news

Forest Green: Der grünste Fußballklub der Welt

Der Profiverein aus England bricht mit Normen und setzt neue Standards.

Forest Green: Der grünste Fußballklub der Welt Foto: © getty

Nachhaltigkeit und Umweltschutz sind die bestimmenden Themen unserer Zeit. Quer durch alle Wirtschaftszweige und Branchen versuchen Institutionen ihren ökologischen Fußabdruck zu verringern und das eigene Image aufzuputzen.

Das ist auch im Sport zu beobachten. Der als „Klimakiller“ verschriene Motorsport versucht, neue Wege zu gehen. Bis 2030 will die Formel 1 klimaneutral werden, die voll-elektrischen Rennserien Formel E und Extreme E haben sich dem Ziel schon lange verschrieben.

Doch auch im Fußball gibt es Vorreiter – einer davon wird sogar von der FIFA als „grünster Fußballverein der Welt“ anerkannt.

Der englische Viertligist Forest Green Rovers geht dabei aber einen Schritt weiter als andere Klubs der Welt. Der 1889 gegründete Klub aus Nailsworth wurde von den Vereinten Nationen als erster Klub für dessen CO²-Neutralität zertifiziert.

Arsenal-Verteidiger involviert

Das umweltfreundliche Leitbild beginnt im Verein ganz oben. 2010 übernahm der Unternehmer Dale Vince den Klub. Der heute 59-Jährige ist Gründer von Ecotricity, einem Unternehmen, das auf umweltfreundliche Energiegewinnung mittels Wind- und Solar-Energie spezialisiert ist.

Im September 2020 stieg Arsenal-Verteidiger Hector Bellerin als Anteilseigner der Rovers ein. Auch der Spanier verschreibt sich neben der aktiven Fußball-Karriere dem Umweltschutz. Beide Männer eint, dass sie sich ausschließlich vegan ernähren, was sich auch auf den Klub niederschlägt.

2015 stellte der Verein auf vegane Ernährung um – für alle. Spieler, Angestellte und Fans werden ohne tierische Zusätze verköstigt. „Tierzucht hat einen großen Einfluss auf Treibhausgas-Emissionen und das Tierwohl, deswegen haben wir uns 2015 entscheiden ein veganer Verein zu werden“, schreiben die Rovers in ihrem Manifesto „Another Way“.

2017 wurde der Klub von der „Vegan Society“ mit dem „Vegan Trademark“, einer offiziellen Kennzeichnung, zertifiziert. Serviert werden unter anderem vegane Burger, Pizzas, Fajitas sowie Salate und Süßkartoffel-Pommes. Für den „Q-Pie“, einer fleischlosen englischen Pastete, gab es sogar einige Auszeichnungen. Alle Speisen werden aus lokal produzierten Lebensmitteln gefertigt.

Mähroboter auf nachhaltigem Rasen

Auch die Heimstätte des League-Two-Vereins hebt sich spürbar vom Rest der Fußball-Welt ab. Das Stadion „New Lawn“ wird von Vinces Firma Ecotricity mit grünem Strom versorgt, Solaranlagen am Stadiondach decken 25 Prozent des Stromverbrauchs ab.

Der Rasen wird ohne Pestizide und Unkrautvernichter gepflegt, dafür wird Regenwasser verwendet, um das Geläuf zu bewässern. Ein GPS-gesteuerter und von Solarkraft betriebener Mähroboter sorgt für die ideale Länge der Grashalme.

Am Stadion selbst gibt es Ladestationen für Elektro-Autos.

Einer eigenen Studie zufolge, haben die Forest Green Rovers 2018/19 ihren ökologischen Fußabdruck im Vergleich zur Vorsaison um 30 Prozent verringert. 2019/20 hat sich dieser nochmal um 53 Prozenter verringert, die wegen der Corona-Pandemie abgebrochene Saison spielte dabei aber gewiss eine beträchtliche Rolle.

Zwar hat der Verein wegen eines trockenen Frühlings mehr Wasser für die Rasenpflege benötigt, die Stromnutzung ging um 18 Prozent zurück, der Gasverbrauch brach um 70 Prozent ein.

Doch das soll noch nicht das Ende der Fahnenstange sein: Im Dezember 2019 wurde der Bau des „Eco Park“ genehmigt, der laut Vereinsangaben das grünste Stadion der Welt werden soll.

Nächster Schritt: Eco Park

Das von „Zaha Hadid Architects“ geplante Stadion soll beinahe komplett aus Holz errichtet werden und 5.000 Zusehern Platz bieten. Auch der Eco Park wird mit Solaranlagen ausgerüstet sein.

Foto: © Forest Green Rovers

Für 1.700 Autos, die am Areal Platz finden sollen, möchte der Klub genügend Ladestationen zur Verfügung stellen, auch elektrisch betriebene Fahrräder sollen nicht zu kurz kommen. Der Verein plant außerdem, die Anfahrt der Zuseher mit öffentlichen Bussen zu subventionieren.

Um Biodiversität am Areal zu bewerben, werden rund um das Stadion 500 Bäume und 1,8 Kilometer Heckenlandschaft gepflanzt.

Die alte Spielstätte soll aber nicht zum weißen Elefanten werden. Stattdessen sollen umweltfreundliche Wohneinheiten an Ort und Stelle errichtet werden.

Im Februar wurden die Stadionpläne auch von der Football League abgenickt, ein möglicher Baubeginn steht aber noch nicht fest.

Innovative Spielkleidung

Zuletzt hat der Verein mit Trikots aus Kaffee-Resten für Aufsehen gesorgt. Beim 3:0-Heimsieg über Colchester am 27. Februar 2021 feierten die Dressen ihre Premiere. Die neuen Trikots, bei denen es sich noch um einen Prototyp handelt, sind nach Angaben des Klubs leichter, atmungsaktiver und beständiger. Regulär trägt der Tabellendritte Shirts, die zu 50 Prozent aus Bambus bestehen.

Dale Vince zeigte sich 2019 bei der Vorstellung der Bambus-Trikots entsetzt von herkömmlicher Sport-Kleidung. „Ich war schockiert, als ich herausgefunden habe, dass moderne Sport-Kleidung aus Plastik besteht – das fühlt sich für mich falsch an, nicht nur aus Sicht der Nachhaltigkeit sondern auch aus Leistungsgründen“.

„Green-Washing“, wie die Image-Verbesserung durch umweltfreundliche Initiativen genannt wird, kann man dem Verein nicht unterstellen. Das Alleinstellungsmerkmal im Weltfußball wirkt sich auch nicht negativ auf die sportliche Leistung des Teams aus Nailsworth aus.

Sportliche Bilanz kann sich sehen lassen

Forest Green steht nach 39 absolvierten Spielen auf Rang sechs, einem Platz für die Aufstiegsplayoffs in die dritthöchste Spielklasse. Ein direkter Aufstiegsplatz ist in Reichweite.

Unter der Ägide von Vince musste der Verein keinen einzigen Abstieg hinnehmen, stieg 2017 aus der National League in die League Two auf, womit Nailsworth zum kleinsten Ort wurde, der je Heimat für einen Klub der Football League war.

Auf der Trainerbank herrscht Kontinuität: Mark Cooper ist seit 2016 Cheftrainer der Rovers.

Ob und in welcher Form sich andere Sportvereine die Forest Green Rovers als Vorbild nehmen, werden die kommenden Jahre zeigen. Dass der Viertligist ein weltweiter Vorreiter ist, steht hingegen unwiderlegbar fest.

Kommentare