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Schiemer: Bereits im Sommer war fast Schluss

Rieds scheidender Sportchef spricht über bewegte letzte Tage und Rücktritt.

Schiemer: Bereits im Sommer war fast Schluss Foto: © GEPA

Im Winter endet für Fränky Schiemer das Kapitel SV Ried nach nicht einmal zwei Jahren. Der 32-Jährige verkündete kurz nach dem Rücktritt von Trainer Thomas Weissenböck seinen eigenen Rückzug.

Um seinem Nachfolger einen reibungslosen Einstieg zu gewähren, bleibt Schiemer noch für eine geordnete Übergabe bis zur Winterpause. Im Gespräch mit LAOLA1 verrät der ehemalige Salzburg-Kicker, dass er bereits nach dem verpassten Aufstieg mit Rücktrittsgedanken gespielt hat.

Die "Herzensangelegenheit SV Ried" endet für den Manager-Neuling mit einer Ernüchterung.

 

Schweres Erbe

Schon die Bestellung von Schiemer ist für viele Experten eine echte Überraschung. Ohne Erfahrung übernimmt er die Geschicke der Innviertler nicht nur in einer sportlich schwierigen Phase, er tritt auch das schwere Erbe von Stefan Reiter an.

"Oft gestaltet sich die unmittelbare Nachfolge nach so einer Ära schwierig. Die damit in Zusammenhang stehenden Spannungen in und um den Verein sind nach wie vor spürbar", gibt Schiemer zu.

Er kann weder den Abstieg in die Zweitklassigkeit verhindern, noch die vielen Unruheherde löschen, die rund um den einstigen Vorzeigeklub Ried entstehen. "Ein Abstieg ist bei jedem Verein eine Ausnahmesituation. Wir haben es über den Sommer geschafft, fast alle Störfeuer, die es gab, zu löschen", erklärt er.

 

"Der nicht geschaffte Aufstieg letzte Saison liegt mir immer noch im Magen."

Schiemer über den verpassten Wiederaufstieg

Verpasster Wiederaufstieg verändert alles

Was für den Unmut vieler Ried-Fans gesorgt hat, war aber gar nicht so sehr der Bundesliga-Abstieg, vielmehr der verpasste Wiederaufstieg in einer Saison, in der es so leicht gewesen wäre wie noch nie.

"Der nicht geschaffte Aufstieg letzte Saison liegt mir immer noch im Magen, zumal es bis zum letzten Spiel möglich gewesen wäre", ärgert sich der 32-Jährige.

Schon im vergangenen Sommer spielt er deshalb mit Rücktrittsgedanken. "Es war für mich die Überlegung, ob es nach dem verpassten Wiederaufstieg noch gescheit ist, in Ried weiterzumachen."

Da ihm der Verein aber sehr am Herzen liegt, wollte er den Klub in der schwierigen Phase nicht hängen lassen. Eine Entscheidung, die er vergangene Woche mit seinem Rücktritt revidiert.

"Ich war bis zum letzten Tag vor dem Rücktritt kämpferisch. Der Entschluss hatte aber mehrere Gründe. Hauptgrund ist, dass mit neuen Kräften nochmals richtig Schwung in die Mission Aufstieg kommen kann."

Rückkehr zur Austria?

Wie es für ihn persönlich nach dem Rückzug jetzt weitergeht, weiß der 25-fache Teamspieler noch nicht: "Das wird sich zeigen, ich habe mich bis dato nur auf die SV Ried konzentriert."

Auch ob er künftig wieder auf die Trainerbank zurückkehrt, wie vor dem Ried-Engagement beim FC Liefering oder ob er im Management bleibt, ist noch unklar.

Bereits vergangenen Sommer gab es immer wieder Gerüchte, wonach Thomas Letsch ihn als Co-Trainer zur Austria holen wollte. "Ja, es gab Gespräche mit der Austria", gibt Schiemer offen zu. Damals sagt er ab, weil er seine Mission in Ried noch erfüllen möchte.

Einen nicht unerheblichen Einfluss auf die Entscheidung, wo es für ihn in Zukunft hingeht, hat ohnehin seine Familie. "Während meiner aktiven Karriere musste sie sich nach mir richten. Ich habe jetzt ein Haus gebaut, bin sesshaft geworden, habe zwei Kinder bekommen. Die Priotitäten haben sich verschoben, die Familie steht klar an erster Stelle."

"Wir sind heuer mehr Mannschaft als letztes Jahr"

Schiemer über die Unterschiede zur letzten Saison

Dank an die Fans

Jetzt gilt es laut Schiemer einen Trainer zu finden, der mit so einer Druck-Situation, wie sie aktuell in Ried herrsche, umgehen könne. "Er sollte schon einiges im Fußball erlebt haben", sagt er noch vor seinem Rücktritt über die Trainersuche.

"Ich unterstütze, wenn ich gefragt werde. Den Nachfolger bestimmen natürlich andere", sagt er über seine eigene Rolle bei der Suche.

Seine eigene Bilanz betrachtet Schiemer recht nüchtern: "So selbstkritisch bin ich schon. Es war für mich eine sehr intensive und lehrreiche Zeit. Auch wenn ich sie nicht positiv abschließen konnte, möchte ich diese Erfahrung nicht missen."

Zum Abschluss richtet er noch eine Botschaft an die Anhänger der SV Ried: "Ich möchte mich für die Unterstützung in den letzten beiden Jahren bedanken. Und: Die Chance, heuer aufzusteigen lebt nach wie vor, wenn alle in und um den Verein an einem Strang ziehen."

Woher er diese Zuversicht nimmt? "Wir sind heuer mehr Mannschaft als letztes Jahr."

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