zufrieden. Selbst Schwankungen in puncto Effektivität in dieser Saison spielte er herunter, da er betonte, dass Rapid seiner Meinung nach in der bisherigen Spielzeit sehr oft die bessere Mannschaft war und viele Tore erzielte.

"Mir geht es eher darum, dass die Mannschaft wieder das abgeliefert hat, was wir uns erwartet haben. Ich kann ihnen nur vorwerfen, dass sie ein X gemacht haben. Aber vom Fußballspielen her haben sie ein irrsinnig gutes Spiel gemacht", freute sich der Rückkehrer auf die Trainerbank, nachdem er in Ried und bei Dundalk krankheitsbedingt gefehlt hatte.

Es war ein schönes Wiedersehen mit Stöger, mit dem er zusammen bei Rapid Erfolge feierte und sich auch in Derbys als Gegner duellierte. Auch nach dem Spiel scherzten beide noch miteinander und verabschiedeten sich herzlich - doch innerlich brodelte noch der Vulkan. Denn ein Sieg hätte Kühbauer mit Sicherheit noch besser geschmeckt - möglich wäre er durchaus gewesen.

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