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Erling Haaland: Darum wurde es Dortmund

Das erwartet den Norweger - und so könnte Salzburg weitermachen:

Erling Haaland: Darum wurde es Dortmund Foto: © getty

Wochen, gar Monate wurde spekuliert, wann und wohin Erling Haaland den nächsten Schritt in seiner aufstrebenden Karriere setzen wird.

Seit Sonntag ist klar: Es wird die deutsche Bundesliga.

Nicht Manchester United, nicht Juventus Turin, auch nicht RB Leipzig - die heißesten Gerüchte der letzten Zeit - sondern Borussia Dortmund heißt die nächste Destination des 19-jährigen Norwegers. Mit acht Toren in der Champions-League-Gruppenphase wurde der Stürmer zur heißesten Aktie des europäischen Transfermarkts, aber die ganz großen Namen des Kontinents müssen noch warten.

LAOLA1 hat die Facts rund um den Wechsel: Was ihn in Dortmund erwartet, wo sich der Transfer einordnen lässt und wie der FC Red Bull Salzburg ihn ersetzen könnte:

Darum wurde es Dortmund

40 Millionen? 60? Oder gar 100? Die Spekulationen um den baldigen Abgangs Haaland drehten sich weniger um das "wann", als um das "wohin" und "um wieviel". Nun weiß man: Finanzielle Aspekte waren zumindest aus Sicht des abgebenden Vereins kein großer Faktor, die vom "Kicker" berichteten 20 Millionen Euro Ablöse waren in einer Klausel festgesetzt.

So wurden die gehaltstechnischen und sportlichen Vorstellungen des Spielers zum wichtigeren Aspekt, und hier sind die Aussichten in Dortmund rosiger. Die "Bild" berichtete nur kurz vor dem vollzogenen Transfer, dass Haaland auch deswegen nicht zu Leipzig wollte, weil sich hier in der Offensive deutlich mehr Konkurrenz vorgefunden hätte. Auch die Gehaltsvorstellungen des Youngsters hätten schon jetzt nicht ins Gehaltsgefüge der Leipziger gepasst. Die deutsche Bundesliga ist aber die naheliegende "Kragenweite" für den nächsten Schritt, mit weit weniger Erfolgsdruck als etwa in Turin oder Manchester.

In Dortmund findet Haaland nun die ideale Kombination aus realistischen Aussichten auf viel Einsatzzeit und erfüllten finanziellen Vorstellungen vor, denn der BVB hatte hohe Notwendigkeit nach einem Spielertyp seiner Art.

Billig wird die Angelegenheit aber auch für Schwarz-Gelb nicht ausgehen: Neben der eigentlichen Ablöse sollen weitere 80 Millionen Euro an Gehalt und Beraterprovisionen dazukommen, womit sich das Gesamtpaket auch wieder auf 100 Millionen belaufen würde. Dafür gibt es einen Spieler, der im Erfolgsfall entweder sportlich eine Weile Freude machen oder enormen Wiederverkaufswert bringen wird, denn Haalands Vertrag läuft bis Sommer 2024.

Was erwartet Haaland in Dortmund?

Borussia Dortmund bekommt einen "Neuner" - und damit einen Spieler, der sofort helfen kann und muss. Mit Paco Alcacer - der sehr verletzungsanfällig ist - und Mario Götze standen zuletzt nur zwei Mittelstürmer im Kader, die noch dazu in letzter Zeit nicht überzeugen konnten.

Zwar startete Alcacer mit fünf Toren in vier Spielen in die Saison, er verletzte sich Anfang Oktober aber an der Achillessehne und war seither nicht mehr erste Wahl - dementsprechend kam kein einziges Tor mehr dazu. In den letzten vier Spielen des Herbstes standen nur läppische zehn Einsatzminuten für den Spanier zu Buche.

Lucien Favre vertraute auf Götze aber ebensowenig: Auch er spielte in den letzten sechs Bundesliga-Partien kaum eine Rolle, wurde dreimal eingewechselt und kehrte erst zum Abschluss in Hoffenheim verletzungsbedingt in die Start-Elf zurück. Das dankte er zwar mit einem Tor, das Spiel wurde trotzdem verloren.

