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Ist der FAC bereit für die Bundesliga?

Stadion? Lizenz? Trainer? Manager Lukas Fischer klärt auf:

Ist der FAC bereit für die Bundesliga? Foto: © GEPA

Und plötzlich könnte der Traum, den eigentlich niemand zu träumen gewagt hat, Realität werden.

Wenn der FAC Wien den Nachtrag gegen die Kapfenberger SV gewinnt, beträgt der Rückstand auf Spitzenreiter Austria Lustenau nur noch einen einzigen Punkt.

FAC gegen Kapfenberg, Di., ab 18:30 Uhr, im kostenlosen LIVE-Stream >>>

Aber wären die Floridsdorfer überhaupt bereit für die Bundesliga? Wo würden sie ihre Spiele austragen? Wie groß wäre das Budget? Was wird am FAC-Platz gebaut? Und gibt es wirklich Akademie-Pläne?

LAOLA1 hat bei FAC-Manager Lukas Fischer nachgefragt und Antworten auf all diese Fragen bekommen:

LAOLA1: Weißt du noch, was am 2. Oktober 2021 war?

Lukas Fischer: (überlegt lange) Unsere letzte Niederlage?

LAOLA1: Genau! Das ist 23 Wochen her, also fast ein halbes Jahr…

Fischer: Und wir reden vom FAC, das darf man nicht vergessen! Ich bin schon gespannt, wie es sich anfühlt, wenn es mal wieder passiert.

"Uns ist bewusst, dass das eine riesengroße, vielleicht einmalige Chance ist"

LAOLA1: Fünf Siege in Folge, neun Spiele hintereinander ungeschlagen. Wie erklärst du dir, was da seither passiert ist?

Fischer: Da steckt harte Arbeit dahinter. Wir versuchen, so wenig wie möglich dem Zufall zu überlassen, der Mannschaft das Bestmögliche zu bieten. Die Mannschaft spürt das und gibt uns das zurück.

LAOLA1: 40 Punkte waren euer Saisonziel, das habt ihr nach zwei Drittel der Saison schon erreicht. Was ist das neue Ziel?

Fischer: Wir wollen die Saison so fertig spielen, wie wir angefangen haben. Wir schauen von Spiel zu Spiel. Am Wochenende hat mich ein Journalist angerufen, ob wir feiern, weil Austria Lustenau verloren hat. Für uns ist das nebensächlich. Wir schauen auf uns.

LAOLA1: „Von Spiel zu Spiel schauen“ schön und gut. Aber ihr kennt die Tabelle. Wenn ihr den Nachtrag gegen Kapfenberg gewinnt, seid ihr nur noch einen Punkt hinter Austria Lustenau.

Fischer: Natürlich. Wir fahren mittlerweile ja auch medial nur noch zum „Topspiel“ und zum „Schlagerspiel“. Das ist ungewohnt, aber im Endeffekt zählt für uns nur die nächste Aufgabe. Es gibt Leichteres, als nach einem Corona-Cluster in zwei Wochen vier Matches zu bestreiten. Man hat in St. Pölten gesehen, dass wir körperlich nach wie vor nicht ganz auf der Höhe sind.

LAOLA1: Wie oft startet dieser Tage bei dir das Kopfkino und du stellst dir vor, wie es wäre, würde der FAC in der Bundesliga spielen?

Fischer: Ich habe das recht gut unter Kontrolle und lasse das nicht so nahe an mich heran. Aber natürlich ploppt das von den Sponsoren und Aufsichtsräten immer wieder mal auf, die Euphorie ist groß. Es ist eine Genugtuung und macht mich stolz, dass man mit ehrlichem Fußball und ohne großes Budget etwas leisten kann.

Foto: © GEPA

LAOLA1: Wäre der FAC bereit für die Bundesliga?

Fischer: Wir sind in dem Geschäft, um nach Höherem zu streben. Auch wenn wir ein kleiner Verein mit einem vergleichsweise kleinen Budget sind, wären wir in der 2. Liga falsch, wenn wir nicht bereit wären, den nächsten Step zu machen. Uns ist bewusst, dass wir die Ärmel hochkrempeln und in die Hände spucken müssten. Aber wir wären der letzte Verein, der es nicht annimmt.

LAOLA1: Ich muss dir die Situation in der Liga nicht erklären; Blau-Weiß Linz will kommende Saison rauf, St. Pölten hat Pläne, und so weiter. Gefühlt ist das eine Chance, die der FAC nur alle 15, 20 Jahre bekommt.

Fischer: Auf jeden Fall! Die Chance ist historisch! Uns ist bewusst, dass das eine riesengroße, vielleicht einmalige Chance ist. Deswegen wollen wir so lange wie möglich vorne dran bleiben, um vielleicht den Coup zu schaffen.

LAOLA1: In der Vorsaison habt ihr die Bundesliga-Lizenz nur wegen der fehlenden Infrastruktur nicht erhalten. Das heißt, es geht sich diesmal aus, oder?

Fischer: (lacht) Mal schauen, was die Bundesliga sagt. Aber es stimmt, letztes Jahr ist es nur an der fehlenden Einigung wegen eines Ausweichstadions gescheitert. Diese Einigung haben wir diesmal mit der Südstadt. Wir sind recht positiv.

LAOLA1: Am FAC-Platz werden im Sommer auf jeden Fall Adaptierungen vorgenommen. Ihr übersiedelt also ligaunabhängig zwischenzeitlich in die Südstadt?

