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So soll die Admira von Felix Magath profitieren

"Königstransfer" Felix Magath will Impulse geben und Admira nach oben führen.

In einem Wiener Nobelhotel stand er plötzlich da: Felix Magath.

Die Fußball-Expertise in Person, der Europameister, Vize-Weltmeister, Meister mit Wolfsburg und dem FC Bayern als Trainer - und nun soll dieser künftig zuständig sein für die Admira.

Nicht direkt, sondern als Head of Flyeralarm Global Soccer, unter welchem Namen die Würzburger Kickers und eben die Südstädter zu neuen Höhenflügen geführt werden sollen.

Das Überraschende dabei: Dem 66-jährigen Aschaffenburger kommt nur eine beratende Rolle hinzu, die Entscheidungen treffen weiterhin die Verantwortlichen der beiden Vereine. Ungewohnt, wenn man bedenkt, welche Führungsrollen Magath in der Vergangenheit bei seinen Arbeitgebern einnahm.

"Ich will mich einbringen und dem Verein helfen. Ich habe den Fußball auf höchstem Niveau kennengelernt, ob bei Nationalteams, habe europäisch oder in Meisterschaften Erfolge gefeiert. Ich will diese Erfahrung und diese Siegermentalität hier weitergeben", kündigt Magath seine neue Rolle in Bezug auf die Südstädter an. "Ich kann es aber nur anbieten. Es ist dann den Herren überlassen, was man von mir annimmt."

Das Projekt habe den Deutschen aber vom ersten Moment an begeistert: "Ich war immer ein Freund davon etwas zu entwickeln, das kann und werde ich hier tun. Wir haben mit den beiden Vereinen ehrgeizige Pläne und wollen auch darüber hinaus mit weiteren innovativen Ideen und Aktivitäten für Furore sorgen."

"Admira nach oben bringen und um die oberen Plätze spielen"

Der Fußball-Fachmann ist nun dort, wo er vor vier Jahren fast als Trainer gelandet wäre. Wie er bestätigt, gab es damals regen Kontakt mit der Wiener Austria, eine Verpflichtung zerschlug sich dann aber doch noch im letzten Moment. Leider, wie Magath betont.

Nun wird er Österreich öfter einen Besuch abstatten, denn erst einmal muss er sich einen Eindruck verschaffen, wie es um die Admira bestellt ist und wo man die Hebel ansetzen soll. Große Details, was genau geändert werden soll, hört man aus seinem Mund und jenem der Flyeralarm-Verantwortlichen noch nicht, dafür sei die Zeit noch nicht reif.

Fakt ist aber, dass Magath bereits im Dezember dem Heimspiel gegen Rapid (0:3) beiwohnte. Wie er betont, hat sich die Admira seit dem Einstieg von Flyeralarm "zu einem wirtschaftlich gesunden Verein entwickelt und darauf können wir aufbauen und nach vorne schauen. Das Ziel ist es natürlich, dass die Admira wieder einmal weiter vorne eine Rolle spielt, wie das vor vielen Jahren der Fall war."

Es wäre vermessen, von einer Champions-League-Teilnahme zu schwärmen, aber es gilt, "die Admira nach vorne zu bringen, um nicht mehr so oft in der Abstiegs- sondern der Aufstiegsrunde zu spielen und um die oberen Plätze mitzukämpfen."

Sparringpartner, Mentor, Taktgeber

Hochgesteckte Ziele, wenn man bedenkt, dass die Niederösterreicher in den vergangenen Jahren immer wieder auch mit dem Abstiegskampf in Berührung kamen. Wie intensiv das Zeitpensum für die Südstädter investiert werden will, kann Magath noch nicht sagen.

"Ganz sicher ist aber, dass die Admira einen hohen Stellenwert bei mir hat. Ich werde mich die nächsten Tage hier reinknien und informieren, damit wir bald etwas umsetzen können, um den Klub besser aufzustellen. Wichtig ist, dass die Admira ein starker Klub wird, er akzeptiert wird und wir unsere Rolle in der Liga ausbauen können."

Die Admira schlechtreden lässt sich Magath in seiner neuen Funktion aber nicht. "Sie machen die Admira zu klein, das ist ein Traditionsverein", meint der "Schleifer" zu einem Journalisten. "Sie hat in den letzten Jahren vielleicht nicht die besten Tage gesehen. Aber was nicht ist, kann ja wieder werden."

Von allen Seiten wird Magath als Sparringpartner, Mentor und Taktgeber bezeichnet, einer der mit seiner Erfahrung Dinge anstoßen soll und Würzburg und der Admira mit seinen Kontakten und seiner Erfahrung stets zur Verfügung stehen soll - auch Spielern und Trainern.

Magath: "Ich sehe es als letztes Projekt im Fußball"

Vor zwei Jahren war er zuletzt in China selbst als Coach tätig. Gerne blickt er auf seine Rolle als Chefbetreuer zurück. Dass er irgendwann wieder auf der Trainerbank landet, will er gar nicht ausschließen, auch wenn es unwahrscheinlich ist.

"Ich tue mir schwer, etwas auszuschließen. Ich habe in meiner Fußball-Zeit gelernt, dass sich viele Spieler oder Verantwortliche selbst begrenzen, weil sie sich etwas nicht zutrauen. Ich würde es mir noch zutrauen, als Trainer zu arbeiten. Ich weiß aber auch ungefähr, wie alt ich bin und dass sich die Arbeit mit Spielern verändert hat. Es ist nicht die Absicht, wieder den Trainingsanzug anzuziehen und wieder auf den Platz zu gehen. Lieber tausche ich mich mit Trainern aus, gebe ihnen Erfahrungen und Tipps mit und unterstütze sie. Auch die dürfen sich weiterentwickeln."

