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"Dafür bin ich da, und nicht, um Zweiter zu werden"

Gekonnt lässt Guido Burgstaller mit einer Körpertäuschung die Mattersburger Hintermannschaft aussteigen.

Ein Blick, ein Schuss, ein Tor – mit einem Schlenzer ins Kreuzeck bezwingt Rapids Offensivspieler Torhüter Markus Böcskör um anschließend zum Jubeln abzudrehen.

Viele werden bei diesem Treffer ein Deja-vu-Erlebnis gehabt haben, denn nur einen Tag zuvor brachte Falcao Atletico Madrid mit einem ähnlichen Tor gegen Bilbao 1:0 in Führung.

„Freilich habe ich das Europa-League-Finale geschaut. Es war jetzt nicht geplant, aber der Treffer hat schon ähnlich ausgesehen“, gibt Burgstaller im Gespräch mit LAOLA1 zu.

Kein Extra-Training für Falcao-Schusstechnik

Seine Schusstechnik ist speziell, besonders geübt hat er Kunststöße dieser Art aber nicht.

„Ich trainiere viele verschiedene Sachen und bin froh, dass dieser Schuss so gelungen ist. Ich wollte ihn genau aufs lange Eck zirkeln. Dass er so hineingeht, war sehr wichtig für unser Spiel.“

Wie wichtig der 23-jährige Villacher für Rapid sein kann, bewies er in den vergangenen Wochen, in denen er der Aktivposten schlechthin war.

Die Torausbeute aus den letzten vier Spielen unterstreicht das. Gleich drei Mal konnte sich „Burgi“ in die Torschützenliste eintragen, während ihm davor in 17 Spielen nur vier Treffer gelangen.

System-Umstellung spielte Burgstaller in die Karten

Seine aktuelle Form hängt unweigerlich mit der System-Umstellung von Trainer Peter Schöttel zusammen.

Während Burgstaller für seine Vorstellungen als Solo-Spitze oft Kritik erntete, blüht er offensiv hinter der einzigen Spitze oder auf der Flanke auf.

Aufgrund der variablen Ausrichtung rochierte er zuletzt mehrmals mit Steffen Hofmann und Deni Alar, um noch mehr Kreativität und Freiheit im Rapid-Spiel zu erlangen.

Dementsprechend bitter ist die Tatsache, dass gerade in Burgstallers bester Phase der Meistertitel wohl verspielt wurde. Das Heimspiel gegen Salzburg war das einzige in den letzten vier Runden, in denen der ÖFB-Nationalspieler nicht traf.

Kein Knacks in der Mannschaft, aber Enttäuschung

„Wir haben eine Video-Analyse gemacht, haben die Fehler und was gut war besprochen und versucht, es sacken zu lassen. Das dauert halt zwei, drei Tage, bis wir das verkraftet haben. Aber jetzt müssen wir einen wichtigen Schritt nach Europa machen.“

Der erste wurde mit dem Auswärtssieg in Mattersburg gesetzt. Ein einziger Punkt fehlt Rapid noch zur fixen Qualifikation für den Europacup.

Obwohl Rapid nach dem verlorenen „Endspiel“ gegen Salzburg noch im Burgenland die Enttäuschung anzusehen war, glaubt Burgstaller nicht, dass dieses Spiel noch länger Auswirkungen auf die Leistungen haben wird.

„Ich glaube nicht, dass ein Knacks in der Mannschaft ist. Wir haben das große Ziel gehabt, um den Meistertitel mitzuspielen. Dafür bin ich da, und nicht, um Zweiter zu werden. Das haben wir leider heuer verabsäumt. Aber wir wollen jetzt unbedingt Zweiter werden.“

Burgstaller gibt die Hoffnung nicht auf

Burgstaller fällt es aber sichtlich schwer, die Zielsetzung für die noch ausstehenden zwei Runden einzuordnen. Eben noch den Titel abgehakt, bestehe trotz der sechs Punkte Rückstand und einer um sechs Tore schlechteren Tordifferenz noch eine Mini-Chance.

„Schauen wir mal. Sicher ist es schön, dass wir die Meisterfeier verschoben haben, aber die Chance ist minimal. Wir schauen von Spiel zu Spiel und warten, was Salzburg macht. Wir können es eh nicht beeinflussen. Das Minimalziel ist der zweite Platz.“

Aufgrund der Ausgangslage im Sommer würden einige im grün-weißen Lager den Vizemeister-Titel mit Handkuss nehmen.

Rapids Zukunfts-Hoffnung Burgstaller steht jedoch für jenen Typ Spieler, der keinen Ball verloren und die Hoffnung nie aufgibt – ob auf oder abseits des grünen Rasens.


Alexander Karper