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Appell an den ÖFB: GAK fordert Akademie-Status

Grazer wollen nicht länger Spieler für die Konkurrenz ausbilden. Ihre Forderung:

Appell an den ÖFB: GAK fordert Akademie-Status Foto: © GEPA

Man würde meinen, es sei ein Luxusproblem für den ÖFB, wenn Vereine aus freien Stücken den Akademie-Status für ihre Jugendarbeit erlangen wollen und man sie nicht zur Erfüllung der dazu notwendigen Kriterien zwingen muss.

Auch diese Phase soll es früher einmal gegeben haben.

An vereinsseitigen Bemühungen scheitert es nicht. Vor rund eineinhalb Monaten wurden etwa die diesbezüglichen Pläne des TSV Hartberg bekannt, und auch in der steirischen Landeshauptstadt tut sich einiges.

Der GAK unterstreicht seine Bemühungen, eine Lizenz als ÖFB-Fußball-Akademie zu erlangen, am Donnerstag mit einer Aussendung, die einen deutlichen Appell in Richtung ÖFB enthält.

Nicht bereit, nur Spieler für Gegner auszubilden

Das Timing dieses Appells ist bewusst gewählt. Denn am Freitag trifft sich das ÖFB-Präsidium unter der Leitung von ÖFB-Boss Gerhard Milletich zu einer Sitzung, bei der auch die zukünftige Gestaltung der ÖFB-Jugend-Ligen festgelegt werden soll.

Bislang wurde der Antrag des GAK in Sachen Akademie abgelehnt. Die Grazer hoffen nun zeitnah auf einen positiven Bescheid.

Der Hintergrund der Hoffnung liegt auf der Hand. Mit einer Akademie würde sich das Nachwuchs-Budget der "Rotjacken" auf 880.000 Euro erhöhen, aber schon derzeit investiert man rund 500.000 Euro jährlich.

Ein Investment, von dem man auch selbst profitieren möchte.

"Wir sind in Zukunft nicht mehr bereit, oben genannte Summe in die Nachwuchsarbeit zu investieren, wenn wir damit letztendlich nur Spieler für die Akademien unserer Gegner ausbilden", erklärt Geschäftsführer Matthias Dielacher, der diese Haltung auch in einem Brief an die Entscheidungsträger im ÖFB untermauert.

73 GAK-Talente in anderen Akademien

"Eine Nachwuchsarbeit in dieser Qualität und Intensität ist nur dann vor unseren Mitgliedern argumentierbar, wenn der Verein auch sportlich davon profitieren kann", so Dielacher.

Das Problem: Im Akademie-Alter bleibt den aussichtsreichsten Talenten im Prinzip derzeit gar nichts anderes übrig, als abzuwandern. Sei es nach Salzburg, wie einst etwa Neo-ÖFB-Teamspieler Junior Adamu, stadtintern zu Sturm oder anderen Ausbildungseinrichtungen der bundesweiten Konkurrenz.

"In den vergangenen Jahren waren es pro Jahrgang bis zu acht Spieler, die von uns in die Akademien anderer Bundesligaklubs gewechselt sind, um dort ihre Ausbildung fortzusetzen."

Markus Hasler

Der GAK rechnet vor, dass in den vergangenen neun Jahren 71 Spieler und zwei Spielerinnen der GAK Juniors in diversen Akademien aufgenommen worden seien. Zwölf davon wurden auch in Nachwuchs-Nationalteams des ÖFB einberufen, vier weitere in die Nationalteams von Slowenien, Kroatien und Serbien.

"Wir sind nun seit Jahren eine Top-Ausbildungsadresse für junge Fußballerinnen und Fußballer. Wir streben danach, diese Arbeit auf Akademie-Level auszuweiten. In den vergangenen Jahren waren es pro Jahrgang bis zu acht Spieler, die von uns in die Akademien anderer Bundesligaklubs gewechselt sind, um dort ihre Ausbildung fortzusetzen. In den kommenden Jahrgängen erwarten wir eine Aufnahmequote von bis zu 80 Prozent", untermauert mit Markus Hasler der sportliche Leiter der GAK Juniors.

Anlassfall Austria Klagenfurt

Neben den Ausbildungserfolgen würde man auch alle organisatorischen Anforderungen, die vom ÖFB für eine Anerkennung des Akademie-Status gefordert werden, erfüllen.

