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FIFA-Profi Mario Viska: "eSports ist Sport"

Österreichs Aushängeschild über die eBundesliga und die Entwicklung seines Sports.

FIFA-Profi Mario Viska:

Mit dem Top-Spiel der ersten Runde zwischen Gerhard Haas (SKN St. Pölten) und Michael Mattes (Admira) startet die eBundesliga in die neue Spielzeit (Freitag, 16:00 Uhr im LIVE-Stream).

LAOLA1 überträgt alle Top-Spiele der kommenden Saison, nach jeder Runde wartet Österreichs größtes Sportnachrichten-Portal außerdem mit der 30-minütigen Highlight-Show eBundesliga TOTAL auf. 

Auch Österreichs bekanntester FIFA-eSportler, Mario Viska, nimmt wieder an der eBundesliga teil. Der mehrfache deutsche und österreichische Meister geht erneut für den SK Rapid Wien an den Start.

Im LAOLA1-Interview spricht Viska über die Bedeutung der eBundesliga, den Stand seiner Sportart in der Gesellschaft und seine weiteren Ziele.

LAOLA1: Du hast schon viele nationale und internationale Titel gewonnen. Welchen Stellenwert hat für dich die eBundesliga?

Mario Viska: Einen sehr hohen – die eBundesliga ist in Österreich das wichtigste und größte Turnier. Daher werde ich versuchen, sowohl im Team- als auch im Einzelbewerb, wo ich mich bereits für das Finale qualifiziert habe, das Bestmögliche herauszuholen.

LAOLA1: Welche Chancen rechnest du dir konkret in Einzel- und Teambewerb aus?

Viska: Am Ende des Tages möchte man als Sportler die Nummer 1 sein. Das ist einfach so. Aber die Konkurrenz schläft ja nicht. Es gibt sehr viele gute und talentierte Spieler in Österreich. Und das Spiel FIFA kommt jedes Jahr neu auf den Markt, mit Eigenheiten, auf die man sich erst einstellen muss. Bei der eBundesliga wird sehr viel von der Tagesform abhängig sein. Im Teambewerb wird es zudem wichtig sein, im Grunddurchgang so viele Punkte wie möglich zu holen. Denn auch bei der eBundesliga gilt es, wie in der realen Bundesliga am Rasen, in die Top 6, die Meistergruppe zu kommen. Danach werden die Punkte halbiert – das verspricht große Spannung für das Finale! Aber zurück zu deiner Frage: Ich will eigentlich nicht über Chancen und Rechenbeispiele sprechen. Beim SK Rapid ist es immer unser Anspruch, ganz oben zu stehen. Dafür wird jeder Einzelne unseres Teams alles geben.

Das Niveau wird von Jahr zu Jahr immer besser und ist sehr gut. Die Spieler der letzten zwei, drei Jahre, haben sich international extrem gut weiterentwickelt.

Mario Viska

LAOLA1: Wer sind deine härtesten Konkurrenten um den Titel sowohl im Einzel als auch im Teambewerb?

Viska: Im Teambewerb sind es meiner Meinung nach Salzburg, die Austria und vermutlich der LASK oder Sturm. Das sind diejenigen, die ich nach dem Grunddurchgang auch in den Top 6 erwarte. Im Einzel gibt es sehr viele gute Spieler wie zum Beispiel "Juno" (Marcel Holy, Anm.), der letztes Jahr Meister geworden ist. Oder dieses Jahr sehr stark international ins Rennen gegangen ist Fabio (Özelt, Anm.) von Salzburg, der aktuell Top 16 der Welt ist. Es gibt einige Kandidaten, die man am Schirm hat. Man hofft halt, dass man am Tag X eine Spur besser ist als der Gegner.

LAOLA1: Du sagtest vorher, dass die Konkurrenz nicht schläft. Wie hat sich das Niveau in Österreich und der eBundesliga in den vergangenen Jahren entwickelt?