Dabei ist zu erwähnen, dass die Zusammenarbeit mit Flyeralarm vorerst unbefristet ist. Magath will den Job so lange machen, so lange er Spaß dabei hat. Vertraglich ist kein Ende festgeschrieben. Magath gibt auch zu: "Ich sehe es als letztes Projekt im Fußball."

Dieses angekündigte Ende im Fußball-Business begründet er folgendermaßen: "Ich war und bin gerne im Fußball, habe nie etwas anderes gemacht, aber ich weiß natürlich auch, dass die Zeit voranschreitet. Schon als Spieler habe ich mit 32 Jahren aufgehört, weil ich nicht nur bis zum letzten Moment spielen wollte, sondern so lange ich mit mir zufrieden war. So lange es uns Spaß macht, arbeiten wir zusammen."

Eigene Nachwuchsarbeit steht bei Magath ganz oben

Mit Flyeralarm Global Soccer wollen die Verantwortlichen, allen voran Gründer Thorsten Fischer, den Fußball wieder zurück zu den Wurzeln führen. Erfolgreich, aber weg vom komplizierten Business. Einfachheit soll der Erfolgsfaktor sein.

Sich selbst bezeichnet das Unternehmen als Retter der Admira, denn vor drei Jahren wären fast die Lichter ausgegangen. Nach der Absicherung in den vergangenen Jahren hat man die Basics geschaffen, um den nächsten Schritt zu setzen.

Für Admira-Präsident Philip Thonhauser "ist das Timing sehr gut für den nächsten Schritt." Für die Bundesliga sei Magath eine schillernde Figur, eine Bereicherung. Speziell auf die Admira sieht er dadurch viele Impulse, unglaublich großes Potenial, Know-How und Wissen zukommen. Eine Chance, die genützt werden soll, um sich langfristig zu festigen und seine Stellung im österreichischen Fußball auszubauen.

Überdimensionale Investitionen soll es weiterhin nicht geben. Auch Magath setzt auf den Admira-Nachwuchs, von dem er bereits weiß, dass dieser einen sehr guten Ruf genießt. "Die Entwicklung der Spieler wird im Vordergrund stehen. Die Admira ist bekannt für ihre Nachwuchsarbeit, trotzdem kann man sie immer noch verbessern. Das muss die Grundlage sein, dass eigene Talente mehr gefördert werden und dann in der Kampfmannschaft eine gute Rolle spielen und nicht wie bisher der Beste gleich zum Nachbarn wechselt", erklärt Magath die Strategie eigene Talente im besten Fall auch länger zu halten.

Synergien nützen für den bestmöglichen Erfolg

Dabei will er nicht ausschließen, dass es ab und an auch einmal Spielertäusche zwischen den Würzburger Kickers und der Admira geben kann - das wäre jedoch nicht der vorrangige Plan.

Synergien wolle man bestmöglich nützen und nicht schon im Ansatz eingrenzen. Es werde aber keine konzernübergreifende Taktik oder Spielweise geben, zu unterschiedlich seien sich der österreichische und deutsche Fußball. Auch Magath habe früher Spieler aus Österreich geholt und deren Ausbildung geschätzt. Umgekehrt gibt es jedoch auch Dinge, auf die in Deutschland in der Entwicklung mehr wert gelegt wird.

Die Entwicklung der vergangenen Jahre mit immer mehr rot-weiß-roten Legionären in Deutschland sei der beste Beweis dafür, davon profitiere auch das ÖFB-Team. Magath will aber nicht nur Österreich helfen, sondern vor allem der Admira.

"Dieser Weg mit dem eigenem Nachwuchs wird intensiviert werden, das hat die Admira die ganze Zeit gelebt. Das ist ein wichtiger Baustein, den man weiterhin so gut wie möglich ausbauen muss, um daraus eigene Spieler für die Kampfmannschaft zu entwickeln und anders als in der Vergangenheit Spieler auch zu halten. Das wird nicht immer gelingen, aber das ist das Ziel und der Plan. Es schließt aber auch nicht aus, dass man auch mal Transfers von außerhalb braucht, um die Mannschaft insgesamt und den Klub zu stärken."

"Ich hatte immer ein ganz gutes Auge für Talente"

Wie er dabei helfen kann?

"Ich werde natürlich unterwegs sein, im In- und Ausland. Ein wichtiger Teil meiner Arbeit wird es zum Beispiel sein, bei Transfers mitzuwirken und zum Beispiel spannende junge Nachwuchsspieler für uns zu entdecken und sie für eine unserer Mannschaften zu begeistern. Ich hatte ja in der Vergangenheit durchaus ein ganz gutes Auge für Talente und meine Augen sind diesbezüglich nicht schlechter geworden."

Es sind interessante Ansätze, welche der Fußball-Fachmann mitbringt, nicht umsonst hat er Erfolge vorzuweisen wie wenige andere Deutsche vor ihm. Allerdings wird es auch interessant sein, wie sehr die Admira von diesem Zusammenschluss profitieren kann. Ein Anfang ist einmal gemacht, nun muss der "Königstransfer" aber auch liefern.

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