"Wir alle dürfen uns auf einen ehrgeizigen, athletischen und physisch starken Mittelstürmer mit ausgeprägtem Torinstinkt und beeindruckendem Tempo freuen, den wir in Dortmund weiterentwickeln möchten."

Michael Zorc (BVB-Sportdirektor)

Erste Wahl als Stürmer an vorderster Front war vielmehr Marco Reus, der diese offensivere Rolle zwar durchaus mit Toren bestätigte, aber im zentralen Mittelfeld ebenso gebraucht wird. Gegen Hoffenheim fehlte der Kapitän schließlich mit einem Muskelfaserriss und offenbarte die dünne Personaldecke in Sachen Stürmer.

So könnte Haaland schnell zum wichtigen Baustein der Dortmunder Offensive werden, die im Frühjahr liefern muss: Auf die Tabellenspitze sind es nur fünf Punkte Rückstand, im Champions-League-Achtelfinale wartet mit Paris Saint Germain eine hohe Hürde.

Und die Zukunft wird auch spannend: Mit dem 19-jährigen englischen Altersgenossen Jadon Sancho (neun Tore und zehn Assists in 15 Bundesliga-Spielen), dem 21-jährigen Dänen Jacob Bruun Larsen - der sich aber noch hinter Thorgan Hazard anstellen muss - auf den Flügeln und dem 23-jährigen Julian Brandt, der auf der Seite wie im Zentrum spielen kann, hat Dortmund zukünftig ein Offensiv-Quartett in seinen Reihen, welches das letzte Jahrtausend größtenteils aus Erzählungen kennt.

 

Das sagen die Beteiligten

Erling Haaland: "Mein Wechsel zum FC Red Bull Salzburg war die bisher beste Entscheidung meines Lebens. Im letzten Jahr ist so unglaublich viel passiert, es ist kaum zu glauben. Dabei hatte ich die Möglichkeit, in einem perfekten Umfeld und in kurzer Zeit so viel zu lernen. Dafür bin ich allen Menschen im Klub außerordentlich dankbar. Ich bin stolz, ein Teil dieser Mannschaft gewesen zu sein, und wünsche allen, dass die Saison in Salzburg so erfolgreich fortgesetzt werden kann. Für mich geht die Reise jetzt bei Borussia Dortmund weiter, ich werde jedoch immer mit Freude nach Salzburg zurückblicken. Ich hatte intensive Gespräche mit der Klubführung und der sportlichen Leitung, insbesondere mit Hans-Joachim Watzke, Michael Zorc und Trainer Lucien Favre. Da war von Anfang an das Gefühl, dass ich unbedingt zu diesem Klub wechseln, diesen Weg gehen und in dieser unglaublichen Dortmunder Atmosphäre vor mehr als 80.000 Zuschauern Fußball spielen will. Ich brenne schon darauf."

Christoph Freund (Sportdirektor Salzburg): "Es ist unglaublich, wie sich Erling bei uns entwickelt und welche herausragenden Leistungen er gemeinsam mit unserer Mannschaft erbracht hat. Wir sind stolz, dass wir einen weiteren jungen Spieler auf dieses Leistungslevel bringen konnten. Ohne Ausstiegsklausel wäre seine Verpflichtung im Sommer 2018 für den FC Red Bull Salzburg niemals möglich gewesen. Wir wünschen Erling viel Glück auf seinem weiteren Weg, der ihn - davon bin ich überzeugt - noch sehr weit führen wird."

Hans-Joachim Watzke (Vorsitzender Geschäftsführung Dortmund): "Wir alle dürfen uns auf einen ehrgeizigen, athletischen und physisch starken Mittelstürmer mit ausgeprägtem Torinstinkt und beeindruckendem Tempo freuen, den wir in Dortmund weiterentwickeln möchten. Mit 19 Jahren steht Erling selbstverständlich noch am Anfang einer hoffentlich großen Karriere!"