Fischer: Wenn wir in der 2. Liga bleiben, starten wir die Saison am FAC-Platz und schauen dann, in welchem Zeitraum wir konkret bauen.

"Mir bereitet die Vienna keine schlaflosen Nächte"

LAOLA1: Was wird am Platz alles adaptiert?

Fischer: Wir bauen auf der Gegenseite eine neue Haupttribüne, die zeitgemäß ist. Außerdem sind wir gerade in Abstimmung, inwieweit wir vielleicht schon etwas machen, was wir für die Bundesliga bräuchten. Es gibt in Wien doch das eine oder andere Stadion, es ist aber extrem schwer, dort eine Spielgenehmigung zu bekommen. Und im Happel-Stadion sind sehr viele Konzerte gebucht. Die Stadt Wien hat das erkannt. Wir hoffen, eine Lösung zu finden, dass wir den FAC-Platz für die Bundesliga adaptieren können.

LAOLA1: Was würde es den FAC kosten, eine Saison im Happel-Stadion zu spielen?

Fischer: Es ist sehr teuer. Wir hätten rund 700.000 Euro gebraucht. Zur Südstadt darf ich keine konkreten Zahlen nennen, aber es ist billiger. Wir wären ja gerne in Wien geblieben, aber wirtschaftlich wäre das schwer vertretbar gewesen.

LAOLA1: Eure Trainer Mitja Mörec und Aleksandar Gitsov haben beide nur die UEFA-A-Lizenz.

Fischer: Mörec ist im laufenden Pro-Lizenz-Kurs in Slowenien, er darf auch in der Bundesliga trainieren. Die Verträge unserer Trainer sind übrigens durchgehend, nicht befristet.

LAOLA1: War irgendjemand in eurem Kader oder aus dem Trainerteam so schlau, sich eine Aufstiegsprämie in den Vertrag schreiben zu lassen?

Fischer: (lacht) Wenn ich es richtig im Kopf habe: Nein. Das ist aktuell aber auch kein Thema.

LAOLA1: Planst du schon zweigleisig?

Fischer: Für die Lizenz war es – alleine vom Budget her – schon notwendig. Sportlich machen wir uns natürlich Gedanken, welche Spieler aus dem aktuellen Kader im Fall der Fälle dabei wären. Aber konkret ist das noch nicht.

LAOLA1: Wie viel höher wäre das Budget in der Bundesliga?

Fischer: 150 Prozent. Weil du oben durch die Fernsehgelder sehr viele Zuschüsse bekommst. Das Budgetieren für die Bundesliga ist leichter.

Foto: © GEPA

LAOLA1: Hand aufs Herz. Hast du dir im Sommer beim Zusammenstellen der Mannschaft irgendwann gedacht: „Das ist ein Kader, mit dem könnten wir vielleicht aufsteigen.“

Fischer: Jein. Mit Mörec und Gitsov war ich schon im Frühjahr recht rasch überzeugt, dass wir da ein Trainer-Duo haben, dass unsere Philosophie fortführen und weiterentwickeln kann. Wir konnten schon einschätzen, dass die Spieler, die wir verlängert und verpflichtet haben, in dieser Liga richtig gut performen können. Die Mannschaft hat dann einen starken Charakter entwickelt, die Einwechselspieler können die Leistung sogar noch steigern und das Team setzt die taktischen Vorgaben um. Es hat sich recht schnell gezeigt, dass da etwas möglich ist. Dass so ein Lauf rauskommt, ist aber natürlich nicht vorhersehbar.

LAOLA1: Und irgendwie ist der FAC trotzdem nie so richtig im Fokus gestanden, dadurch auch kein Druck aufgekommen, oder?

Fischer: Das hat es auf jeden Fall angenehmer gemacht. Mal schauen, wie weit wir den Druck jetzt noch wegschieben können, es wird immer schwerer. Aber wir haben gefestigte Spieler mit viel Erfahrung, sind keine ganz junge Truppe mehr.

LAOLA1: Mit der Vienna drängt ein anderer Wiener Verein nach oben. Spürt ihr das? Fischt die Vienna in Sachen Sponsoren und Spieler im selben Teich wie ihr? Oder ist euch das völlig egal?

Fischer: Sicher fischen wir im selben Teich. Andererseits ist die Vienna sicher finanzkräftiger, das merkt man am Kader. Es war klar, dass die Vienna über kurz oder lang raufkommt, sie arbeitet in den letzten Jahren kontinuierlich. Mir bereitet das aber keine schlaflosen Nächte.

LAOLA1: Der eine oder andere Zweitligist hat Interesse angemeldet, sollte die Akademie-Reform des ÖFB entsprechend ausfallen. Das Thema Akademie soll auch in Floridsdorf diskutiert werden.

Fischer: Wir haben unseren Nachwuchs vor drei Jahren neu aufgestellt, sind in sportwissenschaftliche Themen reingegangen. Unsere Amateure kämpfen in der 2. Landesliga um den Aufstieg, unsere Nachwuchsteams performen Woche für Woche richtig gut. Wir haben uns mit dem Thema Akademie auch beschäftigt. Wenn das für den FAC umsetzbar ist, ist das eine Aufgabe, die wir bewältigen wollen. Auch wenn wir nur der kleine FAC sind, arbeiten wir sehr professionell und wollen immer vorne mit dabei sein.


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