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Rapid: Darauf kommt es jetzt an

Interimslösung, enger Terminplan, Krise - was bei Rapid nun Priorität hat:

Rapid: Darauf kommt es jetzt an Foto: © GEPA

Beim SK Rapid ist die Post-Kühbauer-Ära angebrochen.

Für viele war es nur noch eine Frage der Zeit, für andere wiederum kam der Zeitpunkt der Trennung doch unerwartet. Mit Thomas Hickersberger und Steffen Hofmann hat es das Interimstrainer-Duo auch überraschend getroffen.

Auf der einen Seite der 48-jährige Fußball-Experte, von dem alle als Co-Trainer schwärmen (Der Beste, aber kein Chef >>>), auf der anderen Seite der 41-jährige Ex-Kapitän, der grün-weiße Fußballgott, die Klub-Ikone schlechthin.

Wieder einmal ist bei den Hütteldorfern ein Umbruch von Nöten, der noch vor Weihnachten vollzogen werden soll. Doch warauf kommt es jetzt wirklich an? An welchen Schrauben muss gedreht werden und was kann das Interims-Gespann bewirken? LAOLA1 weiß, welche Punkte entscheidend sein werden:

Bis Winter mit Hicke/Hofmann? Das Restprogramm:

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Noch ist unklar, wie lange Hickersberger und Hofmann die für beide Ex-Spieler unangenehme Rolle in der ersten Reihe einnehmen werden. Kommuniziert wurde, dass sie so lange einspringen sollen, bis ein Nachfolger für Didi Kühbauer gefunden wurde. Von wenigen Tagen bis zum Start der Frühjahrsvorbereitung Anfang Jänner ist diese Zeitspanne flexibel. Fakt ist, dass für die Grün-Weißen richtungsweisende Spiele bevorstehen und noch ein heißer Endspurt vor der Winterpause wartet.

Daheim gegen den SCR Altach (So., 20.11.) wollen sich die Wiener gegen Ex-Coach Damir Canadi keine Blöße geben. Mit dem Europa-League-Heimspiel gegen West Ham United (Do., 25.11.), wo noch die theoretische Chance auf den Aufstieg gewahrt werden soll, startet eine englische Woche, die mit dem Gastspiel in Ried (So., 28.11.) seine Fortsetzung findet. Danach wartet eine Woche Vorbereitung auf das große Wiener Derby gegen die ebenso angeschlagene Austria (So., 5.12.). Danach könnte es international gegen KRC Genk (Do., 9.12.) möglicherweise noch um etwas gehen, ehe der Saisonabschluss bei der Admira (So., 12.12.) Mitte Dezember erfolgt.

Sechs Spiele in drei Wochen, wo im Europacup noch das Überwintern angestrebt wird, aber vor allem in der Bundesliga der Aufschwung gelingen soll. Als Tabellen-Siebenter liegt man klar hinter den Erwartungen zurück, auch wenn der Rückstand auf Rang vier nur zwei Punkte beträgt. Trotzdem will man nicht bis ins Frühjahr um die Top 6 zittern müssen, umso mehr Bedeutung kommt den Spielen vor Weihnachten zu.

Das Team muss wieder ein Team werden:

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Nur ein eingeschworenes Team kann auch Leistung abrufen, darüber sind sich alle einig. In letzter Zeit häuften sich die Nebengeräusche, drang auch in Person von Emanuel Aiwu oder Thorsten Schick an die Öffentlichkeit, dass scheinbar nicht alle an einem Strang ziehen. Davon, dass ein paar Spieler ihr eigenes Süppchen kochen, war die Rede. Auch davon, dass der Matchplan ignoriert wurde - ob absichtlich oder nicht sei dahingestellt.

