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Prass: "Habe Angebote aus dem In- und Ausland"

Liefering-Youngster über Vertragssituation, Jaissle/Svensson und kommende Ziele:

Prass: Foto: © GEPA

31 - so viele Spieler (Quelle: transfermarkt.at) schafften seit der Saison 2012/13 offiziell den Sprung vom FC Liefering zum FC Red Bull Salzburg.

Seit Jahren herrscht in der Mozartstadt die höchst erfolgreiche Philosophie, die größten Jugendtalente Europas an die Salzach zu lotsen, zwischendurch aber beim Kooperationsklub in der 2. Liga zu parken.

Dabei liegt der Fokus oftmals auf den internationalen Youngsters, ihre österreichischen Gegenstücke haben zumeist einen etwas härteren Stand. Doch wie zuletzt die Beispiele David Affengruber und Nicolas Seiwald eindrucksvoll beweisen, ist es nicht unmöglich, sich für den Serienmeister zu empfehlen.

Dennoch ist dies eine Seltenheit, nur neun von diesen 31 Spielern sind in Österreich geboren. Einer, der trotz stets ansprechender Leistung diese Chance nicht bekommen wird, ist der 19-jährige Alexander Prass.

Der vielseitige Mittelfeldspieler ist seit Sommer 2012 in Salzburg tätig, kam damals von der Jugend des LASK. Sieben Jahre später gelang ihm der Aufstieg zu den Lieferingern, bei denen er in der laufenden Saison sein bestes Jahr durchlebt - welches jedoch unbelohnt bleibt.

Denn Prass' Vertrag läuft zum Saisonende aus, es wäre noch niemand an ihn herangetreten, um mit ihm zu verlängern, verlautbart der U21-Nationalspieler im LAOLA1-Interview.

Dafür wurden andere Klubs auf ihn aufmerksam, so sollen unter anderem der SK Rapid und Sturm Graz am Liefering-Kapitän dran sein.

Auch dazu äußert sich Prass im großen Gespräch, doch nicht nur: Sein Ex-Trainer Bo Svensson ist ebenso Thema wie dessen Nachfolger Matthias Jaissle. Außerdem spricht der 19-Jährige über das Meister-Ziel mit Liefering, seine U21-Nationalteam-Erfahrungen und wo er sich in fünf Jahren sieht:

Foto: © GEPA

LAOLA1: Du warst in dieser Saison bisher an 15 Toren (Anm. sechs Treffer, neun Assists) beteiligt. Ist dir in dieser Saison der endgültige Durchbruch im Profi-Fußball gelungen?

Alexander Prass: Jein, das würde ich so jetzt nicht sagen. Klar ist aber, dass ich mich im Gegensatz zur letzten Saison weiterentwickelt und verbessert habe. Aber ich denke, dass der Durchbruch im Profi-Fußball jetzt noch nicht geschehen ist.

LAOLA1: In welchen Bereichen hast du dich denn speziell verbessert?

Prass: Ich bin vor allem ein richtiger Führungsspieler geworden, das war ich im letzten Jahr - zumindest auf diese Art und Weise - sicher nicht. Aber auch bei einigen anderen Dingen, zum Beispiel in den Basics. Ich habe mich in letzter Zeit auch in Sachen Torgefahr wieder verbessert.

LAOLA1: Stichwort Führungsspieler - seit Ende Februar bist du nun auch Kapitän beim FC Liefering, siehst du das als ein Zeichen von Wertschätzung?

Prass: Ja, vor allem vom Trainer. Er (Anm. Matthias Jaissle) vertraut mir, wollte unbedingt, dass ich das mache. Mir taugt das auch voll, es ist ein sehr gutes Gefühl und das Feedback passt auch.

"Wir haben uns sicher nicht gefreut, als uns die Nachricht übermittelt wurde. Das war mitten in der Corona-Zeit, uns wurde nur ein Video vorgespielt, in dem sie sich verabschiedet haben - mehr war zu dieser Zeit einfach nicht möglich."

Prass über den Abschied von Ex-Trainer Bo Svensson

LAOLA1: Es gab ja im vergangenen Jänner den Trainerwechsel von Bo Svensson, der zurück zum FSV Mainz 05 ging, zu Matthias Jaissle. Wo siehst du die Unterschiede zwischen diesen beiden Coaches?

Prass: Menschlich sind sie zwei komplett unterschiedliche Typen. Fußballerisch gibt es Komponenten, die sich ähneln - das ist ja auch vom Verein so gewollt. Beide bringen ihren eigenen Stil mit, führen die Mannschaft anders. Aber die großen Unterschiede sehe ich nicht.

