Frage: Gerade in Deutschland, Österreich und der Schweiz werden Berater oft kritisch gesehen. Warum sind Berater für eine gute und langfristige Karriere unverzichtbar?
Freismuth: Dafür gibt es viele Gründe. Zum einen haben Spielerberater Marktwissen und können gut einschätzen, was ein vernünftiger nächster Schritt für einen Spieler sein könnte, was der Spieler dort verdienen sollte und welche vertraglichen Dinge es zu berücksichtigen gibt. Zudem können Spielerberater mit ihrem Netzwerk Optionen für Spieler bieten und auch wertvolle Informationen für Vereine bringen. Oftmals ist der Spielerberater ein guter Freund und gibt Ratschläge in vielen Bereichen des Lebens. Das Transfersystem ist mittlerweile so komplex geworden, dass es speziell für internationale Transfers Experten braucht. Ich bin der festen Überzeugung, dass ein globaler Transfermarkt ohne Spielerberater in dieser Art nicht funktionieren könnte. Viele Spieler wollen sich oft nur auf das sportliche fokussieren und brauchen Unterstützung in vielen Dingen abseits des Rasens wie Versicherung, Veranlagung oder Steuern. Spielerberater machen viele Tätigkeiten, die für die Öffentlichkeit nicht sichtbar sind und arbeiten im Hintergrund teils mehrere Monate an der Vorbereitung für Transfers. Ein Spielertransfer ist oft ein langer Prozess. Zum Ruf möchte ich noch sagen: Spielerberater werden gerne als Sündenbock benutzt, wenn ein Transfer nicht klappt. Ich kenne jedoch viele Berater, die sehr hart arbeiten, gut ausgebildet sind, ein top Know-how haben und auch eine extrem gute Arbeit machen. Es gibt natürlich auch schlechte Beispiele, aber die gibt es in jeder Branche.
Frage: Wann haben Sie gemerkt, dass sie nun vollkommen im Geschäft angekommen sind? Gab es einen Schlüsselmoment?
Ich arbeite sehr hart und versuche mich ständig zu verbessern. Derzeit lerne ich eine weitere neue Sprache. Ich durfte bisher viele schöne Momente erleben und tolle Menschen im Fußball kennenlernen.
Freismuth: Nicht wirklich. Es geht auch nicht darum „vollkommen angekommen zu sein“. Ich arbeite sehr hart und versuche mich ständig zu verbessern. Derzeit lerne ich eine weitere neue Sprache. Ich durfte bisher viele schöne Momente erleben und tolle Menschen im Fußball kennenlernen. Dafür bin ich dankbar.
Frage: Mit der Übernahme der Geschäftsführung und dem Rebranding zu GROW stand zu Jahresbeginn der nächste Schritt an. Bisher managen Sie ein Team von Beratern in sieben Ländern und mit über 50 Klienten. Welche Ziele verfolgen Sie in den nächsten Monaten und Jahren mit der Agentur?
Freismuth: Zum einen wollen wir jeden Tag besser werden und weiterhin einen guten Service für unsere Spieler bieten. Das Ziel ist es, junge Fußballer auf ihrem Karriereweg erfolgreich zu begleiten. Zum anderen haben wir einen Fokus auf „Education/Bildung“ – zum einen für unsere Spieler aber auch generell in der Spielerberater-Branche. Das Ziel ist mehr Bildung für Spielerberater anzubieten und schlussendlich auch irgendwann den Ruf der Spielerberater zu verbessern. Es geht darum, dass es mehr seriöse, vernünftige Spielerberater gibt. Dazu braucht es auch mehr Bildungsangebote und Spielerberater, die ihr Wissen und ihre Erfahrung teilen.
Frage: Gemeinsam mit ihrem Geschäftspartner Dr. Erkut Sögüt haben Sie das Buch „How to become a football agent“ veröffentlicht. Worum geht es in diesem Buch und welche Tipps würden Sie Ihrem jüngeren Ich heute mit auf den Weg geben?
Freismuth: Das Buch sollte einen Überblick über die Tätigkeit eines Spielerberaters geben, mit Expertenmeinungen zu den jeweiligen Kapiteln (u.a. von Pere Guardiola, Misha Sher, etc.). In den Kapiteln wird unter anderem erklärt, wie ein Spielertransfer abgewickelt wird, was in einem Spielervertrag beinhaltet sein sollte, wie man Ausbildungsentschädigungen berechnet, was man bei Verhandlungen beachten sollte und vieles mehr. Der Beruf Spielerberater ist hoch komplex und sehr herausfordernd. Jedoch gibt es fast keine Literatur und Bildungsangebote dazu – das wollen wir ändern. Den größten Tipp, den ich geben kann für angehende Spielerberater, ist nicht gierig zu werden und ständig zu versuchen sich zu verbessern. Und vor allem Spaß an der Tätigkeit zu haben, es kann nämlich auch ein sehr anstrengender und belastender Job sein.