Viska: Das Niveau wird von Jahr zu Jahr immer besser und ist sehr gut. Die Spieler der letzten zwei, drei Jahre, haben sich international extrem gut weiterentwickelt. Aber es kamen auch immer wieder neue Spieler dazu, die man vorher nicht kannte, aber sich einen Namen gemacht und bewiesen haben, dass sie gut sind. Die eBundesliga ist das interessanteste Turnier für FIFA-Spieler in Österreich. Daher versucht natürlich jeder, der Talent hat, sich auf dieser Plattform zu präsentieren.

LAOLA1: Welche Bedeutung spielen etablierte Sportverbände und Ligen wie die Bundesliga dabei, solchen Turnieren Glaubwürdigkeit zu verleihen?

Viska: Natürlich ist es wichtig, dass bei solchen Turnieren "Big Player" mit dabei sind und ihr know-how, abseits des eSports, in Zusammenhang mit Medien und Sponsoring einbringen. Ein qualitativ hochwertiges Turnier zieht auch Leute an, die sich mit eSports sonst nicht so auseinandersetzen. Die registrieren dann, dass die Bundesliga ein Turnier veranstaltet, wo auf der Konsole anstatt auf dem grünen Rasen gespielt wird. Das verleiht Glaubwürdigkeit, und so wird das Thema eSports auch im eigenen Land weiter gepusht. Das macht natürlich Sinn. Und wir sind hier in Österreich auf einem sehr guten Weg. Die eBundesliga entwickelt sich Jahr für Jahr – im Zusammenspiel und Austausch aller Beteiligten – weiter.

LAOLA1: Wo siehst du eSports in Österreich allgemein?

Viska: Allgemein ist es für mich relativ schwer zu sagen, weil ich aktiv nur drei eSports-Titel verfolge. Das sind Counterstrike und FIFA - nebenbei ein bisschen Fortnite. Vor allem mit dem Fortnite-Weltmeistertitel des Österreichers David "aqua" Wang, hat eSports bei uns eine extreme mediale Aufmerksamkeit bekommen. Vor Corona war es für eSports eine sehr gute Zeit, weil sehr viele Turniere stattgefunden haben, sehr viele Offline-Events. Jetzt mit Corona hat das ein bisschen abgenommen. Ich hoffe, dass das Thema Corona demnächst verschwindet, und dann wieder normale Events mit Zuschauern stattfinden können.

LAOLA1: Hat sich die Pandemie auch auf Preisgelder ausgewirkt?

Viska: In Österreich, ja. Das ist natürlich auch verständlich. Als Unternehmen habe ich – zum Beispiel gegenüber meinen Angestellten – eine soziale Verantwortung. Geht es in der Krise meinem Unternehmen nicht gut, dann werde ich als erstes schauen, dass ich Arbeitsplätze sichere und im Gegenzug eventuell meine Marketingaktivitäten etwas zurückschrauben. Aber das wird sich wieder ändern. Und man muss schon festhalten, dass eSports für Unternehmen ein perfektes Umfeld ist, um eine junge, kaufkräftige Zielgruppe anzusprechen.

LAOLA1: Drängt eSports nicht immer weiter in den Mainstream hinein? Die Profilierung, auch durch Übertragungen bei LAOLA1, wird ja immer größer.

Viska: Definitiv. Deswegen ist es wichtig, dass letztes Jahr Sky bei der eBundesliga dabei war, dieses Jahr LAOLA1 und krone.tv. Es ist wichtig, dass man Partner hat, die den Mainstream im Sport ansprechen. Zum Beispiel über regelmäßige Turniere. Ein sehr gutes Beispiel ist hier auch Wien Energie, mit denen ich seit Jahren gemeinsam den Wien Energie Cup – ein großartiges Community-Event – veranstalte. Das Turnier ist mittlerweile etabliert und man merkt Jahr für Jahr, wie das Interesse daran größer wird. Somit ist es definitv mainstreamtauglich, wenn die Produktion und der Spiele-Titel, in unserem Fall FIFA, passend sind.