LAOLA1: Würdest du sagen, dass ihr im Frühjahr unter dem neuen Trainer einen Schritt nach vorne gemacht habt?

Prass: Das ist schwer zu sagen. Die Mannschaft wurde im Frühjahr ziemlich neu aufgestellt. Viele sind weggegangen, neue Spieler kamen dazu. Ganz die gleiche Mannschaft waren wir also nicht mehr. Was man dem jetzigen Trainer sehr hoch anrechnen muss, ist, dass die Mannschaft sehr schnell funktioniert hat. Es war ja mehr oder weniger ein komplett neues Team, welches kaum eingespielt war. Einen Rückschritt haben wir auf alle Fälle nicht gemacht.

LAOLA1: Wie hat die Mannschaft damals den Abschied von Bo Svensson hingenommen? Speziell in deinem Fall war dieser doch schwerwiegender, immerhin hast du fast deine gesamte Zeit beim FC Liefering unter ihm bestritten.

Prass: Wir haben uns sicher nicht gefreut, als uns die Nachricht übermittelt wurde. Das war mitten in der Corona-Zeit, uns wurde nur ein Video vorgespielt, in dem sie sich verabschiedet haben - mehr war zu dieser Zeit einfach nicht möglich. Für uns war es schade, aber gleichzeitig herrschte auch Freude darüber, dass sie die Chance bekommen, beim FSV Mainz 05, einem Klub in der deutschen Bundesliga, Trainer zu sein. Auch mit dem Hintergrund, dass sie wieder mit ihrer Familie vereint sind.

LAOLA1: Inwieweit hat dich Bo Svensson auch geprägt?

Prass: Schon sehr. Ich habe unter ihm auf vielen Positionen gespielt - vom Linksverteidiger bis zum Mittelstürmer war alles dabei. Es hat mir in einigen Bereichen, vor allem defensiv und offensiv, sehr geholfen. Es war eine sehr lehrreiche Zeit mit ihm.

Foto: © GEPA

LAOLA1: Auf welcher Position fühlst du dich denn am wohlsten? Wo kannst du deine Stärken am besten ausspielen?

Prass: Im Mittelfeld. Dort ist sowohl das Offensive, als auch das Defensive wichtig. Ich weiß auch, dass ich beides mittlerweile sehr gut beherrsche, da kann ich auch meine Laufstärke am besten einbringen.

LAOLA1: Wo liegen denn sonst deine Stärken?

Prass: Ich habe einen ganz akzeptablen linken Fuß, bin zweikampf-, aber auch dribbelstark. Die Übersicht für das Spiel sticht aber heraus, da sehe ich meine größte Stärke.

LAOLA1: Du hast einmal in einem Interview gesagt: "Ich denke, ich habe das Zeug für die Bundesliga" - ist dem immer noch so?

Prass: Definitiv. Ich bin immer noch dieser Meinung, jetzt aber vielleicht sogar ein Stück mehr, als noch im vorigen Jahr. Wann es soweit ist, entscheidet sich wohl in nächster Zeit. Aber egal, wo ich im kommenden Jahr spiele, es wird ein Schritt nach vorne sein.

LAOLA1: Dein Vertrag läuft mit Saisonende aus, eine Verlängerung ist nicht in Sicht. Woran liegt es?

Prass: Es wäre noch niemand an mich herangetreten, um mit mir verlängern zu wollen. Ich wäre aber sicher nicht komplett abgeneigt gewesen, wenn ich ein Angebot bekommen hätte.

LAOLA1: Wie schwierig ist es auch für dich, zu sehen, dass Kollegen mit denen du jahrelang zusammengespielt hast, wie zum Beispiel Nicolas Seiwald oder David Affengruber, den Sprung zu Red Bull Salzburg geschafft haben, dir dieser, obwohl du gute Leistungen zeigst, aber nicht gelungen ist?

Prass: Einerseits freut man sich für die Spieler, vor allem, wenn man so lange mit denen gemeinsam auf dem Platz stand. Andererseits hinterfragt man sich auch oft, warum es bei einem selber nicht klappt, wenn die Leistungen dementsprechend passen. Im Endeffekt ist es eine Entscheidung vom FC Red Bull Salzburg, die akzeptiert werden muss, egal wie sie fällt. Mehr als das Beste geben und abrufen, was man kann, geht eh nicht.

LAOLA1: Aufgrund deiner Leistungen gibt es auch Gerüchte, dass Rapid Wien und Sturm Graz an dir dran sein sollen. Beschäftigst du dich mit solchen Dingen?

