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Klagenfurter Traum! Pacult: "Kleines Bier erlaubt"

Erfolgstrainer jubelt! So viel ist Klagenfurts Meistergruppen-Traum wert:

Klagenfurter Traum! Pacult: Foto: © GEPA

Wenn's mal wieder länger dauert - nach der 0:3-Niederlage bei Rapid (Spielbericht >>>) verharrten die Spieler von Austria Klagenfurt auf dem Rasen des Allianz Stadions, immer mit einem Blick auf das Handy oder die umliegenden Monitore.

Erst Minuten später war klar: Das 2:2 zwischen Ried und Sturm Graz reicht den Kärntnern, um als erster Aufsteiger die Qualifikation für die Meistergruppe der Bundesliga zu schaffen.

Auch wenn sich Sportchef Matthias Imhof und Erfolgstrainer Peter Pacult daraufhin in den Armen lagen, ein Tänzchen wie einst Otto Baric und Rudi Quehenberger bei Austria Salzburg rissen die beiden nicht an. Dafür ließ sich die Mannschaft von den mitgereisten Fans feiern.

Der Aufstieg unter die Top 6 ist gar nicht hoch genug einzuschätzen. "Unglaublich! Wir haben Geschichte geschrieben, als erster Aufsteiger in die Meistergruppe zu kommen. Das haben wir uns über die ganze Saison erarbeitet und auch verdient, auch wenn wir heute nicht das gezeigt haben, was wir können. Aber im Großen und Ganzen haben wir es uns verdient, da oben zu stehen", jubelte Turgay Gemicibasi ausgelassen. "Das wird eine lange Heimfahrt, da wird auf jeden Fall gefeiert."

Auch Trainer Peter Pacult war erleichtert, gut drauf und scherzte: "Bis morgen um 10 Uhr können sie frei haben. Was wollen sie feiern?"

Um dann doch nachgiebig zu sein: "Ein kleines Bier ist erlaubt, sie dürfen im Bus feiern. Morgen gibt es das Auslaufen und am Dienstag haben sie frei, weil wir erst am Sonntag wieder spielen. Aber dementsprechend muss man als Profi weitermachen."

Kleiner Hoffnungsschimmer für die Spieler im Hinblick auf eine längere Party? "Außer der Bus verfährt sich heute", das könne schon mal passieren, lachte Pacult.

Pacult über Erlösung: "Das Engele hat auf uns runtergeschaut"

Nach der kurzen Feier auf dem Platz verschwanden alle Klagenfurter in der Kabine und waren längere Zeit nicht mehr gesehen. Der Trainerfuchs, seit 14 Jahren Rapids letzter Meistermacher - was er nicht müde wird zu betonen -, sprach von einer gelösten Stimmung und einem absolut verdienten Ausgang des Rennens um die letzten Meistergruppen-Tickets.

Bis zur 75. Minute wollte Pacult nicht wissen, wie es auf den anderen Plätzen steht, eigentlich wollte er es mit den Kärntnern aus eigener Kraft schaffen. "Ich habe erst dann Informationen bekommen, dass wir mehr machen müssen, aber da stand es schon 0:2. Dann haben wir nur noch hoffen können, dass auf den anderen Plätzen was passiert. Das Engele hat auf uns runtergeschaut."

Gleichzeitig wollte man nicht aufmachen und ins offene Messer rennen, "weil abschlachten wollten wir uns auch nicht lassen."

Auch im Moment des großen Erfolgs konnte Pacult nicht ganz aus seiner Haut, das klare 0:3 bei Rapid sei nicht so leicht abzuhaken. "Trotzdem liegt mir das als Trainer noch schwer im Magen, da diese Niederlage nicht so eingeplant war. Wir wollten schon aus eigener Kraft die Top 6 erreichen. Leider ist uns das nicht gelungen, wir mussten auf Schützenhilfe warten. Die nehmen wir aber gerne an."

Gemicibasi kündigte sogar an, dass man sich etwas für Sturm Graz überlegen wolle, weil die Steirer mit dem späten Ausgleich gegen Ried Klagenfurts Wunder noch möglich machten. Doch Pacult ist bekanntlich aus einem anderen Holz geschnitzt: "Ich denke, Sturm Graz wollte auch in Ried gewinnen. Da irgendwie danke zu sagen, ist das falsche Wort. Sie haben ihre Leistung gebracht, wir unsere, auch wenn wir es selber schaffen wollten. Aber die letzten zehn Minuten waren dort ja sehr turbulent. Auch Ried hätte es sich verdient, unter den ersten Sechs zu sein, weil sie auch eine tolle Saison gesielt haben."