Das Problem ist, dass sehr viele Angst haben und eSports als Konkurrenz sehen. Hier spielt sicher auch das Geld eine Rolle.

Mario Viska

LAOLA1: Während eSports bei uns erst im Aufstieg ist, ist es in Ländern wie Südkorea und den USA bereits im Mainstream angekommen. Dort werden für Events auch größere Hallen gefüllt. Wo liegt der Unterschied der Struktur in Österreich und den genannten Ländern?

Viska: Dort ist der eSports viel besser strukturiert. Sobald eine Struktur vorhanden ist, kann das wachsen. Dort gibt es eigene Schulen, Internate und Berufszweige für eSports. Natürlich gibt es bei uns auch eigene Studienlehrgänge und Berufszweige, aber wie viele Stellen gibt es denn dann im Endeffekt wirklich? Es beginnt alles mit einer Basisstruktur, die man aufbauen muss, um das Ganze noch größer zu machen.

LAOLA1: Bedeuten die strukturellen Schwächen nicht, dass eSports noch nicht die gesellschaftliche Akzeptanz erreicht hat, die man sich eigentlich wünscht?

Viska: Sehe ich nicht so. Wenn ich schaue, wie viele Leute in Österreich FIFA spielen, ist das eine enorme Anzahl. Es gibt einfach noch keine Modelle in den Schulen oder im Sport, damit das Ganze auch zum Standard wird. Es gibt immer noch genügend Leute, die sagen, dass eSportler keinen Sport betreiben, und dass wegen eSports Kinder weniger Sport machen. In Wahrheit scheitert es aber am Stellenwert des Sports – vor allem in der Politik: Das erste Fach, das in der Schule ausfällt, ist Sport! Das liegt nicht an eSports. An solchen Dingen muss man arbeiten, bevor man behauptet, dass eSports den normalen Sport ruiniert. Und noch etwas: Das Problem ist, dass sehr viele Angst haben und eSports als Konkurrenz sehen. Hier spielt sicher auch das Geld eine Rolle. Wenn alle zusammenarbeiten und sich nicht nur als Konkurrenz sehen, dann wird man voneinander, zum Beispiel durch innovative Sponsoring-Konzepte, profitieren können.

LAOLA1: Glaubst du, dass da auch die Politik in Österreich gefordert ist?

Viska: Wenn man Strukturen ändern möchte, ist auch die Regierung gefragt. Genauso wie im traditionellen Sport. Es gibt bei uns zwei, drei Sportarten, die werden extrem gepusht und anderen Sportarten, wie zum Beispiel Darts, wird eigentlich die kalte Schulter gezeigt. Obwohl diese Sportler meiner Meinung nach genauso viel Zeit und Reisestrapazen investieren, wenn nicht sogar mehr.

LAOLA1: Du bist aktuell bei Rapid unter Vertrag, warst auch lange bei Schalke 04 engagiert. Was ist der Unterschied zwischen einem österreichischen und deutschen Klub?

Viska: In Österreich fehlt es derzeit noch an der Struktur und am Geld, um international mithalten zu können. Schalke hat eigene Mitarbeiter, die sich nur um des Thema eSports kümmern, zum Beispiel Social Media betreiben und Sponsoren akquirieren. Das League-of-Legends-Team von Schalke hat zum Beispiel sogar einen eigenen Koch. Man muss es ja auch nicht gleich so groß machen, wie ein internationaler Verein. Es geht als österreichischer Verein auch nicht darum, weltweit der Beste zu sein, sondern um etwas aufzubauen, seine eigene Reichweite und Community zu erweitern. Kurz: Über eSports einen Mehrwert für seinen Verein zu schaffen. Da muss auch die Bundesliga von den Vereinen mehr fordern und sie in der Umsetzung auch unterstützen. In Deutschland bekommt ein Verein, wenn er in der Virtual Bundesliga mitspielt, eine gewisse Summe, die er in eSports investieren kann. Wie es dazu gekommen ist? Letztes Jahr hat Stuttgart gesagt, dass sie aus der Virtual Bundesliga aussteigen werden. Nachdem einige weitere Vereine abgesprungen sind, hat die Bundesliga ein neues Konzept erstellt. Dieses sieht auch Investitionen in die eSports-Sparten der Vereine vor. Damit ist dann allen geholfen. In Österreich gibt es Salzburg, die finanziell meilenweit voraus sind, andere Vereine müssen halt schauen, dass sie etwas auf die Beine stellen.