Prass: Klar kriegt man es mit. Es ist schön zu hören und auch eine gute Rückmeldung bzw. Wertschätzung, wenn man von solchen Vereinen gewollt wird. Es ändert aber nichts an mir oder meiner Person, solange ich in Liefering bin, liegt hier auch mein Fokus.

LAOLA1: Siehst du dich im kommenden Jahr eher in Österreich oder im Ausland?

Prass: Das ist noch offen, es gibt aber Angebote aus dem In- und Ausland.

"Jetzt sind es noch drei Spiele, wenn wir die alle gewinnen, sind wir Meister."

Alexander Prass

LAOLA1: Ihr steht drei Spieltage vor dem Saisonende an der Tabellenspitze, punktegleich mit dem FC Blau-Weiß Linz. Ist die Zielsetzung der Titel?

Prass: Wir wollen unbedingt Meister werden! Es wäre etwas Historisches für den Klub, bisher gelang es nie, den Titel zu holen. Zu diesem Zeitpunkt noch alles selbst in der Hand zu haben, war ebenfalls noch nie der Fall. Jetzt sind es noch drei Spiele, wenn wir die alle gewinnen, sind wir Meister. Es wäre von der Denkweise sicher falsch, wenn wir das nicht werden wollen. Daher ist ganz klar das Ziel, dass wir die Saison auf dem ersten Platz beenden.

LAOLA1: Mit Austria Klagenfurt und dem Titel-Showdown gegen Blau-Weiß Linz stehen noch wahre Kracher an, dazu kommt die Partie bei Austria Lustenau. Worauf wird es ankommen?

Prass: Wir müssen unsere beste Leistung noch drei Mal auf den Platz bringen. Das ist zu diesem Zeitpunkt sicher nicht leicht, die Saison ist schon relativ lang und das Programm war in den letzten Wochen ziemlich intensiv. Wenn wir in jedem Spiel unsere Leistung auf dem Platz bringen, dann können wir jeden schlagen - das wissen wir auch. Daher sind wir auch überzeugt, dass wir alle Spiele gewinnen werden.

LAOLA1: Spürt ihr denn schon eine gewisse Müdigkeit?

Prass: Nein, körperlich sicher nicht. Es gilt halt, für jedes Training, für jedes Spiel, sich neu zu motivieren. Das sollte aber selbstverständlich sein und ich denke, das kann jeder. Im Endeffekt hat jeder Freude daran. Im Endspurt will man nochmal alles herausholen.

LAOLA1: Auch für den Trainer? Vor ungefähr zwei Wochen wurde ja bekannt, dass Matthias Jaissle zur kommenden Saison zum FC Red Bull Salzburg geht.

Prass: Sicher. Aber für uns, als FC Liefering, macht es zurzeit keinen großen Unterschied, er ist noch bis zum Sommer bei uns. Es ist für jeden Spieler schön zu sehen, dass ihm das so schnell gelungen ist. Er hat sich auch bei uns bedankt, da es ohne unsere Leistungen vielleicht gar nicht möglich gewesen wäre.

LAOLA1: Ist es für dich auch ein Stück weit "schade", dass du diese Chance wohl nicht bekommen wirst?

Prass: Das würde ich jetzt nicht sagen. Im Endeffekt wird man sehen, wie es bei mir weitergeht.

LAOLA1: Du hast im vergangenen März dein Debüt für das U21-Nationalteam gegeben. Welche Gefühle ruft das in dir auf?

Prass: Sehr schöne. Man merkt auf alle Fälle einen Unterschied zu den vorigen Nationalteams (Anm. Prass spielte bereits im U18- und U19-Nationalteam). Das U21-Team ist vor allem in puncto Professionalität nochmal ganz anders. Es war ein super Gefühl, die Mannschaft und alle Betreuer waren sehr herzlich. Die kurze Zeit, die wir jetzt hatten, war echt top.

LAOLA1: Wie fiel das Feedback von Teamchef Werner Gregoritsch aus?

Prass: Er war sehr zufrieden, das hat er mir persönlich mitgeteilt. Die Details bleiben aber unterm Trainer und mir (schmunzelt).

LAOLA1: Zum Abschluss: Welche Ziele hast du für die kommenden fünf Jahre?

Prass: Ich will mir nichts vorwerfen müssen. Außerdem will ich dann doch bei einem Top-Verein sein, aber weiterhin mit guten Perspektiven für noch größere Dinge. Letztlich will ich jedoch einfach glücklich sein.

LAOLA1: Und im Nationalteam?

Prass: Dort natürlich auch.

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