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Klarer Plan! Wie Coach Helm den SKN revolutioniert

Klarer Plan für lange Reise an die Spitze! Stephan Helm im LAOLA1-Interview:

Klarer Plan! Wie Coach Helm den SKN revolutioniert Foto: © GEPA

Es klingt ernüchternd aus Sicht des SKN St. Pölten - nur Platz 11 in der Tabelle, 13 Punkte aus 12 Spielen, als Bundesliga-Absteiger noch nicht in der ADMIRAL 2. Liga angenkommen.

Für Neo-Trainer Stephan Helm ist es das aber nicht. Im Duo mit Emanuel Pogatetz geht er die Dinge anders an, als man es oft bei den Wölfen gewohnt war. Kurzfristiger Erfolg soll aufgrund einer klaren Strategie einer nachhaltigen Aufbauarbeit weichen und die Niederösterreicher auf längere Sicht unverletzbar machen.

Das benötigt Zeit, was nicht jederorts verstanden wird. "Hier muss ein Umdenken stattfinden – und es gibt schon genügend Vorbilder dafür. Wenn man etwas machen möchte, wovon alle Beteiligten überzeugt sind, dass es langfristig Erfolg bringt, muss man dieses 'von Woche zu Woche denken' ablegen und den Zugang verändern", gibt Helm im LAOLA1-Interview Einblicke in seine Welt.

Riesiger Umbruch, viele neue Spieler, neues Trainer-Team und neues System - das muss erst greifen. Der 38-jährige Burgenländer sieht "den Anfang einer langen Reise".

Im LAOLA1-Interview spricht Helm über die ersten sichtbaren Erfolge, erlaubte Schwankungen, das Thema Aufstieg, das Aus von Andreas Blumauer und die lange Reise mit klarem Plan zum Erfolg.

LAOLA1: In St. Pölten ist eine neue Zeitrechnung angebrochen, Sie versuchen einen neuen Weg zu gehen, wollen einen neuen Spielstil implementieren und orientieren sich dabei durchaus an Salzburg oder LASK. Wie gelingt diese Umsetzung bisher?

Stephan Helm: Es ist unser ganz klarer Auftrag, etwas zu implementieren, was der Mannschaft und dem Verein langfristig ein klares Gesicht geben und dafür sorgen soll, dass eine gewisse Stabilität reinkommt. Wo sehe ich uns auf dem Weg dorthin? Man hat diese Handschrift schon sehr klar erkennen können – nicht unbedingt im letzten Spiel in Kapfenberg, aber speziell in den letzten erfolgreichen Spielen war der Tempo-Fußball zu sehen, den wir den Zuschauern in Zukunft bieten wollen. Gleichzeitig ist nur ein Meilenstein erreicht worden, dass sich das in guten Ergebnissen widergespiegelt hat. Für mich ist es ganz klar erst der Anfang eines sehr langen Wegs. Aber ich bin überzeugt, wenn man ein klares Konzept und eine Idee hat und das mit harter Arbeit verbindet, kann man die Basis für stabile, gute Leistungen legen.

LAOLA1: Dass diese Neuorientierung Zeit benötigt, ist keine Überraschung. Trotzdem herrscht in der Außendarstellung immer Ungeduld. Wie zermürbend ist es für einen Trainer, dass diese Schritt-für-Schritt-Entwicklung nicht von jedem gutgeheißen wird?

"Hier muss ein Umdenken stattfinden – und es gibt schon genügend Vorbilder dafür. Wenn man etwas machen möchte, wovon alle Beteiligten überzeugt sind, dass es langfristig Erfolg bringt, muss man dieses "von Woche zu Woche denken" ablegen und den Zugang verändern. [...] Jeder will immer den schnellen Erfolg, aber es gibt halt nichts geschenkt."

SKN-Trainer Stephan Helm

Helm: Hier muss ein Umdenken stattfinden – und es gibt schon genügend Vorbilder dafür. Wenn man etwas machen möchte, wovon alle Beteiligten überzeugt sind, dass es langfristig Erfolg bringt, muss man dieses "von Woche zu Woche denken" ablegen und den Zugang verändern. Das wird in Zukunft immer öfter gefragt sein für Vereine, die eine gewisse Kontinuität und Stabilität in ihren sportlichen Erfolg reinbringen wollen. Jeder will immer den schnellen Erfolg, aber es gibt halt nichts geschenkt. Red Bull ist vor 16 Jahren in Salzburg eingestiegen, vor 9 Jahren ist die Idee mit Ralf Rangnick entstanden. Und wann haben sie erstmals Champions League gespielt? (Anm.: 2019) Man kann sich noch an das Aus gegen Düdelingen usw. erinnern. Auch der Erfolg bei Red Bull ist also nicht von heute auf morgen entstanden.

LAOLA1: Der Saisonstart war ergebnistechnisch schwierig. Großer Umbruch, neue Spieler, neue Trainer, neues System – da ist es schon eng geworden, gab es aber Rückendeckung. Wie wichtig ist es, dass alle im Verein diesen neuen Weg unterstützen?

