Roter Faden! So beschreibt Rapid die Philosophie
Wurde noch vor einigen Monaten nach der taktischen Ausrichtung gefragt, wurde meist das Leitbild "Gemeinsam. Kämpfen. Siegen." zitiert, ohne genauer ins Detail zu gehen.
Da die Grün-Weißen selbst mit der neuen, durchgängigen Idee an die Öffentlichkeit gegangen war, müssen nun aber Erklärungen auf den Tisch. Auch Sportdirektor Zoran Barisic wollte gleich einmal den Salzburg-Vergleich abwenden: "Es ist es auch in Salzburg nicht so, da wird auch das System in der Kampfmannschaft immer wieder abgeändert. Damit muss man sehr vorsichtig sein."
Dann versuchte er, die Pläne der Hütteldorfer detailgetreu zu erklären: "Uns geht es darum, dass unser roter Faden in der Ausbilungsphilosophie nicht ins Stocken gerät. Durchlässigkeit geht bis hin zur Kampfmannschaft. Natürlich ist es so, dass wir aktiv, spielbestimmend, aktiv gegen und mit den Ball unabhängig vom Positionsspiel sein wollen. Wir werden in den nächsten drei Spielen nicht reinbringen, dass wir 90 Minuten Powerpressing machen. Aber es sind schon gewisse Elemente dabei, auch bei Feldhofer, die wir implementieren und adaptieren wollen, was uns weiterbringt als Mannschaft, als Klub und uns vielleicht auch auf die nächste Ebene hieven kann."
Barisic hielt aber gleichzeitig auch fest, dass die Hütteldorfer bei den Details nicht übertreiben müssen. Angeblich liegen die genauen Pläne auf, an die Öffentlichkeit werden diese aber wohl nicht geraten: "Ich will jetzt nicht sagen, dass wir innerhalb der nächsten sechs Sekunden den Ball erobern und innerhalb von zehn Minuten aufs Tor schießen wollen. Das ist das, was ihr hören wollt. Aber das ist nicht das Hauptkriterium."
Was der Ex-Kicker (ein Länderspiel-Einsatz) und ehemalige Trainer aber sehen will: "Wichtig ist, dass es einen Wiedererkennungswert gibt, dass es einen Rapid-Style gibt, den wir entwickeln werden. Das geht nur gemeinsam. Das geht nur, wenn man es wirklich will - von unten bis oben. Im Fußball gibt es nicht so viele Geheimnisse. Um Fußball zu spielen, muss man nicht unbedingt einen Master oder Bachelor haben. Wir wollen unseren Rapid-Fußball gemeinsam weiterentwickeln."
Geduld ein Fremdwort: "Es geht um Wiedererkennungsmerkmale"
Feldhofer und Barisic präsentierten sich als neues Tandem, als Duo, das sich versteht und auf einer Wellenlänge zu surfen scheint. Dementsprechend nickte der neue Coach auch die Worte seines Vorgesetzen ab.
"Es geht um Wiederkennungsmerkmale, eine Handschrift, eine Signatur, die man erkennt. Es wird dauern, ganz klar. Aber wir sind uns alle einig, dass wir das angehen, das Projekt dahinter durchgängig machen, dass langfristig gedacht wird – das hat mich noch mehr überzeugt", meinte Feldhofer und betonte, dass auf dem Platz Lösungen für die unterschiedlichsten Situationen entscheidend sein werden.
"Wir brauchen Lösungen in allen Phasen des Spiels, wir müssen als Schwarm auftreten, einheitlich denken. Dann ist mit dieser Qualität einiges möglich. Ich würde nicht da sitzen, wenn ich von der Qualität der Spieler nicht überzeugt wäre", so Feldhofer.
Wie es um das Thema Geduld bei Rapid bestellt ist, ist hinreichlich bekannt. Trotz Aufbau für die Zukunft wird es ohne Ergebnisse nicht gehen. Präsident Bruckner weiß das nur zu gut: "Das ist klar, Das ist eine Herausforderung, der wir uns stellen. Dass wir hier nicht die Zeit haben wie andere, wissen wir – sonst wären wir nicht bei Rapid."
Zur Qualität der Spieler und ob überhaupt die nötigen Akteure vorhanden sind, um Feldhofers Visionen in die Tat umzusetzen, meinte dieser: "Für unsere Spielweise hat Zoki schon auch die richtigen Spieler geholt, die muss man auch dementsprechend so einsetzen", klang versteckte Kritik an Vorgänger Kühbauer durch. "Wir haben Tempo geholt, mit den Transfers Schnelligkeit zurückbekommen."
"Feldhofer will etwas entwickeln und diesen Weg mit uns gehen"
Bei aller Skepsis im Rahmen der Trainer-Bestellung wird Rapid nicht müde zu betonen, dass es sich um eine Win-Win-Situation handelt und man davon überzeugt ist, dass die bestmögliche Lösung gefunden wurde.
"Wir ziehen mit dieser Wahl eines Cheftrainers die sportliche Linie konsequent von der Akademie bis nach oben durch. Wir haben bewusst einen Trainer gesucht, ein Anforderungsprofil erstellt, der in unsere Philosophie, sportliche Ausrichtung und unser Konzept reinpasst und das mittragen muss. Das war für uns ganz wichtig", stellte Bruckner noch einmal klar.
Feldhofer habe nicht nur bei seinem Hearing überzeugt, sondern auch mit seinem Zugang zum Fußball, seiner Bereitschaft, die Idee mitzutragen, und seiner menschlichen Komponente.
"Es geht einfach um den richtigen Fit, den Trainer zu haben, der diesen Weg konsequent mit uns durchgeht. Jetzt muss einmal der Bock umgestoßen werden, um dieses Konzept bis nach oben, bis zur Kampfmannschaft durchzutragen. Feldhofer war in allen Gesprächen, die wir geführt haben, der Kandidat, der für uns diese Strategie von Beginn an inhaltlich voll mitgetragen hat, der sofort aufgesprungen ist, weil es ihn auch interessiert hat. Er will etwas entwickeln, er will mit uns diesen Weg gemeinsam gehen", schilderte Bruckner und freute sich über die neue Aufbruchstimmung in Wien-Hütteldorf.
Ankündigungen dieser Sorte kennen Fußball-Interessierte von Rapid bereits aus den vergangenen Jahren. Passiert ist seither wenig. Der Zeitpunkt wird kommen, wo die sportliche Führung daran gemessen wird. Glaubt man den Verantwortlichen, ist der Startschuss erfolgt, nun geht es an die Arbeit.