LAOLA1: Du bist auch als Trainer tätig, was ja auch für eine gewisse Professionalisierung steht. Versucht man sich im eSport dem Standard von Profi-Sportteams anzugleichen?

Viska: Natürlich. eSports ist Sport, das ist einfach so. Wenn du ein gewisses Team um dich hast, jemanden für Ernährung, einen Mentalcoach, Fitnesscoach, dann bist du natürlich besser als andere. Wenn man sich die Dokumentationen zu internationalen Fußballvereinen anschaut, dann sieht man den professionellen Unterschied zum heimischen Fußball. Das beginnt mit dem gemeinsamen und abgestimmten Mittagessen und geht bis in die medizinische Versorgung. Natürlich können diese Vereine, diese Spieler bis zu 60 Spiele in der Saison absolvieren. Wenn ein Spieler der österreichischen Bundesliga 60 Spiele spielt, hätten wir vermutlich nur Dauerverletzte. Weil, und jetzt sind wir wieder bei dem Thema, die Strukturen nicht vorhanden sind, das Paket drum herum nicht da ist. Österreich hat in jeder Sportart Talente, aber das Problem ist, dass du irgendwann stehen bleibst, wenn dir die Möglichkeiten zur Weiterentwicklung – sei es Geld, Infrastruktur, Trainerteams etc. – fehlen. Im eSports ist es genauso: Jedes Team, das im eSports international erfolgreich ist, hat ein eigenes Gaming-Haus, wo die Spieler eine zeitlang wohnen, wo es einen Koch gibt, einen eigenen Mentalcoach, ein eigenes Fitnessprogramm. Nur so kannst du auch erfolgreich Sport machen.

LAOLA1: Wie du vorher erwähnt hast, verändert sich FIFA jedes Jahr. Das ist mehr oder weniger dein Material, mit dem du umgehen musst. Geht die Entwicklung da in die richtige Richtung? Es gibt genügend Fans, die sich dazu negativ äußern.

Viska: Es ist schwierig. Das Spiel verändert sich alle zwei Jahre im größeren Stil. In geraden Jahren bekommt es vielleicht eine neue Engine, neues Gameplay, neues System. Das Spiel ist zwar ähnlich wie letzes Jahr, in gewisser Weise aber anders. Vor allem geht es nicht nur darum, dass das Spiel verändert wird, sondern auch die Qualifikationen für Turniere. Geld in ein Ultimate Team zu investieren, ist auch immer noch ein heikles Thema – Stichwort Glücksspiel. Es ist nicht einfach. Bei Counterstrike oder League of Legends verändert sich nicht so viel wie bei FIFA. Das macht es aber grundsätzlich bei FIFA spannend, weil immer wieder andere Leute erfolgreich sind. Warum hat es in den letzten Jahren immer andere Weltmeister gegeben? Das liegt daran, dass das Spiel einfach nicht gleich ist. Das eröffnet zwar mehr Spielern Erfolgschancen, macht es aber in der Planbarkeit für Sponsoren und Vereine schwieriger. Sehen wir es als Herausforderung und nicht, wie so oft im Internet, auch innerhalb der FIFA-Community, negativ. Wir eSportler sollten dankbar sein, dass wir mit unserem Hobby Geld verdienen können.

Ich kenne sehr viele Mädels, die zocken, die wirklich viel und brav zocken, aber die nicht streamen oder sich mit Profis messen wollen, weil sie sagen, dass sie nur belächelt werden oder negativ in eine Ecke geschoben werden, selbst wenn sie erfolgreich sind. Daran ist aber die Gesellschaft Schuld.

