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Hirscher: "Die Karten sind neu gemischt"

Saisonauftakt! Der Salzburger wunderte sich bei seiner Ankunft in Levi:

Hirscher: Foto: © GEPA

"Die Frage lautet: Wo stehe ich?"

Selbst bei einem siebenfachen Gesamtweltcup-Sieger wie Marcel Hirscher regiert vor dem ersten Saison-Rennen, dem Slalom im Levi am Sonntag (ab 10:15 Uhr im LIVE-Ticker), die Unsicherheit. 

"Die Karten sind neu gemischt und alles ist offen", meint der Salzburger, der nach seiner Ankunft am Freitag im Hohen Norden erst einmal nicht schlecht staunte. "Ich habe mir gedacht: Wow, alles grün, so warm hatten wir es noch nie."

Nur dank eines Schneedepots aus der Vorsaison können die Rennen auf dem 531 m hohen Levitunturi überhaupt stattfinden. 

Als Favoriten fallen stets drei Namen. "Hirscher, Kristoffersen, Myhrer", sagt auch ÖSV-Slalomtrainer Marko Pfeifer

Hirscher: "Genialer Abschluss" der Vorbereitungen

Im Winter 2017/18 gewann Hirscher von neun Spezialtorläufen im Weltcup sieben, in Kitzbühel war er Zweiter geworden, in Levi mit Trainingsrückstand nach Knöchelbruch 17. Kristoffersen war im vergangenen Winter über alle Bewerbe gesehen elfmal Zweiter, davon fünfmal im Spezialslalom. Dazu kamen in dieser Disziplin ein Sieg in Kitzbühel und drei dritte Ränge. Olympiasieger Andre Myhrer aus Schweden war hinter Hirscher und Kristoffersen Disziplindritter. 

Der zweifache Levi-Triumphator Hirscher absolvierte die finale Vorbereitung auf der Reiteralm. "Es war wirklich perfekt und ein genialer Abschluss unserer Vorbereitungen. Da ich im Slalom nur ein einziges Mal mit Manuel Feller trainiert habe und alle restlichen Tage alleine, habe ich dennoch keine Ahnung, wie gut ich in Form bin. Das wird sich alles zeigen", sagte Hirscher.

Das Feuer fürs Rennfahren brenne nach wie vor. "Das ist ja auch der Grund, warum ich weiterfahre." Auf welches Setup er zurückgreifen wird, war lange offen. "Sollen wir das Zeug von der letzten Saison nehmen oder eher das, was wir in den letzten Tagen weiterentwickelt haben?"

Matt ist stärker geworden

Olympia-Bronzemedaillengewinner Michael Matt hat als zweiter Österreicher einen Platz in der ersten Startgruppe, mit dem letzten Training in Kaabdalis war er sehr zufrieden. "Ich habe mich von Tag zu Tag steigern können, habe immer ein Schäuferl draufgelegt. Je näher es zu dem Rennen kommt, desto mehr steigt die Motivation."

Der Fokus lag im Sommer wieder auf Kraft- und Rumpftraining, er sei stärker geworden. "Und skitechnisch habe ich mich auch ein bisschen weiterentwickelt. Ich bin erfahrener, reifer. Ich glaube, das schadet auch nicht."

Mit Kitzbühel, Schladming und Kranjska Gora beendete er zwar die drei letzten Spezialslaloms der vergangenen Weltcup-Saison nicht, dank vier Top-Sechs-Resultaten davor und dazu den guten Platzierungen in den City Events reichte es zum vierten Platz in der Disziplinwertung.

Zweimal fehlte übrigens als Zweiter nicht viel auf Sieger Hirscher. In Zagreb waren es 5/100 Sekunden, in Adelboden 13/100. "Im Normalfall kommen die Hundertstel immer irgendwann zurück. Vielleicht heuer. Ich habe Marcel aber keinen einzigen Schwung fahren gesehen."

Was er in Levi zu tun hat, weiß Matt. "Oben ist es flach, da musst du Vollgas geben. Dann kommt der lange Steilhang, aber da musst du genauso runterpushen." Die Zeitabstände sind gering, viel mehr als 1,5 Sekunden dürften es nicht sein, will man im zweiten Durchgang dabeisein.

Feller: "Es heißt Gasgeben"

Das hat auch Manuel Feller vor, der 2017 auf flotter Fahrt ausschied. Überhaupt wechselten sich Topresultate und Ausfälle ab, heuer soll mehr Konstanz reingebracht werden. "Man kann an der Konstanz nur arbeiten, wenn man trainiert. Es dauert halt seine Zeit", verwies Feller auf seine Rückenprobleme, die oft nur bedingt Training zuließen. Aktuell ist er fit, weshalb viel an der Stabilität im Slalom gearbeitet wurde. "Damit man, auch wenn man am Limit fährt, nicht so extrem riskant unterwegs ist."

Nach dem Training in Schweden sieht er sich für die Pistenverhältnisse in Levi gut vorbereitet. "Es waren gute Bedingungen, weil wir so ziemlich alles gehabt haben. Nebel, Salzpisten, Wandln, Löcher und knackig war es auch einmal."

Dass er nicht weiß, wie es der Konkurrenz ergangen ist, stört den 26-Jährigen nicht. "Ich weiß, dass ich gut drauf bin und was ich kann. Natürlich sind hier die besten Slalomfahrer am Start und so schnell kannst gar nicht schauen und du bist irgendwo mittendrin oder hintennach. Es heißt Gasgeben."

Schwarz: "Nicht ganz das, was man will"

Bester Österreicher war im vergangenen Jahr in Levi unmittelbar vor Matt der Kärntner Marco Schwarz als 13. "Es hat mir hier immer getaugt, ich freue mich auf Sonntag."

Freilich seien die Voraussetzungen nach den warmen Tagen nun anders. "In den letzten Jahren hatte es hier minus 15 Grad und jetzt hat es plus fünf. Wir fahren zu 75 Prozent auf altem Schnee. Das ist nicht ganz das, was man will. Das ist toter Schnee, da musst du viel salzen. Vom Setup probiert man aggressiver zu werden, dass man mehr Schaufeldruck herbekommt."

Nach den internen Zeitvergleichen glaubt er, dass das Niveau in der Mannschaft hoch ist. "Wir haben uns relativ gut abgewechselt, sind auf einem relativ gleichem Niveau. Wir sind sicher konkurrenzfähig."

Das will auch Christian Hirschbühl sein, auch er sucht die Konstanz. "Wir haben an grundlegenden Sachen gearbeitet. Inwiefern die Früchte tragen, sehen wir im Laufe der Saison."

ÖSV-Aufgebot für Weltcup-Slalom am Sonntag in Levi: Marcel Hirscher, Christian Hirschbühl, Manuel Feller, Johannes Strolz, Marco Schwarz, Michael Matt, Dominik Raschner, Fabio Gstrein, Marc Digruber

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