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Bangen um Abnahme des umgebauten Olympia-Eiskanals in Igls
Holzbanden und Adaptionen beim Eisaufbau sollen Bahn entschärfen und laut Andreas Linger die Sicherheit und Fahrbarkeit erhöhen. Die erneute Homologierung findet ab Freitag statt.
Für die Betreiber des umgebauten Olympia-Eiskanals in Innsbruck-Igls wird wenige Wochen vor Weltcupbeginn die Zeit knapp.
Nach der fehlgeschlagenen Homologierung ist diese Woche mit Hochdruck daran gearbeitet worden, die Problemstellen fahrbar zu machen.
Erreicht werden soll dies mit einer zusätzlichen Holz-Stahl-Konstruktion als Bande in den Kurven 13 und 14 und einem veränderten Eisaufbau. Von Freitag bis Sonntag ist eine erneute Abnahme der Bahn geplant.
Bahn etwas aus der Richtung versetzt
Den Auftakt machen am Freitag die Bob- und Skeleton-Piloten, am Wochenende sind die Rodler dran. Mehr als 30 Millionen Euro hat die Modernisierung des Olympia-Eiskanals gekostet.
Durch den Umbau sei die Bahn ab dem Übergang zur Rechtskurve 13 etwas aus der Richtung versetzt wieder angebunden worden, "wo keiner recht weiß, wie sich das sauber fahren lassen soll", meinte Andreas Linger.
Der Doppel-Olympiasieger leitet im Rodelverband (ÖRV) den Bereich Technologie.
Stark erhöhte Unfallgefahr
Im APA-Gespräch erklärte er die Herausforderung für die Piloten.
"Es gibt Kurven, die nahezu ohne Lenkvorgang sauber gefahren werden können. Dann gibt es Kurven, die nur mit massiver Lenkbewegung sauber fahrbar sind. Die neuen Kurven 13 und 14 waren trotz massiver Lenkbewegungen bis dato nicht sauber bewältigbar."
Das führt zu einer stark erhöhten Unfallgefahr.
Unangenehme Erfahrung ging nur aus einem Grund gut
Konkret sei durch die Neugestaltung der Innenbanden in diesen zwei Kurven "ein Raum entstanden, der Linienführungen zulässt, die gefährlich werden können". Wenn man vor der Rechtskurve (13) die Linksbande touchiert, dann kommt ein Impuls nach rechts.
"Dann fährst du genau in diesen Raum, den es nicht geben sollte. Dort willst du nicht sein."
Die Folge: "Du verpasst die Kurveneinfahrt. Die lässt sich in keiner Weise mehr über Lenkvorgänge so fahren, dass man zur Ausfahrt fertig wird mit der Kurve. Das ist die Gefahr. Und das Gleiche ist in der 14er Einfahrt - halt eben als Linkskurve - noch einmal der Fall", sagte Linger.
Diese unangenehmen Erfahrungen haben die Rodler am vergangenen Sonntag bei der ersten Homologierung gemacht. Das ist nur gut ausgegangen, weil man von einer unteren Starthöhe gefahren ist.
"Wenn wir von unserer angestammten Starthöhe fahren, wäre das, Stand heute, schlichtweg zu gefährlich", hatte Olympiasieger David Gleirscher danach gemeint.
Arbeit am Eisaufbau soll helfen
Mithilfe der zusätzlich errichteten Banden wird nun versucht, die betroffenen Stellen der Bahn zu verengen.
"Da geht es rein darum, dass ein massives Abweichen von der Ideallinie verhindert wird. Das ist eine Sicherheitsmaßnahme, das hat noch überhaupt nichts mit Fahrbarkeit der beiden Kurven als solches zu tun", erklärte Linger.
Als weitere Maßnahme wird am Eisaufbau in der Bahn gearbeitet. "Wenn man die Eisdicke nicht überall konstant gleich hat, kann man Änderungen im Streckenprofil erreichen. Damit kann man die Fahrbarkeit einer Kurve mitgestalten", so der 44-jährige Tiroler.
Ob das ausreicht, um sichere Fahrten in Igls zu gewährleisten, wird sich in den kommenden Tagen weisen.
50:50-Chance auf Heim-Weltcup
Fakt ist, die Zeit drängt. Die Weltcuprennen im Skeleton und Bob sind in Igls von 28. bis 30. November geplant. Eine Woche später wollen die rot-weiß-roten Rodler, die diese Woche in Altenberg trainierten und kommende Woche nach Oberhof fahren, ihren Heimweltcup bestreiten.
Die Chancen dafür schätzte ÖRV-Präsident Markus Prock in der "Tiroler Tageszeitung" "eher mit 50:50" ein.
Sollten die Maßnahmen nicht das gewünschte Ergebnis bringen, dann sind die Bahnbau-Kommissionen der internationalen Verbände IBSF (Bob, Skeleton) und FIL (Rodeln), der Auftraggeber Olympiaworld und der deutsche Generalplaner gefordert.
Ein Rechtsstreit stünde dann wohl im Raum.