Eine schlüssige Begründung, warum es vom ÖFB kein grünes Licht für eine GAK-Akademie gibt, würde aus Sicht des Vereins der Admiral 2. Liga fehlen.

Anlassfall für die derzeitige Evaluierung des bestehenden AKA-Systems seitens des ÖFB ist die Gründung der Akademie von Austria Klagenfurt vor einem halben Jahr.

Die Kärntner haben noch einiges an Arbeit vor sich, um tatsächlich eine sportliche Bereicherung der Jugendligen darzustellen. Im Herbst gelang in allen drei Jahrgängen zusammengerechnet genau ein Sieg.

"Die Situation in Kärnten hat aufgezeigt, dass zwei Akademien in einem Einzugsgebiet massive Herausforderungen hinsichtlich Spielergewinnung, Leistungsdichte, Trainingsmöglichkeiten, Liga-Stärke, finanzielle Stabilität etc. mit sich bringen und damit Auswirkungen auf die gesamte Talenteförderung in Österreich nach sich ziehen", hieß es Anfang November in einem ÖFB-Statement.

Akademie als Lizenzkriterium

Nachhaltige ÖFB-Standorte zu gewährleisten sei eine große Verantwortung. Und dies geht über die sportlichen Fragen hinaus, schließlich geht es beispielsweise auch um oft langjährige Schulkooperationen für die auch außerhalb des Platzes auszubildenden Youngster.

Bis zum Ergebnis dieser Evaluierung will der ÖFB daher keine Lizenzen vergeben.

Dass der ÖFB darum bemüht sein muss, die Arbeit in den AKAs qualitativ möglichst hochwertig zu halten, um international taugliches Spielermaterial auszubilden, versteht sich von selbst.

Dem gegenüber steht jedoch nicht nur das Interesse von akademielosen, aber ambitionierten Vereinen, nicht ihre besten Talente zu verlieren. Sondern wollen sich besagte Vereine Richtung Bundesliga entwickeln, ist eine Akademie-Lösung zumindest in Kooperation alternativlos. Dies ist sogar ein Lizenzkriterium. Ansonsten gilt es eine Zahlung von 150.000 Euro in den Akademien-Fördertopf zu leisten.

Existenzbedrohend und Wettbewerbsverzerrung

Dass sich der GAK in Richtung Bundesliga entwickeln möchte, und dies am liebsten mit einem respektablen Anteil an Spielern aus dem eigenen Nachwuchs, ist kein Geheimnis.

"Es käme zu einer massiven Wettbewerbsverzerrung in der Bundesliga, da es nur bestimmten Vereinen gestattet wäre, bundesligatauglichen Nachwuchs auszubilden."

Matthias Dielacher

Als umso entscheidender erachten die Vereins-Verantwortlichen die Akademie-Frage.

Dielacher: "Würde dem GAK 1902 die Möglichkeit einer Teilnahme an den ÖFB-Jugendligen verwehrt werden, so wäre das letztendlich existenzbedrohend für unsere hochprofessionelle Nachwuchsarbeit. Darüber hinaus käme es zu einer massiven Wettbewerbsverzerrung in der Bundesliga, da es nur bestimmten Vereinen gestattet wäre, bundesligatauglichen Nachwuchs auszubilden, während andere gezwungen wären, junge Spieler von ihren Konkurrenten teuer zu erwerben."

Die Steirer hoffen auf eine zeitnahe Lösung, denn mit jedem weiteren Jahr ohne Lösung würde der GAK nahezu einen gesamten Jahrgang an talentierten Fußballern verlieren.

Perspektivisch vertretbare Lösung von Nöten

Man darf jedenfalls gespannt sein, wie sich der ÖFB hier positioniert.

Denn eine perspektivisch für alle Beteiligten vertretbare Lösung wird es brauchen, um ambitionierten Vereinen nicht den Weg nach oben zu erschweren, weil sie keine ÖFB-lizenzierte Akademie führen dürfen, obwohl sie könnten.

Schließlich, nur ein weiteres Beispiel, bemüht sich in der Bundeshauptstadt mit der Vienna auch Österreichs ältester Verein, wieder an bessere Zeiten anzuschließen.

Eine mögliche Lösung zeigt der GAK in seiner Aussendung auf: "Sollte es, wie kolportiert, zu einem mehrklassigen Akademiesystem kommen, bei dem sich der GAK 1902 durch Leistung und Verbesserung der Infrastruktur nach oben arbeiten kann, so wäre das für uns eine akzeptabler Weg."

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