Michael Zorc (Sportdirektor Dortmund): "Trotz vieler Angebote absoluter Top-Klubs aus ganz Europa hat sich Erling Haaland für die sportliche Aufgabe beim BVB und die Perspektive, die wir ihm aufgezeigt haben, entschieden. Unsere Hartnäckigkeit hat sich ausgezahlt. Wir alle dürfen uns auf einen ehrgeizigen, athletischen und physisch starken Mittelstürmer mit ausgeprägtem Torinstinkt und beeindruckendem Tempo freuen, den wir in Dortmund weiterentwickeln möchten."

 

Wo reiht sich der Wechsel in Salzburgs Historie ein?

Entgegen der hohen Erwartungen im Vorfeld, wonach sämtliche Bundesliga-Transferrekorde durch Haaland gesprengt werden hätten sollen, ist sein Wechsel nach Deutschland "nur" der dritt-lukrativste Transfer in der Geschichte Red Bull Salzburgs (die in den Top 20 der Statistik fast mit der Transfer-Historie der gesamten österreichischen Bundesliga gleichzusetzen ist).

Für Naby Keita (für 29,75 Mio. zu RB Leipzig bzw. später Liverpool) und Sadio Mane (für 23 Mio. zu Southampton bzw. später Liverpool) gab es, Bonuszahlungen für Weiterverkäufe eingerechnet, mehr Ablöse. Aber noch nie bekam ein österreichischer Verein 20 Millionen Euro auf einen Schlag überwiesen.

In den letzten sechs Jahren summieren sich die Einnahmen mittlerweile auf fast 300 Millionen Euro. Die 17 teuersten Transfers der Bundesliga-Geschichte gehen allesamt auf die Kappe der Bullen und fanden durchgehend in diesem Zeitraum statt. Erst im Sommer kassierten die Mozartstädter zweistellige Ablösesummen für Munas Dabbur (Sevilla, 17 Mio. Euro), Xaver Schlager (Wolfsburg, 15), Stefan Lainer (Gladbach, 12,5), Hannes Wolf (Leipzig, 12) und Diadie Samassekou (Hoffenheim, 12).

Zuletzt wechselte mit Takumi Minamino eine Stütze nach Liverpool, am Papier der prestigeträchtigste direkte Wechsel - auch hier wurden aufgrund einer Ausstiegsklausel "nur" 8,5 Millionen fällig.

Wer kann ihn jetzt ersetzen?

Auf der negativen Seite verliert Red Bull Salzburg neben Takumi Minamino einen weiteren wichtigen Baustein der Offensive für das Frühjahr, in dem mit dem Bundesliga-Zweikampf gegen den LASK, der möglichen Titelverteidigung im ÖFB-Cup und dem heiß erwarteten Europa-League-Duell mit Eintracht Frankfurt weiterhin drei "Hochzeiten" warten, auf denen es zu tanzen gilt.

Foto: © GEPA

Die Lücke an vorderster Front wird wesentlich einfacher zu ersetzen sein, als jene am Flügel: Haaland stand in 18 Bundesliga-Runden "nur" elfmal in der Start-Formation, viermal fehlte er verletzungsbedingt ganz. Mit Patson Daka, Smail Prevljak (nur vier Herbst-Einsätze) und Sekou Koita (gegenwärtig aber mit Bauchverletzung out) gibt es drei weitere potenzielle Mittelstürmer in der Kampfmannschaft, wenn man Hee-chan Hwangs möglichen Winter-Abgang schon berücksichtigt. Daka kommt mit 14 Bundesliga-Toren auch fast an Haalands Werte heran.

Beim FC Liefering scharren mit dem 17-jährigen Karim Adeyemi (acht Tore und sieben Assists in 13 Zweitliga-Spielen) und dem 18-jährigen Junior Adamu (acht Tore und ein Assist in verletzungsbedingt nur neun Spielen) schon zwei weitere Stürmer in den Startlöchern, die in Zukunft die nächsten großen Hoffnungsträger sein sollen - auch in finanzieller Hinsicht.

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