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Lindsey Vonns "märchenhaftes Ende"

Vorbild Svindal: So überlistete Lindsey Vonn zum Abschied ihre Emotionen.

Lindsey Vonns Foto: © GEPA

Es ist fast zu kitschig. Nach Aksel Lund Svindal holt auch Lindsey Vonn in ihrem letzten Rennen eine Medaille. 

Abfahrts-Bronze zum Abschied glänzt für die langjährige "Speed-Queen" wie Gold. "Bronze ist das beste, das ich heute erreichen konnte. Ich bin sehr dankbar", sagt Vonn, die zu ihrer Interviewrunde die komplette Medaillen-Sammlung ihrer Karriere ("Die Medaillen sind schwerer als mein Hund Lucy") mitnahm.

"Normalerweise wäre ich enttäuscht, weil es nicht Gold geworden ist, aber das bin ich nicht - auch wenn es hart ist, das zuzugeben. Denn ich weiß, dass ich nicht mehr gewinnen kann. Deshalb höre ich auch auf."

"Das wollte ich mehr als alles andere"

Auch wenn ihr viele eine Medaille nicht mehr zugetraut hätten, hätte sie bis zuletzt an sich geglaubt. 

Das Wort "überraschend" in Zusammenhang mit ihrer Bronzemedaille wollte sie deshalb nicht gelten lassen. "Ich habe es gehofft, aber nicht gewusst. Mehr als alles andere wollte ich stark aufhören und nicht wie am Dienstag im Netz enden. Ich wollte noch einmal aufs Podest."

Am Ende sei sie auch durch ihre Emotionen erfolgreich gewesen. "Ich war den ganzen Tag so nervös, aber ich habe meine Emotionen bekämpft. Ich bin cool geblieben und könnte meinen Plan durchziehen."

"Ich kann nicht mehr weinen"

Emotionen ließ sie viele zu in den vergangenen Wochen, seit ihr Karriereende feststand. Am Sonntag waren keine Tränen zu sehen. "Ich kann nicht mehr weinen. Alles trocken."

Dabei wäre es ihr wohl zum Weinen zumute gewesen, plagen sie nach ihrem Sturz im Super-G am Dienstag doch Schmerzen. "Mein Nacken killt mich", verrät Vonn. "Aber im Skisport muss man kämpfen. Ich wusste, dass ich noch einmal die Schmerzen durchstehen musste. Jeder kennt meine Mentalität, ich habe immer alles riskiert. Das war der Grund dafür, warum ich so erfolgreich war und warum ich so viele Stürze hatte."

Vorbild Svindal

Den letzten Auftritt des von ihr so geschätzten Svindal am Vortag hatte sie sich zum Vorbild genommen. "Ich bin total mit Herz gefahren. Ich habe mir gedacht, Aksel schafft das, ich kann das auch schaffen. Nun haben wir beide unser märchenhaftes Ende. Ich bin dankbar, dass ich noch einmal auf diesem Level sein konnte. Es ist für mich das Best-Case-Szenario."

Vonn wurde nach dem Rennen im Ziel von unzähligen Menschen umarmt und mit lieben Worten verabschiedet. "Ich habe ich den letzten Wochen so viel Unterstützung und Respekt von den anderen Athletinnen bekommen, das bedeutet mir mehr als jeder Weltcupsieg. Es ist großartig, so Goodbye zu sagen."

"Drinks!"

Eine Umarmung hätte sie besonders gefreut, nämlich jene von Ingemar Stenmark. Der Schwede, dessen Rekord an Weltcup-Siegen Vonn eigentlich brechen wollte, war extra für sie nach Aare gekommen.

Vonn dankte es ihm, indem sie ihm zu Ehren in einem speziellen Rennanzug mit blaugelben Elementen an den Start ging.

"Ich bin so dankbar, dass er hier war, das hat mir sehr viel bedeutet", sagt Vonn. Als Abschluss war am Sonntagabend noch ein gemeinsames Abendessen mit Stenmark geplant.

Und dann? "Drinks", sagt Vonn mit einem Lächeln und verabschiedet sich ein letztes Mal als Rennläuferin.

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