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Reif für 1. Sieg: Liensberger so schnell wie nie

Liensberger fehlen wenige Hundertstel auf 1. Sieg. Darum hadert sie nicht:

Reif für 1. Sieg: Liensberger so schnell wie nie Foto: © GEPA

11 Hundertstel am Semmering, 5 Hundertstel in Zagreb - Katharina Liensberger kommt ihrem ersten Weltcupsieg immer näher. 

Im Slalom am Sljeme hat die Vorarlbergerin einmal mehr ihre starke Form bewiesen, für ganze vorne reichte es abermals nicht. Am Sonntag war es die Weltcup-Führende Petra Vlhova, die Liensberger den Sieg aus den Händen riss

"Es war ein Kampf am Limit. Von dem her bin ich megahappy, dass ich einen zweiten Platz einfahren habe können", meint eine alles andere als enttäuschte Liensberger im ORF-Interview. Vom Hadern mit dem Hundertstel-Pech ist keine Spur: "Ich hoffe, dass die Hundertstel irgendwann auf meiner Seite sind." 

ÖSV-Techniktrainer Johannes Zöchling ist sich sicher, dass sein Schützling früher oder später über den ersten Sieg jubeln darf. "Der Speed passt, sie fährt gut Ski. Es ist glaube ich nur mehr eine Frage der Zeit."

Liensberger: "Wahnsinn, immer am Podium zu stehen"

Das Rennen in Zagreb entschied sich auf den letzten Metern im Steilhang. Vlhova blieb auf der mit Salz bearbeiteten Piste wie auch Liensberger nicht fehlerfrei, die Österreicherin holte aber zwischen den letzten Toren enorm viel heraus und rettete noch die viertbeste Laufbestzeit in der Entscheidung. Vlhova hingegen war nur Elfte, es reichte aber dennoch für den zweiten Zagreb-Sieg nach dem im Vorjahr.

"Ich habe einfach gefightet, ich habe geschaut, dass ich im Kurs bleibe und den Speed aufbauen und mitnehmen", schildert Liensberger. "Ich wollte das Maximum herausholen von meinen Möglichkeiten, ich wollte pushen und schnell sein."

Für die 23-Jährige ist es der siebente Podestplatz in ihrer Weltcup-Laufbahn, nach dem Rennen am Semmering wird sie zum zweiten Mal in Folge Zweite. "Es ist Wahnsinn, immer am Podium zu stehen, immer meine Leistung zu zeigen und zu sehen, wie ich mich entwickle. Das ist wunderschön", sagt Liensberger. 

Die Vorarlbergerin bleibt auch im Erfolg bescheiden. Sie weiß nach ihrem gescheiterten Materialwechsel vor der Saison 2019/20, der sie wertvolle Zeit in der Vorbereitung sowie den Start beim Weltcup-Auftakt in Sölden gekostet hatte, dass es im Profisport schnell auch in die andere Richtung gehen kann. 

Liensberger schnellste Slalom-Dame der Welt

Doch auch davon ließ sich Liensberger nicht stoppen, ist nun endgültig an der absoluten Weltspitze im Slalom angekommen. Aus dem einstigen Duell zwischen Shiffrin und Vlhova ist in dieser Saison ein Vierkampf geworden und Liensberger ist Mittendrin. 

Das beweist auch ein genauerer Blick auf die bisherigen Saison-Slaloms. Liensberger ist die einzige Läuferin, die in allen vier Rennen aufs Podest fuhr. Rechnet man die Zeiten aller vier Saison-Slaloms zusammen, ist Liensberger in Summe die Schnellste, gefolgt von Vlhova und Shiffrin. 

Was noch dazu fehlt, dass die 23-Jährige auch im Rennen die Nummer eins ist? "Das Hundertstelprozent noch mehr zu geben und noch mehr zu pushen", sagt Liensberger. "Ich werde alles dafür geben, dass es auch mal für ganz vorne reicht."

Dass Liensberger reif für einen Weltcupsieg ist, wissen auch ihre Konkurrentinnen. "Die Mädchen sind wirklich schnell, auch Katharina", spricht Vlhova nach ihrem am Ende doch auch glücklichen Sieg das hohe Niveau im Slalom an. "Ich muss immer am Limit sein, denn sie fordern mich gewaltig." 

Das spiegelt sich auch in den Weltcup-Wertungen nieder. Im Gesamtweltcup führt Vlhova mit 615 Punkten vor Gisin (487), Shiffrin (385) ist Dritte. Mit nur fünf Zählern weniger spuckt die Rangliste Liensberger als Vierte (380)  aus. Noch enger ist es im Slalom-Weltcup: Vlhova (350) führt vor Gisin (285), Liensberger (280) und Shiffrin (235). 

Beendet Liensberger die sechsjährige ÖSV-Sieglosigkeit?

In ihrer Spezialdisziplin, dem Slalom, legte das ÖSV-Aushängeschild in den letzten Jahren eine starke Entwicklung hin. War sie 2016/17 im Slalom noch Gesamt-44., steigerte sie sich im Jahr darauf auf den 14. Rang. Auf Platz 7 in der Saison 2018/19 folgte im Vorjahr mit Platz drei der Sprung aufs Podest in der Gesamtwertung. 

"Das sind Schritte, an denen ich sehe, dass die Richtung passt. Dennoch will ich mich nicht nur an Ergebnissen messen. Mir ist wichtig, mich skitechnisch Schritt für Schritt zu verbessern und mich stetig weiterzuentwickeln", sagte Liensberger im LAOLA1-Interview nach der vergangenen Saison. 

Die Entwicklung geht weiter, wie die letzten Rennen zeigen - und damit auch die Hoffnung, dass Liensberger die über sechsjährige Slalom-Sieglosigkeit der ÖSV-Damen (Nicole Hosp, November 2014 in Aspen) beendet. 

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