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Maß aller Dinge: Österreich ist Skisprung-Nation Nummer eins

Stefan Kraft, Eva Pinkelnig und Co. machen Österreich dieses Jahr zur erfolgreichsten Skisprung-Nation.

Maß aller Dinge: Österreich ist Skisprung-Nation Nummer eins Foto: © GEPA

Seit 2. April ist die längste nordische Ski-Weltcupsaison überhaupt zu Ende.

Für Österreich war es im Skispringen bei Männern und Frauen und auch in der Nordischen Kombination eine sehr erfreuliche. Mit dem Wermutstropfen der WM in Planica ohne Gold gab es doch viel Grund zur Freude: Zwei Gesamtsiege durch Eva Pinkelnig und Kombinierer Johannes Lamparter, Gesamtrang zwei und Skiflug-Weltcup durch Stefan Kraft sowie erstmals Siege in beiden Skisprung-Nationencups.

Den Schlusspunkt setzte am Sonntag in Planica einmal mehr Stefan Kraft. Mit fünf Saisonsiegen sowie je sechs zweiten und dritten Plätzen sorgte der im Mai 30 Jahre alt werdende Salzburger für 17 Stockerlplätze. Insgesamt hält Kraft nun bei 98 Podestplätzen in seiner Karriere (30 Siege, 32 x 2., 36 x 3.). Nur einer war in seiner Laufbahn in dieser Statistik besser: Die finnische Legende Janne Ahonen mit 108 (36-44-28).

Kraft zollt Team "Riesenrespekt"

Mit seinem 30. Einzelsieg am Samstag und Rang drei am Sonntag sicherte sich Kraft zum dritten Mal die kleine Kristallkugel im Skifliegen und Österreichs "Adler" wurden ihrem Spitznamen wieder gerecht. Mit 7.093 Punkten lagen sie am Ende ganz 1.462 Zähler vor Verfolger Norwegen.

Neben all der Freude über seine Einzelleistungen vergaß Kraft nicht auf diese Komponente. "Es war unser Ziel, den (Nationencup) zu verteidigen. Wir haben fünf brutal starke Leute gehabt, die Schlacht ums Teamspringen war immer brutal, wer da hupft. Ich war da auch nie gesetzt", verriet Kraft. Darum zolle er dem gesamten Team "Riesenrespekt" und sprach da auch Serviceleute, Trainer und Physios an.

ÖSV-Cheftrainer Andreas Widhölzl freute sich über den "super Abschluss" der Saison in Planica. "Wir haben den Nationencup gewonnen, Krafti hat den Skiflug-Weltcup gewonnen, die Planica 7 auch noch. Es ist eine Bestätigung fürs ganze Team, dass wir auf dem richtigen Weg waren und gut gearbeitet haben."

Die Überlegenheit am Ende spiegelt freilich nicht die gesamte Saison wider. "Bei der Tournee und bei der WM war es nicht ganz so. Da war das Momentum teilweise nicht auf unserer Seite. Aber man hat gesehen, wir haben fünf Athleten, die ständig unter die 10 reinspringen, da machst viele Punkte", erklärte der "Swider" genannte Ex-Weltklassemann. Bei Norwegen habe lange nur Gesamt-Weltcupsieger Halvor Egner Granerud die Punkte geholt.

Widhölzl adelt Tschofenig: "Hat irrsinnigen Schritt gemacht"

"Cool, dass wir so zusammengewachsen sind. Es war das Ziel, dass wir eine starke Mannschaft und nicht nur einen Siegspringer haben." Widhölzl hätte sich auch noch mehr Podestplätze gewünscht. Aber mit Daniel Tschofenig hat einer der Jungen den Durchbruch geschafft. "Er hat heuer einen irrsinnigen Schritt gemacht. Er war in Lillehammer und in Oslo nach dem 1. Durchgang Erster und war knapp vor dem ersten Sieg. Ich glaube, der Weg passt. Jetzt heißt es gut analysieren, in die Pause gehen, aber für uns Betreuer geht es eh schon wieder weiter."

Widhölzl ist um weiteren Nachschub aus jüngeren Jahrgängen nicht bange. "Wir haben einen sehr guten Nachwuchs und in jeder Trainingsgruppe extrem qualifizierte Trainer." Es gäbe noch einige Junge, diesen müsse man noch Zeit geben.

Die lange Saison war auch für den Cheftrainer kräfteraubend. "Ich bin schon froh, dass es vorbei ist, aber wenn es gut läuft, hat man immer mehr Energie. Wir sind mannschaftlich sehr gut durchgekommen, die Jungs sind fit. Aber mir ist es schon lieber, wenn's ein bisserl kürzer ist."

Auch der Sportliche Leiter im ÖSV für Skispringen und Nordische Kombination, Mario Stecher, zog eine zufriedene Bilanz. "Wenn man die gesamte Saison sieht, war es sehr, sehr gut. Natürlich gibt es das eine oder andere Manko drinnen, wenn man die WM anspricht." Zu einer WM fahre man, um zu gewinnen. "Das haben wir bei der Weltmeisterschaft nicht ganz geschafft. Da waren wir am Punkt nicht ganz gut in Form, das müssen wir ansprechen."

Als Team haben die ÖSV-Athleten aber groß abgeliefert. "Man kann schon sagen, dass wir im Augenblick die Skisprung-Nation Nummer eins sind." Besonders gefreut hat Stecher der Team-Sieg im Skifliegen am Samstag, der erste auf einer Flugschanze seit elf Jahren. "Da haben wir extrem viel dran gesetzt, dass wir an der Flugposition arbeiten. Wir haben uns weiterentwickelt."

Stecher "zieht Hut" vor Lamparter und Kraft

Für Stecher gibt es auch andere Arbeit, muss er nach dem Abgang von Harald Rodlauer als Frauen-Cheftrainer eine Position neu besetzen. Innerhalb des Teams aufgetretene Unstimmigkeiten wollte Stecher nicht überbewerten. "Harry hat heuer enorm viel aus der Mannschaft rausgeholt, gemeinsam mit seinem Trainerteam. Probleme gibt es über ein gesamtes Jahr in jeder Mannschaft. Insgesamt muss relativ viel gestimmt haben, sonst wären solche Erfolge nicht möglich."

Zum Gesamt-Weltcupsieg von Johannes Lamparter in der Nordischen Kombination fand Stecher auch noch lobende Worte. "Johannes ist neben seiner sportlichen Leistung einfach auch ein Typ, den die Nordische Kombination absolut braucht. Auch dort hat das Umfeld sensationell gearbeitet. Johannes hat im letzten Jahr schon ganz knapp den Gesamt-Weltcup versäumt. Heuer hat es geklappt."

Von Kraft ist Stecher wegen dessen Konstanz angetan. "Man kann nur den Hut vor ihm ziehen, dass er über so lange Zeit, diese Leistung bietet. Auch wenn man sieht, was er für eine Basis hat, und er am Ende einer Saison immer noch besser wird."


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