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"Ich habe es einfach nicht verstanden"

Marko Stankovic hat in seiner Karriere schon schönere Wochen erlebt.

War der Steirer vergangene Saison noch regelmäßig in der Startelf der Austria zu finden, schaffte er es zuletzt mehrmals nicht einmal in den Kader.

Erst in sechs Pflichtspielen durfte der 25-Jährige von Beginn an ran, sieben Mal saß er erst gar nicht auf der Bank. Wobei nicht unerwähnt bleiben sollte, dass ihn zuletzt auch ein Seitenbandeinriss im Knie außer Gefecht setzte.

„Es war jedes Mal aufs Neue ein Schock, als ich nicht dabei war“, sagt der Offensivspieler im LAOLA1-Interview. Die Suche nach Gründen gestaltete sich schwierig.

Doch nun ist der ehemalige Italien-Legionär offenbar auf dem Weg zurück, gegen den SK Rapid wurde er eingewechselt. Ein Hoffnungsschimmer.

LAOLA1: Du hast dich wahrscheinlich selten so sehr über einen Kurzeinsatz gefreut, wie in diesem Derby…

Marko Stankovic: Das kann man so sagen. Auch wenn es nur drei Minuten waren, war es schön, wieder einmal zu spielen. Ich war lange genug komplett außen vor. Jetzt kommt mir vor, dass ich wieder ein bisschen näher dazugekommen bin. Hoffentlich bin ich aus dem schlimmsten draußen.

LAOLA1: Angefangen hat alles Ende August, als du gegen die Admira erstmals nicht im Kader gestanden bist…

Stankovic: Genau. Das war damals relativ unerwartet. Es war jedes Mal aufs Neue ein Schock, als ich nicht dabei war. Von meinem – vielleicht zu subjektivem – Empfinden her war es in dieser Art und in diesem Ausmaß nicht gerecht. Aber ich habe mich nicht hängen gelassen und von Seiten des Trainerstabs immer wieder gehört, dass vom Training her alles passt. Auch, wenn es schön war, im Derby wieder zu spielen, gebe ich mich damit nicht zufrieden. Mein Ziel ist es nicht, dass es so weitergeht. Ich will wieder dorthin, wo ich vor einem Jahr war.

LAOLA1: Hast du in den letzten Wochen an deinen Fähigkeiten gezweifelt?

Stankovic: Nein. An meinen Fähigkeiten zweifle ich gar nicht. Ich weiß, wie ich trainiere. Mir kommt vor, dass ich mich sehr gut und realistisch einschätzen kann. Es war ein bisschen komisch. Ich habe mir immer gedacht: Jetzt kann er nicht mehr über mich hinwegsehen, jetzt muss es hingehauen haben. Ich war dann aber doch wieder nicht mit dabei. Dann fängt man zum Grübeln an, woran es liegt. Teilweise habe ich mir gedacht, ob es an etwas Persönlichem liegt. Immer wieder fragen Teamkollegen, ob ich mit dem Trainer einen Streit gehabt hätte. Das war aber nie der Fall. Aber freilich fragt man sich dann, ob man irgendwann einmal etwas gesagt hat, was er in den falschen Hals gekriegt haben könnte. Man denkt einfach über viel Blödsinn nach, um sich irgendwie einen Reim drauf bilden zu können. Aber der Trainer hat nun mal so entschieden und ich muss schauen, die Antwort auf dem Platz zu geben.

Der Steirer will zurück in die erste Elf

LAOLA1: Hat dir der Trainer jemals erklärt, warum er nicht mehr auf dich setzt?

Stankovic: Ich bin einmal auf ihn zugegangen und habe ihn gefragt, was ich verbessern soll. Ich habe versucht, mir zu Herzen zu nehmen, was er mir gesagt hat, und speziell das im Training zu verbessern. Vielleicht bin ich ein bisschen zu spät auf ihn zugekommen. Ich gehe nicht so gerne auf einen Trainer zu, um zu fragen, warum ich nicht spiele. Ich sage immer: Entscheidungen des Trainers sind zu respektieren. In diesem Fall habe ich es aber einfach nicht verstanden.

LAOLA1: Wie würdest du deine Beziehung zu Karl Daxbacher beschreiben?

Stankovic: Sie ist nicht anders, als bei 90 Prozent der anderen Spieler. Jeder Trainer hat so seine Spieler, mit denen er ein bisschen anders umgeht. Das ist ganz normal. Unsere Beziehung ist absolut normal, auf keinen Fall negativ. Ich kann nicht sagen, dass mich der Trainer wie den letzten Dreck behandeln würde.

LAOLA1: Angesichts deiner Lage muss es dich gefreut haben, dass du zu jenen Austria-Spielern gehört hast, die Neo-Teamchef Marcel Koller am Freitag um sich versammelt hat…

Stankovic: Das hänge ich gar nicht so sehr an die große Glocke. Sicher ist es super, wenn ich auf dieser Liste bin, weil mir das zeigt, dass ich im letzten Jahr meine Leistungen gebracht habe. Wenn Herr Koller eventuell schon letztes Jahr Teamchef gewesen wäre, traue ich mich sagen, dass ich vielleicht die eine oder andere Einberufung gekriegt hätte. Teilweise hätte ich es verdient gehabt. Didi Constantini hatte halt seine Leute, und fertig. Damit habe ich mich aber gar nicht so sehr auseinandergesetzt. Es freut mich jedenfalls, dass ich den neuen Teamchef kennenlernen durfte. Ich bin aber nicht so blauäugig, zu sagen: Ich bin in diesem Kreis gewesen und hoffe, jetzt dabei zu sein. Meine Ziele müssen derzeit ganz andere sein. Das Nationalteam kommt durch Leistungen im Klub. Und die drei Minuten gegen Rapid dürften meine Position nicht unbedingt verbessert haben (lacht). Durch gute Trainingsleistungen hat es noch keiner ins Nationalteam geschafft. Ich will wieder einen Platz unter den ersten Elf. Aber: Solange ich nicht noch einmal ins Nationalteam komme, höre ich nicht auf zum Kicken (lacht).

LAOLA1: Es gilt als wahrscheinlich, dass du im Cup gegen Reichenau von Beginn an spielst. Eine gute Möglichkeit, um sich wieder ein wenig ins Rampenlicht zu spielen?

Stankovic: Ich habe schon mitbekommen, dass wir vielleicht ein, zwei Positionen verändern wollen. Bei solchen Partien besteht für Spieler wie mich, die zuletzt nicht zum Zug gekommen sind, die Chance, sich aufzudrängen und zu zeigen, dass man zu Unrecht draußen war. Insofern ist es vielleicht gar nicht so schlecht, im Cup zu rotieren, weil dadurch sichergestellt ist, dass das Spiel niemand auf die leichte Schulter nimmt.

LAOLA1: Wann hast du zum letzten Mal um 10:30 Uhr ein Spiel bestritten?

Stankovic: Ich glaube, noch nie in meinem Leben. Vielleicht in der U8 oder so. Der Termin ist für mich komplettes Neuland. Ich bin aber sowieso Frühaufsteher, deshalb wird mir das wohl keine Probleme bereiten. Außerdem trainieren wir oft schon um 9:30 oder 10 Uhr. Das wird weder Ausrede, noch Hindernis sein.

Das Gespräch führte Harald Prantl