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Meinungen zur Wahl des neuen ÖFB-Teamchef

Meinungen zur Wahl des neuen ÖFB-Teamchef

Reaktionen zur Bestellung des Schweizers Marcel Kollers zum Teamchef des österreichischen Fußball-Nationalteams am Dienstag:

Paul Gludovatz (Trainer Ried und selbst als Kandidat gehandelt): "Ich kann zu Koller nichts sagen. Ich weiß nur, dass ich die Punkte im Anforderungsprofil erfüllt hätte, außer, dass ich vielleicht zu wenig verlangt habe. Ich fühle mich nicht übergangen."

Christian Fuchs (ÖFB-Teamspieler und über ein Jahr Legionär bei Bochum unter Koller): "Für mich ist das eine super Sache. Ich kenne ihn als sehr ehrgeizigen Trainer, der gut mit jungen Spielern umgehen kann. Es war schon eine Überraschung, damit hat niemand gerechnet. Aber es ist eine gute Entscheidung. Koller lässt offensiv spielen, will aber auch eine geordnete Defensive. Er legt viel Wert auf Taktik und Videoanalyse, ist ein sehr besonnener Mensch und kann gut auf Spieler eingehen. Ich traue mir zu behaupten, dass Bochum nicht abgestiegen wäre, wenn er geblieben wäre. Er kann auch laut und emotional werden, aber nicht negativ emotional. Es hat viel Spaß gemacht, mit ihm zu arbeiten."

Paul Scharner (ÖFB-Teamspieler): "Ich bin irrsinnig enttäuscht, scheinbar bin ich nicht gut genug." (Ironische Anspielung auf seine Aussage, er sei bereit, im Nationalteam den Job des Spielertrainers auszuführen). " Ich freue mich aufs Kennenlernen und blicke einer rosigen Zukunft entgegen. Die Strukturen des ÖFB werden jetzt in die richtige Richtung geändert."

Karl Daxbacher (Trainer Austria Wien): "Man sollte den Mann arbeiten lassen. Er hat eine sehr gute Reputation. Vorverurteilungen haben da nichts verloren. Ich habe ein sehr gutes Gefühl, ohne ihn näher zu kennen. Immerhin hat er auch in der Schweiz sehr erfolgreich gearbeitet. Ich würde sagen, der ÖFB hat sich das reiflich überlegt. Warum auch immer er zwei Jahre keinen Job hatte, man muss seine vergangene Arbeit beurteilen. Bei Bochum in der deutschen Bundesliga ist es sicher nicht leicht. Bei den sogenannten Kapazundern, von denen die Rede war, ist immer auch die Frage, ob sie sich ausreichend engagieren."

Walter Kogler (Trainer Wacker Innsbruck): "Eine sehr überraschende Entscheidung. Ich kenne die Kriterien nicht, die für seine Bestellung ausschlaggebend waren. Ich kann Koller nicht beurteilen, dafür bin ich zu weit weg."

Herbert Prohaska (ÖFB-Legende und TV-Experte): "Es war für alle überraschend. Ich habe ein zwiespältiges Gefühl. Man weiß, dass ich eine andere Lösung bevorzugt hätte. Man muss so fair sein und abwarten, aber es ist wahrscheinlich so, dass sich der Großteil im Land eine andere Entscheidung gewünscht hätte. Koller wird sich bisher nicht groß mit dem österreichischen Fußball beschäftigt haben. Seine Aufgabe ist viel schwerer, als für einen, der die anderen kennt. Das heißt, er fängt im Prinzip bei Null an. Koller war zwei Jahre nicht im Geschäft, das heißt, dass er keine Angebote bekommen oder angenommen hat. Von der Optik her ist das nicht optimal. Er hat hauptsächlich in der Schweiz gearbeitet, in Deutschland war es durchwachsen. Als Fußballer hat er eine gute Karriere hinter sich. Können wird er's schon. Aber es ist auch sehr, sehr wichtig, was du für eine Rückendeckung hast. Er wird ganz wenig haben und keinen Bonus, den etwa Andreas Herzog mitbringt. Herzog hat eine Riesenkarriere hinter sich und arbeitet schon sehr lange im ÖFB."