Mario Viska

LAOLA1: Du bist ja der FIFA-eSportler schlechthin in Österreich. Erachtest du das als Bürde und siehst du dich als Wegbereiter für kommende Spielergenerationen?

Viska: Definitiv. Man ist ja, mit dem was man macht, Vorbild in seiner Sportart. Das ist mir immer schon ganz wichtig gewesen. Deswegen sieht man von mir auch keine negativen Posts, Beleidigungen oder Ausraster im Internet. Weil ich ein Vorbild sein will und auch bin. Natürlich geht es auch mir nicht immer gut, das kann und soll meine Community auch wissen – auch das gehört dazu, wenn man ein Vorbild ist. Aber auch in solchen Phasen will ich meiner Community ehrlich gegenübertreten und ihr zeigen, wie ich damit umgehe. Das tue ich. Ich bin seit 2006 Profi, das gibt es weltweit kein zweites Mal. Darauf bin ich auch stolz. Deshalb kommen auch sehr viele junge Spieler zu mir, wie zum Beispiel Eldin ("Eldos" Todorovac, Anm.), den ich mit aufgebaut habe. Heute, ein Jahr später, ist er bei Borussia Dortmund unter Vertrag. Ich versuche für viele Personen die Ansprechperson zu sein. Nicht nur für eSportler. Mir geht es um die Weiterentwicklung des eSports. Dazu gehört auch das ganze Ökosystem. Ich berate zum Beispiel auch Unternehmen, die sich im eSports engagieren. Dazu zählen zum Beispiel meine langjährigen Partner Coca-Cola und Wien Energie, mit denen ich wunderbare Turniere konzipiert und veranstaltet habe. Ich habe auch mit der Bundesliga bei der Erstellung des Formats eBundesliga zusammengearbeitet, meine Inputs gegeben. Ich bin der älteste eBundesliga-Teilnehmer. Ich habe viel Erfahrung, habe Turniere gespielt, so viele haben alle Mitarbeiter zusammen wohl nicht gespielt. Ich spreche also aus Sicht des Spielers, aber schon auch aus der Sicht des Veranstalters. Das ist auch mein Business, weil ich nicht nur Spieler bin, sondern Veranstalter, Coach, Manager, so ein bisschen "Mädchen für alles". Das kommt halt mit der Zeit, weil du dich irgendwann weiterentwickeln musst und nicht nur stehen bleiben darfst. Ich nehme das dankend an, und weiß das zu schätzen, dass viele Leute mich so sehen, wie du es erwähnt hast. Das macht schon stolz, aber darauf habe ich die letzten 15 Jahre hingearbeitet.

LAOLA1: Beim Blick auf das Teilnehmerfeld der eBundesliga fällt auf, dass aus 60 Spielern nur eine Frau am Start ist. Warum ist das so?

Viska: Ich kenne sehr viele Mädels, die zocken, die wirklich viel und brav zocken, aber die nicht streamen oder sich mit Profis messen wollen, weil sie sagen, dass sie nur belächelt werden oder negativ in eine Ecke geschoben werden, selbst wenn sie erfolgreich sind. Daran ist aber die Gesellschaft Schuld. Man sieht es in FIFA, es gibt in Deutschland die Fabienne (Morlok, Anm), die beim FOKUS CLAN unter Vertrag steht. Die schafft in der Weekend League auch ihre 26 Siege, der beste der Welt schafft 30. Sie ist wenige Siege entfernt, mit den besten der Welt mitzuhalten! Das ist nicht viel. Es liegt nicht daran, dass sie die vier Siege nicht schafft, weil sie eine Frau ist, das hat mit anderen Sachen zu tun. Meiner Meinung nach trauen sich sehr viele nicht, in der Öffentlichkeit Gas zu geben, weil sie dann mit negativen Dingen konfrontiert werden. Wer möchte das in Kauf nehmen? Es gibt Leute die drüber stehen, aber nicht die Masse.

