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Analyse: Braunöder zu Como macht Sinn!

Matthias Braunöder war der Posterboy der violetten Ausbildung. Doch das Jahr 2023 stand im Zeichen der Stagnation. Jetzt soll es in der Serie B aufwärts gehen.

Analyse: Braunöder zu Como macht Sinn! Foto: © GEPA

Was ist Matthias Braunöder?

Eines der spannendsten Talente des Landes, U21-Teamkapitän und violettes Tafelsilber? Ja.

Ein gar nicht mehr ganz so junger Kicker, der sich im Mittelfeld der Austria keinen Stammplatz erobern kann? Auch ja.

Ist das Glas halbvoll oder halbleer? Egal. Tatsache ist, dass der Mittelfeldspieler an einem Scheideweg seiner Karriere steht. Und er aller Voraussicht nach die Abzweigung Richtung Ausland nimmt.

Um zu beurteilen, ob ein Engagement bei Como Calcio in der Serie B ein schlauer Move ist, müssen wir uns zunächst einmal ansehen, wo Braunöder aktuell steht. Und wie er dorthin gekommen ist.

Der Posterboy stagniert

"Motz", wie sie ihn in Wien-Favoriten nennen, ist der Posterboy der violetten Ausbildung.

Als U9-Spieler zum Verein gekommen, alle Stationen durchlaufen, sich gegen alle internen Konkurrenten durchgesetzt, wenngleich diese fußballerisch durchaus als talentierter galten. Ab der U15 ÖFB-Teamspieler, Zweitliga-Debüt mir 17 Jahren, ein Jahr später Bundesliga-Debüt. Ein Musterschüler.

Und dann begann es zu haken. War der zentrale Mittelfeldspieler unter Manfred Schmid noch unumstritten, startete Michael Wimmer schon rasch nach seiner Ankunft im Jänner 2022 mit der Zusammensetzung des zentralen Pärchens zu experimentieren, Braunöders Spielzeit nahm im Finish rapide ab.

Im Sommer wurde schon über einen Abgang spekuliert, doch der Burgenländer blieb ein Veilchen, hatte zunächst auch wieder die Nase vorne, ehe er im Derby mit Rot vom Platz flog. Just in diesem Spiel etablierte sich Neuzugang Marvin Potzmann in der Zentrale, die Austria startete einen Erfolgslauf, Braunöder hatte das Nachsehen.

Das Jahr 2023 stand für den Youngster letztlich im Zeichen der Stagnation. Und jetzt? Im März 2024 wird der U21-Teamkapitän 22 Jahre alt, spätestens dann werden der Bezeichnung Talent für gewöhnlich wenig schmeichelhafte Adjektive vorangestellt – "ewiges" oder "steckengebliebenes", zum Beispiel.

Das darf Braunöder nicht passieren. Dass er die Chancen anderswo aktuell größer sieht, um seine Entwicklung voranzutreiben, ist legitim und angesichts der jüngeren Vergangenheit verständlich. Manchmal braucht man eben eine Luftveränderung.

Macht Italien Sinn?

Aber Como Calcio? Die Serie B? Das klingt auf den ersten Blick nicht unbedingt wie das gelobte Land. In der Vergangenheit wurde der Kicker mit Klubs wie Hoffenheim und Stuttgart in Verbindung gebracht.

Aktuell liegt der Klub aus der Lombardei zwar auf dem zweiten und somit einem Aufstiegsplatz, allerdings ist die zweite italienische Liga unberechenbar, vermeintliche Favoriten können darin jahrelang feststecken.

Doch der kolportierte Deal mit einer Leihe bis zum Sommer inklusive Kaufoption minimiert das Risiko – für Spieler und Klub.

Zudem lockt mit Cesc Fabregas als Co-Trainer ein spanischer Welt- und Europameister, der auf der Braunöder-Position gespielt hat und dem Burgenländer gewiss wertvolle Tipps geben kann.

Ein spannendes Projekt

Wohin die Reise des Projekts Como Calcio geht, ist ungewiss. Die jüngere Vergangenheit des Klubs war unstet, aktuell deutet aber Vieles auf eine Entwicklung in die richtige Richtung hin. Mit Fabregas, der ebenso wie Thierry Henry auch Miteigentümer ist, Klub-Präsident Dennis Wise, CEO Francesco Terrazzani und Osian Roberts ist einiges an fachkundigem Personal vorhanden.

Roberts arbeitet bis zum Sommer als Interimstrainer und gleichzeitig als "Head of Development". Der 58-jährige Waliser hat als Technischer Direktor des walisischen Verbands (2007 bis 2015) und später in selbiger Rolle beim marokkanischen Verband (2019 bis 2021) viele gute Entwicklungen angestoßen und mitverantwortet.

Zudem ist davon auszugehen, dass Braunöders Spielstil gut nach Italien passt. Der 21-Jährige ist taktisch gut ausgebildet und hat nicht zuletzt dank seines Fleißes keine Probleme, sich an neue Philosophien und Vorgaben anzupassen. Seine größte Schwäche – der fehlende Speed – fällt in einem Land wie Italien nicht so sehr ins Gewicht wie das etwa in England der Fall wäre.

Kurzum, bevor Braunöder bei der Austria weiterhin zwischen Feld und Bank pendelt, ist ein Wechsel nach Como allemal einen Versuch wert.



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