Kurt Jara (Teamchef-Kandidat, Ex-ÖFB-Internationaler und sowohl Mannschaftskollege als auch Trainer Kollers bei den Grasshoppers Zürich): "Ich kann eigentlich nichts über Koller sagen, weil das schon sehr lange her ist. Es ist sicherlich eine gewisse Enttäuschung da. Das Anforderungsprofil hätte auf mich sicher besser zugetroffen, weil ich im Ausland mehr Erfolg hatte und mehr Titel geholt habe als Koller. Viele Leute haben mir zugesprochen und tun es jetzt auch noch, und sagen ,du wärst der Beste gewesen'. Ich habe ein gutes Gespräch mit Alfred Ludwig geführt und eines mit Leo Windtner, das war mehr Kaffeeklatsch. Nach dem Gespräch habe ich gewusst, dass es sowieso nichts wird, deswegen war ich auch nicht so überrascht. Man muss jetzt abwarten, ob der Erfolg kommt. Aber wenn nicht, dann sollte man das nicht nur am Teamchef festmachen, sondern auch an den Entscheidungsträgern. Jetzt kommt für österreichische Verhältnisse ein No-Name-Trainer, da stößt man jeden heimischen Trainer vor den Kopf. Wenn ein Kapazunder gekommen wäre, das wäre etwas gewesen, aber jetzt ..."

Peter Stöger
(Trainer Wr. Neustadt): "Ich sehe das aus der Trainersicht. Dass es kein Österreicher geworden ist, ist für mich persönlich schade. Wir predigen, was wir bei der Trainerausbildung sehen wollen, bei der wir von einer Top-Ausbildung sprechen. Wenn dann doch jemand aus dem Ausland zum Zug kommt, dann muss ich das schon hinterfragen, ob die Ausbildung wirklich so gut ist, oder ob man sich seine Sporen erst woanders verdienen muss. Aber Koller hat meine vollste Unterstützung, sofern er sie benötigt."

Franz Lederer (Trainer Mattersburg): "Man kennt ihn aus der deutschen Bundesliga, er hat damals auch Fuchs von uns nach Deutschland geholt. Ich denke, die, die sich für ihn entschieden haben, werden sich schon etwas gedacht haben. Man muss ihn arbeiten lassen und die größtmögliche Unterstützung zukommen lassen."

Werner Gregoritsch (Trainer Kapfenberg): "Ich kenne den Kollegen Koller seit einem Testspiel mit dem GAK gegen St. Gallen im Jahr 2001. Er hat die Mannschaft damals gut geführt, man hat gesehen, dass er ein Fachmann ist, der in der Schweiz einen guten Namen hat. Er hatte auch in Deutschland einige Erfolge. Dennoch glaube ich, dass eine österreichische Lösung angebracht gewesen wäre. Foda, Gludovatz oder Jara hätten es sich verdient gehabt. Da bin ich ein wenig ein Patriot. Koller muss sich in den österreichischen Fußball erst einleben. Da braucht er Zeit."

Marc Sand (Kapfenberg-Stürmer/ in der Saison 2007/08 unter Koller): "Ich denke, dass es eine sehr gute Lösung für Österreich ist. Er ist ein sehr professioneller Trainer und akribischer Arbeiter, der mit Leib und Seele bei der Arbeit ist. Er versteht sehr viel vom Fußball. Ich habe sehr positive Erfahrungen mit ihm gemacht, er ist menschlich schwer in Ordnung und kann mit jungen Spielern sehr gut umgehen. Er hat damals in Bochum alle gleich behandelt, egal ob junge oder arrivierte Spieler. Er hat damals sehr viel mit mir gesprochen und auch Einzeltraining gemacht."