Immerhin ebenfalls Doppel-Weltmeister, zum sechsten Mal in Folge Gesamtweltcup-Sieger und so weiter, und so fort. Der nun für die Niederlande fahrende Superstar hatte damals ein Dauer-Abo auf den "NIKI".
Und in der öffentlichen Wahrnehmung scheint der Skisprung-Sport seit dem Ende der goldenen Generation um Thomas Morgenstern oder Gregor Schlierenzauer im Vergleich zu den alpinen Skifahrern ohnehin nur mehr der nervige Onkel, den niemand auf seiner Party haben will, zu sein.
Kraft benötigt den Siegrekord gar nicht
Apropos Schlierenzauer. Da war ja was - achja, dessen Siegrekord. Von dem "Krafti" stets meinte, dass er unerreichbar wäre. Doch ganz so unmöglich ist das gar nicht.
Dem dreifachen Inhaber der großen Kristallkugel fehlen nur mehr zehn Siege auf Schlierenzauer. In der Saison 2023/24 stand der Pongauer bei Weltcup-Bewerben 13-mal am obersten Stockerl. Eine einfache Rechnung also, und: Kraft ist erst 31 Jahre alt.
Dessen wurde er sich inzwischen bewusst. "Das wäre der absolute Wahnsinn, wenn es mir irgendwie gelingen würde. Ein paar Jahre möchte ich schon noch gerne springen und wenn hoffentlich ein paar Mal alles zusammenpasst, wer weiß, was geschieht", sagte er unlängst der "Kleinen Zeitung".
Der Rekord sei jedoch kein "Riesenziel" von ihm - er müsse passieren. Der ÖSV-Adler will es also nicht erzwingen. Das wäre im Skispringen ohnehin das falsche Mindset und eines, das in Krafts Kopf praktisch nie vorhanden ist. Sonst könnte er nicht mit dieser Lockerheit, die ihn auszeichnet, von Erfolg zu Erfolg fliegen.
Aber: Er braucht diesen Siegrekord gar nicht, damit er seinen Status als Skisprung-Legende einzementiert.
Superstar und Teamplayer zugleich
Mit seinen unzähligen Erfolgen steht Kraft schon längst Seite an Seite mit Matti Nykänen, Schlierenzauer oder Adam Malysz. Mit dem ewig jungen Simon Ammann teilt er sich sogar noch den Platz im Warteraum der Sprungschanzen dieser Welt.
Jedoch hat man gar nicht das Gefühl, dass Kraft DIESER Superstar ist. Wer den 31-Jährigen etwas näher verfolgt, der weiß, dass er keiner für das große Rampenlicht ist. Wie ein junges Reh wirkt Kraft auch heute manchmal noch, wenn er vor der TV-Kamera steht.
Doch das macht ihn gleichzeitig so sympathisch. Der Salzburger steht außerdem für klare Worte, und auch zu ihnen. Er verstellt sich für nichts und niemanden, genießt die eigenen emotionalen Momente ebenso sehr wie jene Augenblicke, in denen seine Landsmänner einmal einen Schritt höher als er selbst stehen.
Kraft überstrahlt niemanden im Team. Cheftrainer Andreas Widhölzl sagte unlängst: "Die haben nicht das Gefühl, sie stehen im Schatten. Kraft nimmt alle mit, ist ein Teamplayer - das zeichnet ihn extrem aus, dass er kein Egozentriker ist, sondern viel auf das Team auch schaut."
Braucht es Olympia-Einzel-Gold für die Adelung?
Viele Dinge gibt es nicht mehr, die Kraft nicht schon erreicht hätte.
Nur eine Medaille hängt noch nicht bei ihm zuhause: Olympia-Gold im Einzel. Schon in eineinhalb Jahren bietet sich dazu die Chance. Wer weiß, vielleicht geht der Salzburger auch 2030 in Frankreich noch auf die Jagd nach dem hochwertigsten Edelmetall.
Auszuschließen ist es nicht. Bis dahin sammelt Kraft noch einige Flugmeilen. Und Rekorde. Jener für die meisten Gesamtweltcup-Siege steht bei vier, Kraft hält bei drei. Folgt diese Bestmarke also nach dem Siegrekord?
Kann sein. Aber bitte, liebe Medienkollegen - schenken wir ihm dann auch endlich einmal einen "NIKI". Diesen hat er sich redlichst verdient.