Helm: Es ist sehr entscheidend, dass jeder, der daran beteiligt ist, davon überzeugt ist. Nach der guten Vorbereitung hat man ja im einen oder anderen Spiel erkennen können, dass es sich stabilisieren sollte. Es ist nicht so, dass überhaupt nichts zu sehen war. Es wird schon sehr genau geschaut, wie der Weg dorthin ist und wie gearbeitet wird. Dementsprechend haben die Verantwortlichen durchaus die Überzeugung gehabt, dass es in die richtige Richtung geht. Und es gibt ja einen klaren Plan, was entstehen soll. Natürlich war es nicht angenehm, dass die Ergebnisse nicht gestimmt haben, aber die Leistungen waren nicht so schlecht.

LAOLA1: Was hat sich geändert? Warum hat es dann plötzlich auch ergebnistechnisch geklappt mit vier Siegen in Serie?

Helm: Es waren unterschiedliche Dinge. Zum einen gute Spielverläufe, gleichzeitig haben wir in dieser Phase Kleinigkeiten immer wieder ans Team angepasst. Wir haben innerhalb dieses Prozesses Positionen verändert. George Davies hat linker Außenverteidiger gespielt und danach ganz stark als rechter Flügel. Wir mussten einfach beinharte Trainer-Arbeit machen, Entscheidungen treffen, Dinge und das Training anpassen, die Formation ändern, hatten auch den einen oder anderen Ausfall. Parallel haben wir immer daran gearbeitet, die Mannschaft fitter zu machen. Man darf nicht vergessen: Vom Kader sind vier Spieler geblieben, von der Startelf mit George Davies und Christoph Halper zwei. Alles andere war neu, inklusive Trainerteam. Das braucht zwangsläufig Zeit. Aber ich bin mir sicher, dass das eine oder andere bessere Ergebnis die Entwicklung beschleunigt hätte. Positive Erlebnisse machen die Dinge einfacher, negative schwieriger, aber gleichzeitig stellt sich dabei heraus, wer den richtigen Charakter hat und wo die Persönlichkeiten sind. Das hilft einer Mannschaft zusammenzuwachsen. Da muss ich allen Beteiligten ein Riesen-Kompliment machen, weil alle zu hundert Prozent mitgezogen haben.

LAOLA1: Man hört auch von allen Seiten, dass die Stimmung trotz Krise sehr harmonisch sein soll, die Spieler fühlen sich wohl. Ist das die Herangehensweise oder wird schon auch einmal auf den Tisch gehaut und müssen unangenehme Entscheidungen getroffen werden?

Helm: Genau, aber immer zum Wohle des gesamten Teams und Vereins. Es geht einfach darum, die Dinge klar anzusprechen, wo der Hebel angesetzt werden muss. Dafür werden die Spiele und Trainingsleistungen aufgearbeitet. Das wird schon klar kommuniziert, keine Frage. Aber ich denke, dass so eine konstruktive Zusammenarbeit ausschaut.

LAOLA1: In puncto Team ist alles neu, trotzdem wird St. Pölten oft ein Bundesliga-Kader bescheinigt. Sind Sie auch der Meinung oder kann sich das erst noch herauskristallisieren?

Helm: Der Kader hat definitiv Potenzial. Es ist aber nicht so, dass wir aufgrund der Qualität über die anderen zu stellen sind – das glaube ich nicht. Das müssen wir über unsere Spielweise, übers Kollektiv und auch die individuelle Klasse auf den Platz bringen. Wir haben sicher nicht rein vom Kader her eine klar bessere Mannschaft als andere. Die Kaderwerte sind in der 2. Liga relativ ausgeglichen, anders als in der Bundesliga, wo es einen Riesenunterschied von RB Salzburg zum Rest gibt. So ist es bei uns ja nicht.

Trainer-Duo Pogatetz und Helm
Foto: © GEPA

LAOLA1: Deni Alar hat zwar einen großen Namen, funktioniert in der neuen Spielanlage aber vielleicht noch nicht so, wie erwartet. Können in dem neuen System, Spieler in die erste Reihe drängen, die man so vielleicht nicht erwartet hat?

Helm: Jeder muss sich im Kader halt finden. Beim einen stellt sich heraus, dass er innerhalb dieses Systems vielleicht intuitiv etwas besser funktioniert. Aber gleichzeitig ist es ein laufender Prozess, in dem sich Dinge immer wieder verändern. In dieser Laufzeit muss jeder seine Rolle finden.

LAOLA1: Wir haben den Aufschwung und die Gründe für den Lauf von vier Siegen in Serie besprochen. Wie ist aus Trainersicht dann so ein Rückfall wie in Kapfenberg zu erklären?

Helm: Es ist erklärbar für mich. Auswärts in Kapfenberg, 0:1 in Rückstand geraten durch einen doch etwas blöden individuellen Fehler – plötzlich stehst du vor Herausforderungen. Es ist nicht ganz so einfach, so eine Mannschaft zu bespielen, Kapfenberg war auch super eingestellt. Wir hatten die Gelegenheiten auf 1:1 zu stellen, Kapfenberg hätte das Spiel ehrlicherweise auch früher entscheiden können. Aber jeder kennt den Verlauf solcher Spiele, wir haben dann noch alles probiert, aber es ist uns leider nicht mehr gelungen, ein positives Ergebnis zu erreichen.

