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Der rasante Aufstieg von Horns bodenständigem Empathieträger

Nach dem unrühmlichen Landerl-Abgang sprang Philipp Riederer beim SV Horn in die Bresche. LAOLA1 blickt hinter die Fassade des einstigen "Feuerwehrmanns".

Der rasante Aufstieg von Horns bodenständigem Empathieträger Foto: © GEPA

"Ich habe immer versucht, dass ich im Hier und Jetzt die bestmögliche Leistung bringe" – dieses Credo hat Philipp Riederer bis zum Cheftrainerposten beim SV Horn gebracht.

Für den noch jungen Taktikfuchs habe sich dadurch "immer wieder etwas Neues ergeben", meint er im Interview mit LAOLA1

Der 32-Jährige ist beim Zweitligisten aus dem Waldviertel im Eiltempo die Trainer-Hierarchie hinaufgeklettert. Ende August 2019 heuerte Riederer zunächst als Co-Trainer unter Markus Karner in Horn an. Trotz seines jungen Alters brachte der UEFA-A-Lizenz-Inhaber bereits einiges an Erfahrung mit.

"Es geht immer um die Personen dahinter"

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Seit dem Ende seiner aktiven Laufbahn als Unterhaus-Kicker – Riederer schnürte seine Fußballschuhe als Mittelfeldspieler für Vereine wie den Kremser SC, den SV Furth, USC Lengenfeld und Herzogenburg SC - hat der Übungsleiter mehrere Führungspositionen bekleidet.

Unter anderem war er ab der Saison 2016/17 für zwei Jahre im LAZ Waldviertel als Ausbildungsleiter für über 120 Spieler und 24 Trainer verantwortlich - und das im Alter von nur 25 Jahren.

Durch das Management einer so großen Fülle an verschiedenen Menschen hat Riederer eine essenzielle Erkenntnis gewonnen: "Es geht immer um die Personen dahinter."

Ein derart verantwortungsvoller Tätigkeitsbereich erfordert zeitgleich den optimalen Umgang mit den zu betreuenden Personen, um ein fruchtbares Umfeld für positive Entwicklung zu schaffen.  

"Ich denke, ich bin ein sehr empathischer Mensch. Das habe ich auch während dieser Zeit gelernt", erklärt der Kremser und zieht Vergleiche mit einem Profikader: "Wenn du mehr Leute erreichst und diese auch persönlich zufrieden sind, werden diese Menschen auch mehr Leistung für dich auf den Platz bringen."

Riederer plötzlich am Ruder

Riederer plötzlich am Ruder
Foto: © GEPA

Die Methodik des Trainers machte sich bisher beim SV Horn bezahlt. Nach nur einer Saison als Co-Trainer vertraute ihm der Klub aus der Admiral 2. Liga im August 2020 die zweite Mannschaft für etwas mehr als zwei Jahre an, bis plötzlich die A-Mannschaft neue Führungskräfte benötigte.

Trainer Rolf Landerl nahm im September 2022 trotz sportlichem Erfolgslauf seinen Hut, mit ihm sein gesamter Staff.

Gravierende Unstimmigkeiten mit Geschäftsführer Andreas Zinkel sollen ausschlaggebend für den geschlossenen Abgang gewesen sein, meinte der aktuell vereinslose Trainer im Gespräch mit LAOLA1 Anfang Oktober des vergangenen Jahres (das gesamte Landerl-Interview in der "Zwarakonferenz Spezial">>>)

Der SV Horn musste sich folglich nach einem Ersatz umsehen und fand in Riederer eine Übergangslösung. Für den 32-Jährigen war es eine "spezielle Situation, weil es ja selten ist, dass man eine Mannschaft auf dem zweiten Platz übernimmt".

Die Ernennung zum Interimstrainer des Profiteams kam für Riederer überraschend. "Jemanden wie mich einzusetzen, der jetzt keine große Spielerkarriere hatte, ist sehr ungewöhnlich", befindet der Horn-Coach.

Entgegen seiner Erwartungen wurde dem Jungtrainer langfristig das Vertrauen geschenkt. Nachdem Horn unter Riederer aus den ersten beiden Spielen das Punktemaximum einfuhr, wurde das Engagement anfänglich bis zur Winterpause ausgedehnt. Anschließend verlängerte Riederer seinen Vertrag bis Ende Juni 2024.

"Ich glaube das ist wie bei jedem Fußballer, der zu spielen beginnt, auch bei Trainern. Man träumt, dass man in den größten Stadien den größtmöglichen Erfolg hat"

Philipp Riederer

"...auch mein persönliches Steckenpferd"

Seit dem Trainerwechsel fungiert Michael Hennebichler als unterstützender Co-Trainer. Der 42-Jährige ist bereits seit sechs Jahren im Verein, stand auch schon Carsten Jancker (2017 bis 2018) zur Seite stand und ist derzeit auch als Jugendtrainer tätig.

Seit vergangenem Februar ergänzt Stefan Kerzig das Trainerteam, den Riederer schon aus seinen LAZ-Zeiten kennt. Der 30-Jährige folgte auf Simon Goigitzer, den es zunächst zur SV Ried verschlug. Aktuell ist er Co-Trainer in der U18 der Wiener Austria.

Das Duo Hennebichler/Kerzig kümmert sich unter anderem um den Athletik- und Video-Analysebereich. "Die Video-Analyse ist auch mein persönliches Steckenpferd", betont der Horn-Trainer, der sein Rüstzeug beim ÖFB mitbekam.

"Ich war bei Martin Scherb im Rahmen der ÖFB-Nachwuchsteams des Jahrgangs 2003 mit unterwegs. Wir haben super Spieler wie Yusuf Demir, Ervin Omic oder Adis Jasic und dergleichen betreut. Dabei habe ich natürlich sehr viel über die Mechanismen, die am Feld wichtig sind, gelernt", erzählt der Niederösterreicher.

Beim Zweitligisten macht Riederer von seinem Erfahrungsschatz Gebrauch, man arbeite viel mit der Video-Analyse, jedoch "nicht mehr oder weniger als bei anderen Vereinen in der Liga".

Riederers "zweites Standbein"

Riederers
Foto: © GEPA

Dennoch bleibt es Riederers Anspruch, sich von anderen seiner Zunft abzuheben. "Ich glaube, das ist wie bei jedem Fußballer, der zu spielen beginnt, auch bei Trainern. Man träumt, dass man in den größten Stadien den größtmöglichen Erfolg hat", so der studierte Pädagoge.

Riederer schloss bereits im im Mai 2018 den Studiengang "Bewegung und Sport" an der Universität Wien als Magister erfolgreich ab.

Im vergangenen Jahr hat er seine Lehrertätigkeit "auf wenige Stunden reduziert". Sein "zweites Standbein" wollte er nicht zu Gänze aufgeben. "Für das kommende Schuljahr habe ich die Stunden noch etwas mehr reduziert", meint Riederer grinsend und wissend, dass die neue Saison aufgrund der herausfordernden Umstände in Horn keine einfache wird.

Den Widrigkeiten zum Trotz strebe Riederer "immer nach oben" – er bleibt besagtem Credo weiterhin treu, will einen Schritt nach dem anderen setzen.

"Ich glaube, wenn man immer akribisch arbeitet und bodenständig bleibt, dass man auf sich aufmerksam macht", untermauert der Coach seine Ambitionen. "Jetzt versuche ich beim SV Horn bestmöglich zu arbeiten."

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