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Leonardo: "Ich bedaure nichts!"

Leonardo:

Den 8. Mai 2002 wird Leonardo de Vitor Santiago wohl nie mehr vergessen.

UEFA-Cup-Finale in Rotterdam. "Gastgeber" Feyenoord gegen Borussia Dortmund. 48.500 Zuschauer im legendären De-Kuip-Stadion.

Und der Brasilianer mittendrin statt nur dabei.

UEFA-Cup-Sieger 2002

In Minute 63 darf er dann endlich auf den Rasen - für einen gewissen Robin van Persie.

Super-Talent für Super-Talent. Frischgebackener 19-Jähriger für Noch-18-Jährigen.

Knapp 30 Minuten später bejubeln die beiden Youngsters Arm in Arm den großen Triumph. Feyenoord Rotterdam setzt sich in einem packenden Spiel mit 3:2 durch.

Zeit für eine neue Herausforderung

Neun Jahre nach dem großen Coup sitzt LAOLA1 dem UEFA-Cup-Sieger von 2002 beim Interview-Termin gegenüber.

Wehmut ist beim heute 28-Jährigen aber nicht zu erkennen.

Er sagt nur, dass er in Holland quasi alles erreicht hätte, was es zu erreichen gibt.

„Ich durfte bei Feyenoord und bei Ajax spielen, war Pokalsieger und eben UEFA-Cup-Sieger. Es war Zeit für eine neue Herausforderung.“

Für größere Vereine interessant?

Und die heißt vorerst Red Bull Salzburg.

In der kommenden Saison will sich der Offensiv-Allrounder für ein weiteres Engagement in der Mozartstadt empfehlen.

Oder sogar für mehr. „Wenn ich in Salzburg gute Leistungen bringe, bin ich auch für größere Vereine interessant.“

Leonardo & Alan: Brasilien-Flair für RBS

Illustre Gruppe mit van Persie und Smolarek

Größere Vereine wie beispielsweise Arsenal, wo sein langjähriger Weggefährte van Persie einer der Superstars ist.

Den Niederländer kennt Leonardo übrigens schon seit Jugendtagen.

Damals, kurz vor dem Durchbruch, spielten sie gemeinsam in einer illustren Nachwuchsmannschaft.

„Robin und Ebi Smolarek sind wahrscheinlich die bekanntesten Spieler, die in diesem Team waren.“

Moniz als Mentor

Trainer dieser talentierten Mannschaft: Ricardo Moniz. Wenig verwunderlich also, dass der Salzburg-Coach seinen einstigen Schützling unbedingt wieder haben wollte.

„Ich kenne Leonardo schon sehr lange und weiß, was er kann. Er kann in der Offensive fast alles spielen, wird uns noch unberechenbarer machen“, erklärt der 47-Jährige.

Moniz weiß aber auch, dass der Brasilianer nicht unbedingt pflegeleicht ist. Immer wieder legte sich das einstige „Wunderkind“ mit seinen Vorgesetzten an.

„Ich war in Holland ein interessanter Spieler. Und über interessante Spieler wird immer mehr geschrieben – egal ob positiv oder negativ. Die Medien brauchen natürlich Geschichten, das gehört zum Fußball dazu“, versucht Leonardo sein Image bei LAOLA1 zu relativieren.

Leonardo muss fitnesstechnisch aufholen

"Ich bedaure nichts"

Er gibt aber auch zu, dass er in der Vergangenheit oft aus dem Bauch heraus gehandelt und vielleicht zu wenig nachgedacht hat.

„Ich liebe den Fußball und lebe für den Fußball. Ich bedaure nichts, weil ich immer auf meine Gefühle vertraut habe. Meine schlimmste Phase hatte ich mit 15, 16. Ich hatte viele andere Sachen im Kopf, hatte meine erste Freundin und war noch etwas zu jung für richtige Professionalität.“

Bei Leonardos Werdegang aber auch kein Wunder.

Star-Scout entdeckte Leonardo

Der begnadete Techniker konnte seine Kindheit nur kurz genießen und musste früh erwachsen werden.

Schon im zarten Alter von elf entdeckte ihn Star-Scout Piet de Visser, der unter anderem die späteren Superstars Romario und Ronaldo nach Holland lotste und bei Chelsea immer noch als Vertrauensperson von Big-Boss Abramowitsch gilt, in Brasilien.

Niederländische Medien sprachen nach Leonardos Ankunft schnell von einem Wunderkind, der Weg zum Megastar war vorgezeichnet.

Der große Durchbruch lässt auf sich warten

Aber seine Karriere kam - auch bedingt durch Verletzungen - irgendwie nie so richtig ins Laufen. Der große Durchbruch nach dem UEFA-Cup-Finale ließ auf sich warten – bis heute.

Lediglich bei NAC Breda (2005-2007 und 2009-2011) zeigte der mittlerweile 28-Jährige ansatzweise seine herausragenden Qualitäten.

Salzburg könnte daher für den ehemaligen brasilianischen Junioren-Nationalspieler schon die letzte Chance sein.

Lindgren schwärmt

„Red Bull ist sehr professionell organisiert und muss sich auch vor Klubs wie Ajax nicht verstecken. Der Wechsel zu Salzburg war letztlich eine reine Gefühlssache", hofft der Neuzugang, dass ihn sein Gefühl dieses Mal richtig geleitet hat.

Rasmus Lindgren, der Leonardo noch aus gemeinsamen Ajax-Zeiten kennt, ist jedenfalls fest davon überzeugt, dass der Wechsel für beide Seiten eine Win-Win-Situation sein wird.

„Ihr werdet ihn in Österreich bald alle kennen. Er hat unglaubliche Fähigkeiten. Vor dem Tor ist er eiskalt, am Ball kann er fast alles – einfach ein Spieler, der eine Partie im Alleingang entscheiden kann.“

Kurt Vierthaler

Jahr Verein Einsätze Tore
2000/01 Feyenoord 23 2
2001/02 Feyenoord 21 2
2002/03 Feyenoord 3 0
2003/04 Feyenoord 3 0
2004/05 Feyenoord 4 0
2005/06 Feyenoord 1 0
NAC Breda 14 8
2006/07 NAC Breda 17 2
Ajax Amsterdam 7 1
2007/08 Ajax Amsterdam 8 2
2008/09 Ajax Amsterdam 24 2
2009/10 NAC Breda 17 4
2010/11 NAC Breda 25 2