Dazu kommt die angespannte Kadersituation mit vielen Verletzten, Ausfällen und der Dauerbelastung in drei Bewerben. Didi Kühbauer wurde in den vergangenen Wochen nicht müde, diesen Fakt gebetsmühlenartig zu wiederholen. Auch wenn es der Wahrheit nahe kommt, wurde den Spielern damit indirekt ein Alibi gegeben, warum es nicht rund läuft. Darunter litt die Eingewöhnungsphase von jungen Neuzugängen wie Aiwu, Thierno Ballo und Co. Prinzipiell ist aber eine gute Mischung zwischen aufstrebenden U21-Teamspielern bis hin zu Routiniers vorhanden.

Steffen Hofmann, als Idol zu dem die Spieler aufschauen und der einen besonderen Draht zu den Youngstern hat, sowie Thomas Hickersberger, der alle Kaderspieler seit Jahren kennt, ist es durchaus zuzutrauen, diese "Jetzt-erst-recht-Mentalität" herauszukitzeln und mit mannschaftlicher Geschlossenheit wieder in die Spur zu finden.

Einfachheit vor taktischer Revolution:

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Nachdem die Achterbahnfahrt in den vergangenen Wochen kein Ende gefunden hat, muss sich spielerisch etwas ändern. Stabilität ist eines jener Zauberworte, die Hickersberger und Hofmann mit Sicherheit vermitteln werden. Eine taktische Revolution des Interims-Trainerduos zu erwarten, wäre vermessen. Vor allem Hickersberger mit seiner langjährigen Erfahrung und seiner zweifelsohne vorhandenen taktischen Versiertheit ist es zuzutrauen, die richtigen Schlüsse zu ziehen und das Team neu einzustellen. Mit Ideen, die vielleicht als Assistent nicht genügend Gehör gefunden haben.

Einfachheit schlägt in diesem Fall aber mit Sicherheit Komplexität. Das System Kühbauer über die Länderspielpause komplett umzustoßen und neue Wege zu gehen, ist wohl nicht der Weisheit letzter Schluss. Viel mehr wird man sich Mechanismen, die greifen sollen, Schritt für Schritt erarbeiten müssen, um sich kontinuierlich in jene Richtung zu entwickeln, wo man Rapid sehen will. Es wäre auch nicht im Sinne der Spieler jetzt alles umzustellen und in ein, zwei, drei Wochen unter einem neuen Cheftrainer erneut alles zu hinterfragen.

Spieler müssen sich wieder zeigen:

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Bis auf wenige Ausnahmen konnten in der entscheidenden Phase, wo es für Rapid immer weiter bergab ging, kaum Spieler über sich hinauswachsen. Selbst bei Marco Grüll, der den Grün-Weißen mit seiner Unbekümmertheit und seinen Scorerpunkten gut tut, waren schon Verschleißerscheinungen zu erkennen.

Ansonsten hinken einige Akteure ihrer Form der Vorsaison hinterher. Etwa Ercan Kara, Taxiarchis Fountas oder auch Maximilian Ullmann - vorrangig jene, die schon im Sommer mit einem Auslandswechsel liebäugelten. Dazu kommen wiederum welche, die ihre Chance auch in der Krise nicht nützen konnten, um sich ins Rampenlicht zu spielen. Trotz Routine haben es auch Spieler wie Max Hofmann oder Filip Stojkovic nicht geschafft, die Führung zu übernehmen und die ohne Zweifel talentierten, aufstrebenden Youngster unter ihren Fittichen reifen zu lassen.

Ein Neuanfang kann aber auch eine Chance sein, wieder Prozentpunkte aus dem einen oder anderen herauszukitzeln. Neben defensiver Stabilität und einer besseren Chancenverwertung vor dem Tor wird es vor allem darauf ankommen, das Spiel wieder in geordnetere Bahnen zu lenken und einen oder mehrere Spielmacher zu entwickeln, welche die Fäden in die Hand nehmen. Wenn in dieser Hinsicht auch Steffen Hofmann - der uneingeschränkte Regisseur über viele Jahre - nicht helfen kann, dann wohl keiner. Mehr spielerische Linie würde auch wieder jenes Vertrauen in eigene Stärken hervorbringen, das zuletzt so schmerzlich vermisst wurde.

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