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Die Bayern von der traurigen Gestalt

Die Bayern von der traurigen Gestalt

Fast wäre Torhüter Manuel Neuer wieder der Held geworden: Elfer gehalten, Elfer verwandelt.

Doch statt des zum Greifen nahen Triumphs im Finale der Champions League schlichen die Spieler des FC Bayern München am Samstagabend nach dem 3:4 im Elfmeterschießen gegen Chelsea niedergeschlagen vom Rasen der Allianz Arena.

Arjen Robben und Bastian Schweinsteiger wurden mit ihren vergebenen Elfmetern zu den tragischen Figuren.

Schweinsteiger am Boden zerstört

Im schmerzhaftesten Moment seiner Karriere schlug Schweinsteiger auch den tröstenden Arm des Bundespräsidenten aus.

Joachim Gauck hatte seine rechte Hand bei der Pokal-Zeremonie ausgestreckt, der abwesende Bayern-Profi schlich mit einem leeren, zu Boden gerichteten Blick daran vorbei.

Kurz zuvor waren alle Träume, Sehnsüchte und nun schon langjährigen Ziele des Münchner Mittelfeldchefs beim letztlich entscheidenden Elfmeter am Innenpfosten zerschellt.

"Damit muss man erstmal fertig werden"

"Wenn ein Spieler in so einem Spiel einen Elfmeter verschießt, dann muss er damit erstmal fertig werden", erklärte Trainer Jupp Heynckes, der prophezeite: "Es wird sicherlich einige Tage dauern. Aber es gehört einfach zum Fußballerleben dazu. Das heißt Siege, große Titel und auch Enttäuschungen."

Im Mittelkreis stand Schweinsteiger nach dem Elfmeterkrimi mit gesenktem Haupt, hielt sich apathisch die linke Hand vors Gesicht. Neben ihm kauerte Arjen Robben, der gegen die Engländer den zweiten Titel in der "Vize-Saison" 2011/12 verballerte.

Auch im vorentscheidenden Meisterschaftsschlager gegen Borussia Dortmund hatten dem Niederländer vom Penalty-Punkt die Nerven versagt. Zum Elfmeterschießen trat Robben dann nicht mehr an.

"Ironie der Geschichte: Ausgerechnet der Ex-Chelsea-Spieler Arjen Robben erfüllt Roman Abramowitsch nach neun Jahren Warten den Traum vom Sieg in der Champions League", spottete am Sonntag die russische Sportzeitung "Sowjetski Sport".

Neuer schon als dritter Schütze

Heynckes hatte in der Entscheidung Probleme, fünf Schützen zu finden. Daher trat auch Torhüter Neuer an, der souverän verwertete.

"Dann kamen schon ein paar Kandidaten, wo ich nervös wurde", meinte Bayern-Präsident Uli Hoeneß. Mehrere Akteure, darunter Robben, fühlten sich nicht bereit.

"Einige Spieler haben sich nicht sicher genug oder selbstbewusst genug gefühlt. Sie fühlten sich nach 120 Minuten müde", zeigte Heynckes Verständnis.

Robben traute sich wieder

An dem im Vorjahr von vielen Fans ablehnend empfangenen Torhüter Neuer, Elfmeterheld in Madrid, lag das Finaldrama nicht. Dagegen musste sich Robben fragen, ob er diesmal nicht besser einen anderen hätte schießen lassen sollen. "Wenn er festgelegt ist als Nummer-1-Schütze, dann schießt er den Elfmeter", erklärte Hoeneß.

Mit seinem Ego stand für den Niederländer außer Frage, dass er trotz seines Fehlschusses vom Meisterschafts-Finale in Dortmund und nach seinem haarscharf verwandelten Strafstoß vom Real-Halbfinale auch in der Verlängerung nach Foul von Drogba an Franck Ribery gegen Chelsea antreten würde. Zu seiner Verteidigung sei gesagt: Es drängte sich auch kein anderer Bayer auf.

"Total blöd war, dass durch die Verletzung von Franck Ribery bestimmt drei Minuten vergangen sind, bis er zum Schuss kam. Das ist für einen Spieler keine gute Ausgangsposition", sagte Hoeneß. "Ich habe selber mal einen wichtigen Elfmeter verschossen (Anm.: im verlorenen EM-Finale 1976 in Belgrad), und das muss man sacken lassen. In ein paar Tagen schauen wir, wie es weitergeht."