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Die "Problemzone" der ÖSV-Damen

ÖSV-Damen-Cheftrainer Jürgen Kriechbaum zieht nach der Saison 2018/19 Bilanz:

Die Foto: © GEPA

Die Weltcup-Saison 2018/19 ist Geschichte - für die ÖSV-Damen war es eine mit Licht und Schatten. 

Die Österreicherinnen haben ihre Stockerlplatz-Ausbeute gegenüber der vergangenen Saison verdoppelt. Vor allem in der Abfahrt waren Nicole Schmidhofer und ihre Kolleginnen das dominierende Team, die Steirerin holte sich die Disziplinwertung und sorgte für die erste Damen-Kugel seit 2016 bzw. erste in der Abfahrt seit 2007.

18 Stockerlplätze wurden 2018/19 im Weltcup eingefahren (7 Siege/5 zweite Plätze/6 dritte Plätze), 2017/18 waren es 9 (2/2/5). Allein 11 gingen in diesem Winter auf das Konto der Abfahrerinnen, die sechs Siege in den acht Rennen holten Schmidhofer (2), Ramona Siebenhofer (2), Stephanie Venier (1) und Mirjam Puchner (1).

"Weiter Weg" zur Abfahrts-Kugel

"Allgemein gesehen kann man schon positiv resümieren. Natürlich muss man jetzt wieder mit jeder einzelnen Läuferin konkrete Zielsetzungen erörtern und einen individuellen Weg beschreiben", sagte Damen-Rennsportleiter Jürgen Kriechbaum beim Finale in Soldeu im Bilanzgespräch mit der APA.

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"Die Siege in der Abfahrt waren wichtig, die Abfahrt war lange eine Problemzone, es war ein weiter Weg. Auch der zweite Platz in der Super-G-Wertung durch Schmidhofer ist ein großer Erfolg."

<<< Endstand im Damen-Weltcup>>>

Freilich schmerzten die vielen verletzungsbedingten Ausfälle von u.a. Anna Veith, Cornelia Hütter, Christine Scheyer, Stephanie Brunner und Katharina Gallhuber, vor allem im Riesentorlauf bekam man das Fehlen von Veith ("Sie wäre da gerade so richtig im Kommen gewesen") und Brunner zu spüren.

RTL als "Problemzone"

"Die Lücke ist trotzdem nicht zu groß geworden, aber der Riesentorlauf ist im Moment noch unsere Problemzone. Mit Ricarda Haaser, Katharina Liensberger und Katharina Truppe sieht man positive Tendenzen", sagte Kriechbaum. Für junge Läuferinnen sei der Riesentorlauf die schwierigste Disziplin, um im Weltcup Fuß zu fassen, weil die Hänge durchwegs sehr anspruchsvoll seien.

Brunner war bereits im Oktober von einem im März 2018 erlittenen Riss von Kreuzband und Meniskus im linken Knie zurückgekehrt, schaffte es im November in Killington als Dritte auf das Podest und fiel im Jänner mit der fast gleichen Verletzung erneut aus. "Ich hoffe, dass sie ihre Verletzung wieder so gut übertaucht. Und auch Anna gibt positive Anzeichen, dass sie sich noch einmal zurückkämpfen will", sagte Kriechbaum.

Im Slalom stehen dritte Plätze durch Bernadette Schild zum Saisonbeginn in Levi und Katharina Liensberger in Flachau zu Buche. Bei Liensberger seien danach Erwartungen und selbst auferlegter Druck gestiegen, Fehler passierten. "Shiffrin, Vlhova und Holdener sind noch einmal eine Klasse besser, sie sind ständig am Stockerl. Da müssen wir uns gewaltig anstrengen, dass wir in dieser Klasse mitmischen", weiß der Damen-Chef.

Kriechbaum fordert mehr Mut

Insgesamt fordert Kriechbaum wie bereits seit längeren noch mehr Mut von seinen Läuferinnen. "Da geht es um das direkte Verhalten am Hang, aber auch um den Mut, technische Dinge anzugehen oder auch Material-Setups zu überdenken und anzupassen. Das spielt eine ganz große Rolle und hat uns sicher auch im Abfahrtsbereich nach vorne gebracht."

Die Hauptrolle spiele aber schon noch, im technischen Bereich Mut zum Risiko zu haben. "Dass man in schnelleren Passagen versucht, eine kürzere Linie zu fahren. Dass man sich in die Hocke kämpft und die Geschwindigkeit sucht. Dieses geschwindigkeitsorientierte Verhalten muss noch mehr herausgearbeitet werden."

Bei der WM habe es aus verschiedenen Gründen nicht zu einer Einzelmedaille gereicht. "Klar ist es ein Thema, dass man versucht, noch abgeklärter, cooler an die Dinge heranzugehen. Dann tut man sich auch leichter, bei einem Großereignis die Konzentration zu halten. Dann konzentriert man sich auf das Wesentliche und das Medaillendenken tritt komplett in den Hintergrund."

Man habe innerhalb der Trainer auch gruppenübergreifend ein "sehr positives, gutes, kollegiales und diskussionsfreudiges Klima", aus jetziger Sicht werde vieles gleich bleiben, aber überraschend können sich immer mal wieder Änderungen ergeben, meinte Kriechbaum.

Aus dem Europacup steigt Elisabeth Reisinger auf. Sie sicherte sich als Gesamtsiegerin im kommenden Winter im Weltcup Startplätze in allen Disziplinen. Sie gewann auch die Wertungen in Abfahrt und Super-G und wurde in der Kombi Dritte. Im Super-G ist Michaela Heider als Dritte im kommenden Winter ebenfalls im Weltcup mit dabei.

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