Später Sommer-GP taugt Widhölzl nicht
Der Sommer-Grand-Prix endete diesmal erst am 27. Oktober. Das war nicht nach dem Geschmack Widhölzls.
"Der Oktober ist mit österreichischen Meisterschaften, Einkleidungen, Terminen wie Werbedrehs voll, das macht es noch enger für die Entwicklung der Mannschaft", sagte der dreifache Familienvater. Um den Rhythmus zwischen Kursen und Pausen nicht zu stören, habe man Klingenthal ausgelassen.
Für Daniel Huber wird es bis zur Weltcuprückkehr noch dauern. Nach einer Serie von Verletzungen an Knie, Hüfte und zuletzt wieder Knie (Loch im Knorpel) ist er noch nicht so weit. "Das zieht sich noch. Es geht ihm körperlich nicht ganz so wie erwartet." Widhölzl wird ihm ohne Stress seine Chance geben, doch ihm sei auch wichtig, dass Huber nach seiner Karriere auch einen gesunden Körper hat.
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Olympia nur mit vier Mann
Die Saisonziele sind klar. "Seit ich Cheftrainer bin, haben wir versucht, die Tournee zu gewinnen, letztes Jahr ist alles aufgegangen. Die ist auf jeden Fall wieder ein Riesenthema. Die Skiflug-WM wird am interessantesten, da sind viele andere Nationen, die extrem gut fliegen können."
Olympia sei das Hauptziel. "Ich möchte mich aber nicht nur auf das versteifen, weil ich muss ihnen nicht noch einen schweren Stein in den Rucksack mitgeben, wenn es zu Olympia geht." Bis dahin gelte es für beste Vorbereitung und auch dafür zu sorgen, dass man materialmäßig auf Topniveau ist. "Dann ist es auch viel Tagesverfassung."
Seine Qual der Wahl wird allerdings verschärft, denn die Teams dürfen nur noch vier Mann zu den Spielen mitnehmen. "Im Krankheitsfall kann ich mit einem ärztlichen Attest über das ÖOC noch einen nachholen", so Widhölzl. Was die Ausscheidung selbst betreffe, gebe es mehr als genug Wettkämpfe im Vorfeld. "Meistens geht es um den letzten Platz, wo man diskutiert."
Einzel-Gold wäre freilich fällig: Das bisher letzte für den ÖSV schaffte Thomas Morgenstern (Großschanze 2006), auf der Normalschanze muss man sogar bis 1992 (Ernst Vettori) zurückblättern. "Es ist auch das Einzige, was mir als Trainer noch fehlt. Es wäre schon cool, aber ich freue mich über jede Olympiamedaille, die wir machen."
Anzug hat weniger Fläche als letztes Jahr
Nach dem Norweger-Anzugskandal gab es Reglementänderungen. "Es ist von den Anzügen her doch einiges anders jetzt. Das hat seine Zeit gebraucht." Gegen die Norweger hegt Widhölzl keinen Groll mehr. "Es ist für mich erledigt." Norwegen sei eine für den Skisprungsport wichtige Nation.
Die FIS habe sich einiges überlegt, mit Matthias Hafele habe man einen "Vollprofi" bei der Kontrolle. "Man hat im Sommer gesehen, dass sie wirklich eine strenge Linie fahren." Neu ist ja auch das Gelbe-Rote-Kartensystem, Gelb ist Verwarnung, beim zweiten Verstoß fehlt der Athlet im darauffolgenden Bewerb.
Im Juni wurden alle Athleten mit dem Scanner neu vermessen. Anzugsänderungen gab es im Schrittbereich, die Armlängen wurden verändert. "Man merkt schon, dass der Anzug weniger Fläche hat als letztes Jahr." In der ersten Weltcup-Periode werden Tschofenig, Hörl, Kraft, Ortner, Fettner sowie dank der Junioren-WM, Stephan Embacher, dabeisein.
Auch wenn sein alter Gefährte, Stefan Horngacher, sein Traineramt bei den Deutschen nach Olympia zurücklegt, denkt Widhölzl nicht ans Aufhören. "Ach, ich möchte auf jeden Fall weitermachen. Solange ich Spaß habe, die Jungs zufrieden sind und man merkt, ihnen taugt es noch, dann mach' ich weiter."