LAOLA1: Mein letzter Gast, Ex-Langläufer Luis Stadlober, wollte von meinem nächsten Gast wissen, ohne zu wissen, worüber wir sprechen: Was macht die Faszination deines Sports aus? Was macht sie so speziell, warum soll ich sie machen?
Miriam Ziegler: Was unsere Sportart besonders auszeichnet ist es, das Publikum wie kaum eine andere Sportart mitzunehmen. Die Musik, die die Programme begleitet und durch Elemente wie Drehungen in der Luft, Sprüngen, Hebefiguren, dazu noch schauspielerische Fähigkeiten, das bietet kaum eine andere Sportart. In der Ausübung selbst löste es Emotionen aus. Wenn man die Geschichte kennt, macht es die Sportart noch interessanter.
LAOLA1: Erwähnt wurde es in neuerer Zeit in Dänemark, ob sie auch Walzer getanzt haben, glaube ich nicht. Die ersten Wettkämpfe fanden in England statt, im Jahr 1814. Das Regelwerk stammt aus Österreich. Früher war Österreich sehr erfolgreich, 1972 gab es die letzte Olympia-Medaille für Trixi Schuba, Anfang der 90er errang Claudia Kristofics-Binder die letzte bei Europameisterschaften. Wann reißt Österreich wieder etwas?
Ziegler: Die Sportart hat sich extrem weiterentwickelt, das Regelwerk ist komplett anders als damals. Was Österreich im Moment hindert, ganz vorne dabei zu sein, ist die Infrastruktur.
"Ein Vierfachaxel hat also viereinhalb Drehungen, die wir in der Luft sehen können. Alleine die Sprunghöhe, um so viele Drehungen zu schaffen, ist unglaublich,"
LAOLA1: Österreich ist nach wie vor eine der erfolgreichsten Nationen, auch dank der Zeit vor dem 2. Weltkrieg. "Wir" sind die vierterfolgreichste Nation bei Olympia, die dritterfolgreichste bei Weltmeisterschaften und die zweiterfolgreichste bei Europameisterschaften (hier hinter Russland inkl. Sowjetunion). Sind die Läufer schlechter als vor 50 Jahren?
Ziegler: Definitiv nicht. Das Niveau ist viel höher, wie gerade erwähnt, hat sich die Sportart weiterentwickelt. Ein Beispiel: Zu unseren glorreichsten Zeiten war es so, dass Trixi Schuba einen Doppelaxel konnte. Heute kommt man ohne Dreifachaxel oder einem Vierfachsprung bei den Männern nicht mehr ins Finale der besten 24. Es ist sehr, sehr eng. Der aktuelle Weltmeister zeigt alle fünf Sprungelemente als Vierfachsprung und den Vierfachaxel. Das war ein Novum, er war der Erste, der das gesprungen ist und gestanden.
LAOLA1: Axel, Rittberger, das ordnet man dem Eiskunstlauf zu. Was ist aber ein Doppelaxel und warum ist der Vierfachaxel doppelt so schwer?
Ziegler: Die Zahl ist die Drehungsanzahl. Beim Axel springt man vorwärts, alle anderen sind rückwärts gesprungen. Alle Sprünger werden rückwärts gelandet, sprich: Der Axel hat einfach eineinhalb Umdrehungen. Ein Vierfachaxel hat also viereinhalb Drehungen, die wir in der Luft sehen können. Alleine die Sprunghöhe, um so viele Drehungen zu schaffen, ist unglaublich,
LAOLA1: Das erste Regelwerk stammt aus Wien, wurde dann von der Internationalen Skating Union übernommen. Wie läuft ein Wettkampf nun ab? Es gibt Pflicht und Kür, oder?
Ziegler: Da muss ich korrigieren. Die Pflicht wurde abgeschafft, das war Trixi Schubas Paradedisziplin. Bei der Pflicht musste man vorgegebene Muster am Eis so korrekt wie möglich nachlaufen. Heute gibt es ein Kurzprogramm und die Kür. Im Kurzprogramm ist sehr genau definiert, was gezeigt werden muss. Auch die Dauer ist vorgegeben.
LAOLA1: Das klingt sehr nach Pflicht.
Ziegler: Es gibt Elemente, die gezeigt werden müssen. In der Kür sind aber mittlerweile auch mehrere Elemente vorgegeben. Ein Sprung muss ein Axel sein, drei Pirouetten sind Pflicht.