Einer davon ist Arjan Malic. Der Slowene hat erst im Winter 2022/23 den Sprung aus der eigenen Akademie zu den Jungen Wikingern, so heißt das Rieder Amateure-Team, geschafft. In dieser Saison ist er in der Innenverteidigung gesetzt. Kein anderer Kaderspieler der Oberösterreicher hat so viele Einsatzminuten gesammelt wie der 18-jährige Slowene.
"Malic hat uns in der Vorbereitung dermaßen überzeugt, dann ist der Ausfall von Marcel Ziegl dazugekommen und er hat sich reingespielt. Er kann mit seinen 18 Jahren schon eine Kurve über seine Körpersprache mitnehmen", berichtet Senft.
Auch Spieler wie Jonas Mayer (19), Belmin Beganovic (19), Fabian Rossdorfer (18) und Gontie Diomandé (20) haben in dieser Saison schon deutlich mehr als zehn Pflichtspiele für die Ried-Profis gemacht. Eine Handvoll weiterer U21-Spieler hat ebenfalls schon Einsätze bekommen.
Massive Trendwende
Nachdem der Output der Rieder Akademie ein Jahrzehnt lang praktisch nicht vorhanden war – Stefano Surdanovic, Felix Seiwald und Matthias Gragger waren die prominentesten Namen –, kann getrost von einer massiven Trendwende geschrieben werden.
Dass es jahrelang alles andere als gut mit der Ausbildung eigener Talente geklappt hat, liegt auch (aber natürlich bei weitem nicht nur) an den Nachbarn. Senft sagt: "Geographisch hat unsere Akademie einen schwierigen Standort zwischen Red Bull Salzburg und dem LASK. Gleichzeitig sehe ich das auch als Chance, Spieler zu bekommen, die es vielleicht bei Red Bull nicht schaffen, Benny Sammer zum Beispiel."
Der 19-Jährige ist 2021 von der Red Bull Akademie in jene der Rieder gewechselt und hat im März sein Profi-Debüt gefeiert.
Weil alle in dieselbe Richtung rudern, ist die Durchlässigkeit hoch und klappt vor allem problemlos. "Die Spieler, die zu uns raufkommen, hören dasselbe wie unten. Die Spieler können nahtlos anschließen", sagt Senft.
Oft ist das Raufkommen aber gar nicht das große Problem, schwieriger wird es – vor allem für die Psyche – wenn ein Junger dann wieder unten ran muss.
"Wir sind in unseren Entscheidungen sehr transparent und kommunizieren viel mit den Spielern. Für sie ist es ein Stück weit normal, über Phasen hinweg oben dabei zu sein, dann aber auch wieder mal unten. Widerstandsfähig zu sein, sich immer wieder einen Platz erkämpfen zu müssen, das sind wichtige Fähigkeiten", meint Senft.
Der schwere Kampf der Jungen Wikinger
In den kommenden Wochen werden einige Youngster wieder öfter bei den Amateuren drankommen. Denn die Jungen Wikinger stecken in der Regionalliga Mitte als 14. im Kampf gegen den Abstieg. Zwar wird aktuell über potenzielle Partnervereine gesprochen, doch ein Abstieg der zweiten Mannschaft in die vierthöchste Spielklasse täte den Riedern schon ziemlich weh.
Das ist auch Senft klar: "Das große Ziel mit den jungen Wikingern ist der Klassenerhalt. Es ist ein Drahtseilakt, den Jungen oben eine Chance zu geben, sie aber in dieser wichtigen Phase auch das Regionalliga-Team unterstützen zu lassen. Das Coole daran ist, dass sie jetzt schon eine gewisse Drucksituation in der Regionalliga haben, die für ihre Entwicklung sehr förderlich ist."
Seit kurzem ist Julian Baumgartner Trainer der Jungen Wikinger. Der 29-Jährige ist eine wichtige Identifikationsfigur im Verein. Er durchlief einst selbst die Akademie, hat mit 17 Jahren sein Bundesliga-Debüt für die SVR gegeben. Verletzungsprobleme verhinderten eine größere Karriere.
"Julian Baumgartner schafft eine super Bindung zwischen Kampfmannschaft, jungen Wikingern und Akademie. Er kann den Jungen sehr gut vermitteln, was es braucht, um den nächsten Step zu machen, weil er selbst auch so ein Typ ist, der hat, was es braucht", sagt Senft.
Baumgartner teilt sich ein Büro mit den Trainern der Profis, die Wege sind kurz.
Aus Simmering ins Innviertel
Einen etwas weiteren Weg hat Mateo Zetic hinter sich. Der 18-jährige Offensivspieler hat erst am vergangenen Wochenende sein Profi-Debüt gegeben. Mit acht Toren ist er erfolgreichster Torschütze der Jungen Wikinger. Er ist kein Eigenbauspieler, sondern im Sommer vom 1. Simmeringer SC aus der Wiener Stadtliga gekommen.
Senft sagt über ihn: "Er hat in sehr jungen Jahren schon in der Wiener Liga gespielt, kennt schon eine andere Seite des Fußballs als nur die Akademie. Das sind Spieler, die oft Charaktereigenschaften mitbringen, die es in Ried braucht."
Zusätzlich zu den Akademiespielern wollen die Rieder auch "den einen oder anderen hochtalentierten Spieler über die Jungen Wikinger für die Kampfmannschaft entwickeln". Wolfgang Fiala helfen dabei seine guten Kontakte ins Wiener Unterhaus. Erst im Winter schlug er erneut zu, lotste Joris Boguo (16) vom SV Donau ins Innviertel. Das Talent hat mit 15 Jahren schon bei den Erwachsenen in der 4. Liga gespielt.