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ÖSV-Adler greifen in Lillehammer wieder an

Die Olympischen Spielen sind auch bei den Skispringern das Hauptziel der Saison – dorthin darf Cheftrainer Andreas Widhölzl aber nur vier Mann mitnehmen. Bei den Anzügen hat sich zudem einiges geändert.

ÖSV-Adler greifen in Lillehammer wieder an Foto: © GEPA

"Schanze frei" heißt es ab Freitag in Lillehammer. Aus Sicht der internationalen Konkurrenz beginnt die Jagd auf Daniel Tschofenig und Co., denn Österreichs Skispringer haben die vergangene Saison dominiert.

Im Weltcup prägte ein Dreikampf zwischen dem achtfachen Saisonsieger Tschofenig, Jan Hörl und Stefan Kraft die Szene. Für ÖSV-Cheftrainer Andreas Widhölzl natürlich kein Grund zur Überheblichkeit: "Das Momentum war ganz oft auf unserer Seite", erinnert er sich.

Der 49-jährige Tiroler sieht die Erfolge abgeklärt. "Es ist echt viel passiert letztes Jahr, die Jungs sind gut gesprungen. Wenn du in dem Flow drinnen bist, geht alles relativ leicht von der Hand."

Aber auch nach einer guten Saison ist die Suche nach weiterem Potenzial der Athleten Basis für die nächste. Und diese hat es mit den Höhepunkten Vierschanzen-Tournee, Skiflug-WM und natürlich den Olympischen Spielen in sich.

Im Sommer lief nicht alles nach Plan

"Es ist nicht alles ganz so frei und ohne Probleme gegangen, wie man es sich wünscht, aber alles ist auf gutem Weg", stellte Widhölzl im APA-Gespräch fest.

Keiner seiner Top 3 blieb im Sommer von Rückschlägen verschont. "Der Tschofi war zweimal verletzt. Er hat relativ viel versäumt, ist jetzt aber körperlich extrem gut unterwegs. Krafti hatte am Anfang Probleme mit seiner Patellasehne und Jan ein bisserl Rückenprobleme", zählt Widhölzl auf. Tschofenig habe am längsten gebraucht, den körperlichen Rückstand einzuholen. "Er hat ewig lang keine Sprünge gehabt, ist jetzt beim letzten Kurs in Innsbruck aber cool gehupft."

Kraft sei sehr stabil und Hörl auch schon den ganzen Sommer konstant. "Er hat heuer nochmals einen Schritt gemacht." Auch Team-Oldie Manuel Fettner, der mit 40 Jahren seine 25. und letzte Saison bestreitet, hat einen guten Eindruck beim Chef hinterlassen. "Der springt lässig und ist immer noch gut."

Für den 17 Jahre jüngeren Maximilian Ortner sieht Widhölzl nach dessen Durchbruchsjahr "die schwierigste Saison" vor der Brust.

Später Sommer-GP taugt Widhölzl nicht

Der Sommer-Grand-Prix endete diesmal erst am 27. Oktober. Das war nicht nach dem Geschmack Widhölzls.

"Der Oktober ist mit österreichischen Meisterschaften, Einkleidungen, Terminen wie Werbedrehs voll, das macht es noch enger für die Entwicklung der Mannschaft", sagte der dreifache Familienvater. Um den Rhythmus zwischen Kursen und Pausen nicht zu stören, habe man Klingenthal ausgelassen.

Für Daniel Huber wird es bis zur Weltcuprückkehr noch dauern. Nach einer Serie von Verletzungen an Knie, Hüfte und zuletzt wieder Knie (Loch im Knorpel) ist er noch nicht so weit. "Das zieht sich noch. Es geht ihm körperlich nicht ganz so wie erwartet." Widhölzl wird ihm ohne Stress seine Chance geben, doch ihm sei auch wichtig, dass Huber nach seiner Karriere auch einen gesunden Körper hat.

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Olympia nur mit vier Mann

Die Saisonziele sind klar. "Seit ich Cheftrainer bin, haben wir versucht, die Tournee zu gewinnen, letztes Jahr ist alles aufgegangen. Die ist auf jeden Fall wieder ein Riesenthema. Die Skiflug-WM wird am interessantesten, da sind viele andere Nationen, die extrem gut fliegen können."

Olympia sei das Hauptziel. "Ich möchte mich aber nicht nur auf das versteifen, weil ich muss ihnen nicht noch einen schweren Stein in den Rucksack mitgeben, wenn es zu Olympia geht." Bis dahin gelte es für beste Vorbereitung und auch dafür zu sorgen, dass man materialmäßig auf Topniveau ist. "Dann ist es auch viel Tagesverfassung."

Seine Qual der Wahl wird allerdings verschärft, denn die Teams dürfen nur noch vier Mann zu den Spielen mitnehmen. "Im Krankheitsfall kann ich mit einem ärztlichen Attest über das ÖOC noch einen nachholen", so Widhölzl. Was die Ausscheidung selbst betreffe, gebe es mehr als genug Wettkämpfe im Vorfeld. "Meistens geht es um den letzten Platz, wo man diskutiert."

Einzel-Gold wäre freilich fällig: Das bisher letzte für den ÖSV schaffte Thomas Morgenstern (Großschanze 2006), auf der Normalschanze muss man sogar bis 1992 (Ernst Vettori) zurückblättern. "Es ist auch das Einzige, was mir als Trainer noch fehlt. Es wäre schon cool, aber ich freue mich über jede Olympiamedaille, die wir machen."

Anzug hat weniger Fläche als letztes Jahr

Nach dem Norweger-Anzugskandal gab es Reglementänderungen. "Es ist von den Anzügen her doch einiges anders jetzt. Das hat seine Zeit gebraucht." Gegen die Norweger hegt Widhölzl keinen Groll mehr. "Es ist für mich erledigt." Norwegen sei eine für den Skisprungsport wichtige Nation.

Die FIS habe sich einiges überlegt, mit Matthias Hafele habe man einen "Vollprofi" bei der Kontrolle. "Man hat im Sommer gesehen, dass sie wirklich eine strenge Linie fahren." Neu ist ja auch das Gelbe-Rote-Kartensystem, Gelb ist Verwarnung, beim zweiten Verstoß fehlt der Athlet im darauffolgenden Bewerb.

Im Juni wurden alle Athleten mit dem Scanner neu vermessen. Anzugsänderungen gab es im Schrittbereich, die Armlängen wurden verändert. "Man merkt schon, dass der Anzug weniger Fläche hat als letztes Jahr." In der ersten Weltcup-Periode werden Tschofenig, Hörl, Kraft, Ortner, Fettner sowie dank der Junioren-WM, Stephan Embacher, dabeisein.

Auch wenn sein alter Gefährte, Stefan Horngacher, sein Traineramt bei den Deutschen nach Olympia zurücklegt, denkt Widhölzl nicht ans Aufhören. "Ach, ich möchte auf jeden Fall weitermachen. Solange ich Spaß habe, die Jungs zufrieden sind und man merkt, ihnen taugt es noch, dann mach' ich weiter."

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