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Junior Adamu - eine der heißesten Stürmer-Aktien

Der Salzburg-Youngster war nie ein Supertalent, aber er hat sich nach oben gearbeitet.

Junior Adamu - eine der heißesten Stürmer-Aktien Foto: © GEPA

Es gibt diese Spieler, deren Weg schon sehr früh vorgezeichnet ist. Praktisch mit dem ersten Tritt gegen den Ball ist klar, dass sie ein außergewöhnliches Talent haben. Von frühester Kindheit an zerschießen sie alles, haben fast schon utopische Scorerzahlen im Nachwuchs und lösen das von ihnen gegebene Versprechen schließlich auch im Erwachsenen-Fußball ein.

Chukwubuike „Junior“ Adamu ist keiner von ihnen, eine Karriere als Profi-Kicker wurde ihm nur von den wenigsten zugetraut. Und dennoch hat sich der 19-Jährige inzwischen zu einer der größten Stürmer-Hoffnungen des Landes gemausert.

Der Youngster hat im September sein Debüt für die Profis des FC Red Bull Salzburg gefeiert, gilt als bester junger Stürmer in der 2. Liga und wurde nun auch erstmals in die ÖFB-U21 einberufen.

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Aus dem Norden Nigerias nach Graz

Als der praktizierende Christ im Juni 2001 in Kano, mit rund 2,4 Millionen Einwohnern die viertgrößte Stadt Nigerias, zur Welt kam, deutete praktisch gar nichts daraufhin, dass Adamu irgendwann mal das ÖFB-Trikot tragen würde. Doch schon im Alter von drei Jahren übersiedelte er mit seiner Familie nach Graz.

"Nach zwei Wochen im Training habe ich Juniors Papa geraten, dass er seinen Buben lieber Handball spielen schicken soll. Oder Federball"

Seine ersten Gehversuche auf dem Fußballplatz offenbarten kein großes Talent. Beim inzwischen aufgelösten Unterklasse-Verein GSV Wacker war der damalige Jugendtrainer und Nachwuchsleiter Christian Payerhofer nicht unbedingt angetan vom Können des Buben.

„Nach zwei Wochen im Training habe ich Juniors Papa geraten, dass er seinen Buben lieber Handball spielen schicken soll. Oder Federball“, erinnerte sich Payerhofer einmal in der „Kleinen“. Doch schon in ganz jungen Jahren arbeitete Adamu hart, legte Extraschichten ein, was sich bezahlt machen sollte.

2014 wechselte der Stürmer zum GAK und konnte dort auf sich aufmerksam machen. Der SK Sturm, Rapid Wien und die Admira warben vergeblich um ihn, als Red Bull Salzburg dann anklopfte, sagte Adamu zu und wechselte in die Akademie der „Bullen“.

Ein starkes Jahr, dann Probleme

Foto: © GEPA

Dort konnte er in der Saison 2016/17 überzeugen, war mit 21 Treffern nicht nur Torschützenkönig, sondern auch maßgeblich daran beteiligt, dass die von Gerhard Struber betreute U16 den Meistertitel erringen konnte.

So richtig rund lief es aber nur in dieser einen Saison. Der Umstieg auf die U18 bereitete Junior große Probleme, die sportlich Verantwortlichen waren dabei, das Vertrauen in den Angreifer zu verlieren. Der älteste von sechs Geschwistern – ein Bruder und eine Schwester kicken aktuell beim GAK – galt stets als harter Arbeiter, aber nie als großer Könner.

Umso überraschender war in Salzburg für alle, dass Adamu seine große Chance im Frühjahr 2019 zu nutzen wusste. Zahlreiche Verletzungsprobleme spülten ihn im Februar in den Kader des FC Liefering, wo der Teenager seinen ersten Startelf-Einsatz in der 2. Liga mit einem Doppelpack krönte. Nach sechs Partien standen vier Tore und zwei Assists zu Buche.