LAOLA1: Als jemand, dessen Bestwert, glaube ich, bei 18 Siegen steht, sind 26 natürlich großartig.

Viska: Eben! Es gibt sicher viele Frauen, die talentiert sind. Wenn du einer österreichischen Frauen-Fußballerin den Controller in die Hand drückst, könnte sie sicher gut FIFA spielen, weil sie das taktische Verständnis hat, das sieht man auch im Männerbereich. Man sieht es auch auf Twitch: Wenn man die Streams von Frauen beobachtet – es gibt Teile der Community, die geiern, weil die Spielerin hübsch ist. Willst du als Frau dann auch noch mit gewissen Anfragen belästigt werden? Ich kann natürlich nicht für eine Frau sprechen. Man sieht es aber auch im Sport allgemein, bei einer Umfrage auf der Mariahilfer Straße, bekommt man zum Thema Frauenfußball sicherlich genug dumme Antworten. Ich sehe das nicht so. Fallon Sherrock hat bei der Darts-WM vor zwei Jahren – für viele, auch für mich, überraschend – die Besten der Welt geärgert. Natürlich gibt es Sportarten, bei denen es körperliche Unterschiede gibt. Ich hätte aber gerne Lindsey Vonn in einer Männer-Abfahrt gesehen. Es liegt aber leider an der Gesellschaft, dass sie dass sehr kritisch sieht.

LAOLA1: Welche persönlichen Ziele verfolgst du noch als Spieler und Trainer?

Viska: Wenn man "Eldos" hernimmt, dem habe ich auf spielerischem Niveau nicht viel weitergeholfen. Der hatte und hat viel Talent. Das Einzige, was er nicht mitgebracht hat, war die mentale Stärke, hier habe ich ihm weitergeholfen. Oder beim Thema Video. Sein erstes Youtube-Video haben wir bei mir zu Hause gemacht. Jetzt hat er über 30.000 Abonnenten. Ich habe ihm gezeigt wie man ein Video schneidet. Ich bin also nicht nur ein Trainer im spielerischen oder mentalen Bereich, sondern auch im Erstellen von Content. Da will ich auf jeden Fall Spieler weiterentwickeln, die dann – auf Grund ihrer unterschiedlichen Skills – wo unter Vertrag kommen. Persönlich ist mein größtes Ziel immer an der eBundesliga teilzunehmen. Das ist national das größte Turnier und ich will einfach zeigen, dass ich es immer noch draufhabe. Natürlich ist es sehr schwierig die Nummer 1 zu sein. Früher war ich der Drittbeste der Welt. Aber früher habe ich nur FIFA gespielt, heute bin der Geschäftsführer von drei Unternehmen. Das bedeutet, dass ich nicht mehr die Zeit habe, sechs Stunden durchzuspielen. Jetzt habe ich den mentalen Stress, Mitarbeiter zu bezahlen, ich habe ein Haus gebaut, Familie gegründet. Ich kann nicht 100 Prozent für FIFA aufbringen, wie ich es müsste. Daher ist es ganz schwierig für mich zu sagen, dass ich österreichischer Meister oder Weltmeister werde. Ich bin zu inkonstant, das gebe ich ehrlich zu. Aber das Gute ist, dass ich wieder Phasen habe, so wie letztes Jahr, wo ich Maximilian Maierhofer, der im eBundesliga-Grunddurchgang keine einzige Niederlage kassiert hat, im Einzelfinale eliminiert habe. Ich habe das Niveau, leider zu inkonstant, versuche aber, mich zu fokussieren. Ich habe einen Trainingsplan ausgearbeitet, um mit den Rapidlern Nico Pankratz, Benjamin Zidej und Dominik Lampacher gut zu trainieren, so dass wir uns für den Grunddurchgang eine gute Ausgangssituation schaffen. Vor dem Finaldurchgang wird dann noch einmal Priorität gelegt.

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