Ob er im Sommer tatsächlich schon auf die Insel wechselt, steht bisher aber noch nicht fest. Man müsse dies "zum gegebenen Zeitpunkt" mit West Ham abstimmen, so Gorenzel. Eine weitere Leihe bleibt also eine Möglichkeit.
Bis dahin kann Irving weiterhin fleißig Scorerpunkte - und somit eine Empfehlung für West Ham - liefern. Fluch und Segen zugleich für die Klagenfurter. Doch wie tickt der Schotte eigentlich abseits des Fußballs? LAOLA1 hat sich mit dem sympathischen 23-Jährigen unterhalten - und zwar durchgehend in Deutsch, das der Schotte mittlerweile richtig gut beherrscht.
Von Kindesbeinen an im Fußballfieber
Der in der schottischen Hauptstadt Edinburgh ("eine sehr geile Stadt") geborene Irving wurde schon früh mit dem "Fußballvirus" infiziert. "Schuld" daran ist die Familie, allen voran sein Vater, der selbst als Fußballer aktiv war und dem Klein-Andy bei dessen Spielen stets auf die Beine schaute.
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Seinerzeit wurde nicht nur die Begeisterung für den Fußball, sondern auch für Hearts of Midlothian geweckt. Dass er sein "Heart" passenderweise gerade an diesen Klub verlor, ist auch der Familie zuzuschreiben. "Mein Großvater, mein Vater, die Familie seitens meiner Mutter - sie sind alle Hearts-Fans. Ich hatte keine Chance", lacht Irving und fügt an: "Aber damit bin ich absolut glücklich, Hearts war immer meine Mannschaft."
Der Hauptstadtklub hat aber nicht nur durch ihn starken Österreich-Bezug. Mit Thomas Flögel, Christian Schandl, Markus Holemar, David Witteveen und aktuell Peter Haring streiften bereits fünf ÖFB-Legionäre das Hearts-Jersey über.
Legendäres Derby gegen die "Hibs"
In Irivings Geburtsstadt Edinburgh gibt es mit Hibernian noch einen weiteren Erstligisten. Das Derby gegen die "Hibs" ist eines der ältesten der Welt. "Wenn du das Derby gewinnst, bist du bis zum nächsten der Boss in der Stadt", schildert Irving. "Das merkst du gleich, wenn du am Montag danach in die Arbeit gehst" lacht er.
Das Derby sollte Irving später auch als Spieler erleben dürfen. Zu seinem achten Geburtstag erhielt er das wohl schönste Geschenk, das sich ein Kind vorstellen kann: Ein Vertreter seines Lieblingsvereins meldete sich bei seinem Vater, um den Sohnemann zum Probetraining einzuladen.
Irving, der damals beim Provinzverein Newcraighall Leith Vics im Nachwuchs kickte, machte dort einen guten Eindruck und wurde prompt in die Akademie aufgenommen. Fortan spielte er im selben Verein, wie zwei seiner Vorbilder: der Tscheche Rudi Skacel und der schottische Ex-Internationale Paul Hartley, unter dem Irving später bei Falkirk sogar trainieren sollte.
Zweitligist Falkirk war auch jene Station, bei der sich der 18-jährige Irving nachhaltig für die Hearts-Profis empfehlen konnte. In den Folgesaisonen machte er jeweils 27 Spiele für seinen Stamm- und Herzensverein.
Der Sprung über den Ärmelkanal und seine Folgen
Doch 2021 lief sein Vertrag aus, eine Verlängerung kam nicht zustande, was bei den Fans durchaus für Aufsehen sorgte. Irving wollte sein Ziel, einmal im Ausland zu spielen, verfolgen. "Das war eine ganz schwierige Zeit für mich. Ich hatte bis dahin über 60 Spiele für Hearts gemacht, was für einen Akademie-Spieler ein großer Erfolg ist. Ich hätte vielleicht ein bisschen mehr erwartet", zieht er heute Bilanz.
Er entschied sich für einen Wechsel zum deutschen Drittligisten Türkgücü München, was sich im Nachhinein als eher suboptimal herausstellen sollte. Der Klub rutschte Anfang 2022 in die Insolvenz. Dennoch konnte Irving aus dieser Zeit einiges mitnehmen. "München ist eine sehr schöne Stadt, das habe ich sehr genossen", blickt er zurück. Dennoch sei für ihn dort alles neu gewesen, "ich war alleine in München ohne meine Familie, Freundin und Freunde, aber während meiner Zeit dort und auch jetzt in Klagenfurt sind sie alle gekommen, um mich zu besuchen." Sein Traum vom Ausland erhielt damals einen Dämpfer, doch der Rückhalt in der Familie gab ihm Auftrieb und sei etwas "wofür ich sehr dankbar bin", so Irving.
Für ihn überwiegt das Positive. Seine Persönlichkeit sei durch die Zeit in der bayerischen Hauptstadt "enorm gestärkt" worden. "Außerdem habe ich eine neue Sprache gelernt", meint Irving in fließendem Deutsch. Zudem hatte er als einer der wenigen Spieler diesertags die Möglichkeit im ikonischen Münchner Olympiastadion aufzulaufen. Türkgücü trug dort mangels adäquater eigener Heimstätte einige Spiele aus. "Es war cool, dort zu spielen. Ich habe vor Ort viel über die Geschichte des Stadions gelesen. Dort haben ja schon Legenden wie Pele, Maradona und Beckenbauer gespielt", meint Irving. Wer selbst schon dort war, wird es wohl sehen wie Irving: "Aber es ist natürlich kein modernes Stadion, die Tribünen sind weit weg vom Spielfeld."
Irvings Traum von der Premier League
"Es ist die beste Liga der Welt. Ich habe sie schon verfolgt, als ich sechs oder sieben Jahre alt war", schwärmt er vom englischen Oberhaus. Schon frühmorgens lockte die Liga den jungen Andy vor den Fernseher. "Am Sonntagmorgen wurden bei 'Match of the day' immer die Highlights gezeigt. Das war schon um 7:30 Uhr morgens, aber ich habe immer zugesehen", wird seine Begeisterung für die Liga spürbar.
Es sei der Traum eines jeden Kindes, dort zu spielen - so auch der des Andy Irving, für den er emsig arbeitet. Das Niveau dort ist freilich keineswegs mit der heimischen Bundesliga vergleichbar, weshalb auch Irving weiß: "Es gibt noch viel an mir zu arbeiten und zu verbessern. Vielleicht kann ich mir meinen Traum dann erfüllen."
Geträumt wird bei Andy Irving aber nicht nur von Duellen gegen Liverpool, Manchester City und Arsenal. Auch das schottische Nationalteam spukt in seinem Hinterkopf herum. Kann er seine Leistungen auch in Zukunft bestätigen, wird er wohl auch diese Türe früher oder später aufstoßen. Noch habe es zwischen dem früheren schottischen Nachwuchs-Teamspieler (insgesamt fünf Einsätze für die U17, U19 und U21) und den Verantwortlichen aber noch keinen Kontakt gegeben. "Aber ich hoffe, dass man mich im Auge hat", sagt Irving.
Spielt er auch nach seiner Zeit in Klagenfurt so groß auf, wird sich das auch gar nicht vermeiden lassen.