Gleichzeitig muss Pacult zugeben: "Ich wäre sehr enttäuscht gewesen, wenn wir nicht unter den Top 6 geblieben wären. Das wäre schon eine Riesenenttäuschung gewesen."

Planungssicherheit schon im März? "Super Sache"

Doch im Endeffekt kam es anders und lässt die Welt auf der anderen Seite des Packsattels in einem ganz anderen Licht erstrahlen. Plötzlich zählt Klagenfurt zu den Großen. Doch was ist der Aufstieg ins obere Playoff wirklich wert für den Aufsteiger?

"In erster Linie ist es für den Verein eine super Sache, weil er dadurch Planungssicherheit hat, ich gehe auch davon aus, dass wir die Lizenz für 2022/23 kriegen. Es ist schon ein großer Vorteil, dass du Anfang März schon anfangen kannst, gewisse Dinge zu planen", braucht sich Pacult keine Gedanken mehr über den Abstieg machen.

"Für die Mannschaft freut es mich natürlich irrsinnig, auch wenn es bis zum Schluss sehr eng war, aber sie hat über diese 22 Spiele wirklich eine tolle Saison gespielt. Auch wenn es jetzt vielleicht für andere Vereine komisch klingt, denke ich schon, dass wir verdient unter den ersten Sechs stehen, weil wir nie eine Phase gehabt haben, wo wir über drei, vier Spiele keinen Erfolg oder eine Negativserie gehabt haben."

3 Punkte hinter Platz 2: "Dann greifen wir an"

Gleich auf mögliche Ziele in der Meistergruppe angesprochen, steigt Pacult auf die Bremse. "Bitte lasst mich erst einmal verarbeiten, dass wir verloren haben und in der Meistergruppe stehen."

Darauf hingewiesen, dass die Violetten nach der Punkteteilung nur drei Punkte hinter dem Zweiten Sturm Graz und dem Dritten WAC liegen, entgegnet Pacult voller nicht ganz ernst gemeinter Angriffslust: "Dann greifen wir an! Wenn schon, denn schon."

Denn als erstes Team, dass in dieser Saison RB Salzburg schlagen konnte, als erster Aufsteiger in der Meistergruppe sowieso, haben die Waidmannsdorfer Ausrufezeichen gesetzt, zudem tolle Spiele in Hütteldorf und daheim erlebt.

Für viele Akteure ist das Erlebte absolutes Neuland, nur Thorsten Mahrer, Markus Pink und Florian Rieder hatten vor dem Aufstieg Bundesliga-Erfahrung, viele andere Spieler kamen aus der 2. oder 3. Liga.

"Es ist schön, für die Spieler eine tolle Aufgabe. Sie können dadurch nur lernen. Alleine diese Komponente ist eine tolle Situation und eine Riesenaufgabe, was uns jetzt erwartet", gesteht Pacult, denn mit Duellen gegen Salzburg, Sturm, WAC, Austria und Rapid ist man nun im Konzert der Großen mit dabei.

Etwas Neues aufbauen: "Austria Klagenfurt war 15 Jahre weg vom Fenster"

Trotzdem sieht der 62-jährige Wiener sein Team alles andere als chancenlos. Die Vorfreude auf zwei Kärntner-Derbys, große Spiele in Salzburg bei Rapid oder Austria begeistern alle Beteiligten.

"Auch wenn es schwere Spiele werden und man sich auf bittere Spiele einstellen muss. Aber wenn wir die Tugenden wie im Herbst bringen, über den Kampf ins Spiel kommen, dann werden wir auch im Meister-Playoff unsere Punkte machen. Das Ziel werden wir uns als Mannschaft setzen. Nicht nur der Trainer oder der Verein gibt die Ziele vor - man muss auch intern klären, was sich die Mannschaft vorstellt."

Das große Ziel ist es nun, diese Aufbruchstimmung in Klagenfurt auch richtig zu verkaufen. Denn nach Jahren der Orientierungslosigkeit hoffen Pacult und Co. schon, dass auch wieder mehrere Zuschauer den Erfolgslauf der Klagenfurter würdigen.

"Austria Klagenfurt war 15 Jahre weg vom Fenster, bis in die Regionalliga, hatte keine hochklassigen Spiele. Das muss man sich erst wieder erarbeiten, da ist eine ganze Generation an Zuschauern weggebrochen. Aber es ist umso schöner, dass wir jetzt dabei sind. Die Chance wollen wir nützen."

Zuerst wird aber gefeiert - möglicherweise mit mehr als einem kleinen Bier, wenn sich der Bus verfährt.


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