Binnen weniger Wochen hatte er die interne Konkurrenz überholt und sich das Vertrauen der Klubführung zurückerkämpft. Belohnt wurde er im Sommer 2019 mit einem Profi-Vertrag bis Sommer 2023 und einem fixen Platz im Kader des FC Liefering.

Lob von Gregoritsch und Svensson

"Er positioniert sich besser, liest das Spiel schneller, wird dadurch torgefährlicher und versteht das Offensivspiel besser. Er ist als Spieler intelligenter geworden."

Als nach der U21-EM in Italien im Sommer 2019 über das Problem diskutiert wurde, dass im österreichischen Nachwuchs kaum treffsichere Stürmer ausgebildet würden, hatte U21-Teamchef Werner Gregoritsch den „Jungbullen“ bereits am Zettel: „Marko Raguz vom LASK ist einer, der Tore machen kann, Adamu vom FC Liefering ist auch einer.“

In der Saison 2019/20 gelang der nächste Entwicklungsschritt. 14 Tore in 20 Spielen für Liefering, sechs Tore in sieben Spielen in der UEFA Youth League. Die Lernkurve unter Neo-Coach Bo Svensson zeigte steil nach oben.

Svensson erklärt: „Er ist ein sehr mannschaftsdienlicher Spieler, der sehr hart arbeitet. Er war körperlich immer extrem gut, aber was die Taktik angeht – vor allem mit dem Ball – hat er einen Schritt nach vorne gemacht. Er positioniert sich besser, liest das Spiel schneller, wird dadurch torgefährlicher und versteht das Offensivspiel besser. Er ist als Spieler intelligenter geworden. Viele haben über ihn früher immer nur gesagt, dass er hart arbeitet und ein fleißiger Spieler ist. Jetzt bringt er zusätzlich noch etwas mit: Tore.“

Ein neuer Vertrag bis Sommer 2025

Foto: © GEPA

Diesen Sommer trainierte Adamu dann schon mit den Profis der „Bullen“, feierte im Cup gegen Bregenz sein Debüt. Sein Alltag findet aber weiterhin in der 2. Liga statt. Fünf Tore und drei Assists in acht Partien belegen, dass der junge Mann, dessen Familie in Feldkirchen lebt, konstant liefert.

Das ist freilich auch Christoph Freund nicht entgangen. Anfang Oktober wurde der Vertrag des Goalgetters vorzeitig bis Sommer 2025 verlängert. Der Salzburger Sportchef lobt: „Junior ist ein junger, ehrgeiziger und immer positiver Typ, der sich in den letzten Jahren bei uns in Salzburg richtig gut weiterentwickelt hat. Er hat viele Anlagen, die perfekt zu unserer Art von Fußball passen, und wir sind überzeugt davon, dass aber noch viel mehr in ihm steckt, weshalb wir ihn auch langfristig an uns gebunden haben.“

Es ist das Gesamtpaket, das überzeugt. Junior, der bisher zehn Nachwuchsländerspiele in den Beinen hat, ordnet seiner Karriere alles unter. Als ihn die Salzburger im Sommer 2019 nach dem letzten Spiel des FC Liefering in den Urlaub schicken wollten, bestand Adamu darauf, noch das finale Saisonspiel mit der U18 zu bestreiten. Sein Arbeitspensum ist nicht nur während der 90 Minuten auf dem Feld hoch.

„Ich bin ein Antreiber auf dem Platz, ich pushe meine Mitspieler“, beschrieb sich der RBS-Kicker, der im Sommer seine Lehrabschlussprüfung erfolgreich absolviert hat, einmal selbst. Hinzu kommen Speed, Kopfballstärke und Spielfreude. Und seit geraumer Zeit nun auch regelmäßige Tore.

Da ist es dann auch egal, dass Adamu in seiner Kindheit nicht das Supertalent schlechthin war. Was zählt, ist das Jetzt. Und in der Gegenwart ist Junior eine der heißesten Stürmer-Aktien dieses Landes

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