LAOLA1: Die Stabilität ist somit ein großes Thema. Wie oft können bzw. dürfen solche Schwankungen in diesem Entwicklungsprozess noch passieren?

Helm: In der Phase darf man noch nicht jede Woche eine Abrechnung machen. Man muss die Entwicklung bewerten können und Meilensteine sehen. Das ist uns sehr wohl gelungen, denn in den vier Spielen davor hat man ganz genau gesehen, was da entstehen soll. Genau das wollen wir den Zuschauern auch bieten: Richtig intensiven Tempofußball, durch den viele Tore fallen können, wenn es das Spiel hergibt. Aber natürlich gibt es auch Spiele, in denen wir vor ganz anderen Herausforderungen stehen. So variabel sind wir noch nicht, dass wir dann auf dem Spielfeld schon die richtigen Lösungen finden. Da haben wir zu viele Fehlentscheidungen getroffen. Dann kommen solche Resultate zustande, das ist irgendwo auch normal.

LAOLA1: Nach Kapfenberg und Salzburg warten gleich Lustenau und Wacker. Wie groß ist die Angst, dass es da schnell wieder in die andere Richtung gehen kann?

Helm: Deshalb muss man ganz genau verfolgen, wie stabil wir schon sind und müssen wir in solchen Wochen extrem hart weiterarbeiten. Man muss Woche für Woche dranbleiben, weil wir haben keine Zeit zu verlieren. Das steht außer Frage.

"Durch unsere Kooperation mit dem VfL Wolfsburg erhoffen wir uns auch viel größere Möglichkeiten in der Zukunft. Die Bundesliga ist definitiv unser Ziel, wenn auch nicht sofort."

SKN-Trainer Stephan Helm

LAOLA1: Wie kann man dann die Zielsetzung des SKN bis zur Winterpause definieren?

Helm: Das Ziel ist ganz klar. Wir werden zwar immer wieder als Aufstiegskandidat gehandelt, aber von Vereinsseite und auch von mir wurde immer ganz klar formuliert, dass das noch kein Thema ist. Es hat in den letzten 25 Jahren kein Verein den sofortigen Wiederaufstieg geschafft. Das hat ja Gründe. Wir haben uns dem gestellt und wollen die Zeit nützen, um mit einer klaren Vorstellung – welche Spieler, welches Trainerteam sollen Teil des Plans sein, usw. – die Basis zu legen. Das ist das Entscheidende. Wir wollen uns bis zum Winter dementsprechend auf so stabile Beine wie möglich stellen, so dass wir dann den nächsten Schritt gehen können.

LAOLA1: Sie sind sehr defensiv an das Aufstiegsthema herangegangen. Sollte sich die Stabilität doch früher einstellen, würde sich dann etwas an den Aufstiegsplänen ändern?

Helm: Man muss immer schauen: Erreicht man die Meilensteine? Geht die Entwicklung in die richtige Richtung? Aber es ist wirklich der Beginn einer langen Reise – so sehe ich das. Gleichzeitig wollen wir natürlich so schnell wie möglich den Zuschauern und dem Verein den höchstmöglichen Erfolg liefern. Durch unsere Kooperation mit dem VfL Wolfsburg erhoffen wir uns auch viel größere Möglichkeiten in der Zukunft. Die Bundesliga ist definitiv unser Ziel, wenn auch nicht sofort.

LAOLA1: Das klingt theoretisch sehr vielversprechend. Bei St. Pölten wurden zuletzt aber Pläne oft schnell wieder umgeworfen. Für wieviel Unruhe sorgt denn das Aus von General Manager Andreas Blumauer und welchen Einfluss hat der Personalwechsel auf die Arbeit?

Helm: Da muss ich sagen, dass das intern sehr gut kommuniziert wurde. Von außen hat es mehr den Anschein gehabt, dass es für Unruhe sorgt, aber Andreas Blumauer hat das klar und auf eine gute Art und Weise mitgeteilt. Das wurde alles besprochen und war intern kein großes Thema. Aktuell hat es keinen Einfluss auf die Arbeit, weil er sowieso noch bis Winter weitermacht und wir ein gutes Einvernehmen haben.

LAOLA1: Haben Sie als Cheftrainer das Gefühl, die vollste Unterstützung von allen Seiten zu erfahren und wirklich die Zeit beim SKN zu bekommen, etwas nachhaltig aufzubauen? Oder ist ein gewisser Druck schon greifbar?

Helm: Hauptsächlich kommt der Druck dazu, den man sich selber macht. Emanuel Pogatetz und ich sind wirklich sehr ambitioniert reingestartet und wollen das Vertrauen zurückzahlen. Aber wir haben immer die totale Unterstützung gespürt. Auch wenn es, wie angesprochen, in der Vergangenheit nicht immer so war: Eine Krise ist auch immer eine Chance! Und ich glaube, dass es alle Verantwortlichen in Zukunft schon so machen wollen, dass ein erfolgreicher Weg möglich ist.

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