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ÖSV-Coach Assinger: "Das habe ich radikal verändert"

Neo-Cheftrainer Roland Assinger ist ein "i-Tüpfelchenreiter in Sachen Disziplin". Das haben auch die ÖSV-Frauen zu spüren bekommen.

ÖSV-Coach Assinger: Foto: © GEPA

Österreichs Ski-Frauen haben einen Rückkehrer als neuen Chef (alle Details >>>).

Roland Assinger wollte es nach seiner Tätigkeit an einem Schweizer Skigymnasium wieder aufregender und löste im ÖSV den erfolglosen Thomas Trinker nach nur einem Jahr im Amt als Cheftrainer ab.

In der Heimat soll der langjährige Speed-Gruppentrainer in einer Zwischensaison ohne Großereignis ein schlagkräftiges Team für die Heim-WM 2025 in Saalbach formen.

Fokus auf "Teambuilding" und physischer "Optimierung"

Mit 1. April 2023 hat Assinger seinen Führungsjob angetreten. "Teambuilding" und physische "Optimierung" gehörten unter dem 50-jährige Kärntner seither zu den Schwerpunkten.

"Das Thema Fitness/Kondition habe ich radikal verändert. Da bin ich Vollgas reingefahren, weil wir da einfach Schwächen haben", sagte Assinger zur APA.

Seine Athletinnen sieht er mittlerweile "verbessert". "Es gibt aber nach wie vor Aufholbedarf, wir stehen noch nicht am Zenit."

Beim Schwitzen und Schuften schaute der neue Chef nicht nur zu, er machte mit. "Ich will authentisch sein. Ich habe mich selbst gern gequält im Training und möchte weiter eine Vorbildwirkung erzielen", sagte Assinger darauf angesprochen.

Als Weltcup-Läufer hatte es der Bruder des nunmehrigen ORF-Moderators Armin Assinger zwischen 1995 und 2001 zehnmal selbst in die Top Ten und einmal als Zweiter aufs Podest geschafft.

Bessere Physis als Grundlage für Erfolg

Seine Erwartungen an das ÖSV-Team sind zweigeteilt. In den technischen Disziplinen sei der Weg zurück aufs Stockerl ein harter.

Viele Schrauben habe man gedreht, neue Trainer für neue Gruppenkonstellationen bestellt. "Gewisse Sachen müssen fruchten, radikal mit der Brechstange geht da nichts."

Das erklärte Ziel ist es, durch eine bessere Physis auch einen technisch anderen Stil zu etablieren.

"Im Riesentorlauf wirken Kräfte zwischen 2,5 und 3G. Um dagegenhalten zu können, braucht man eine körperliche Robustheit in allen Belangen", sagte der selbst titulierte "i-Tüpfelchenreiter in Sachen Disziplin".

"Nicht nach dem Prinzip Zuckerbrot und Peitsche, sondern das Bestehen darauf, dass Grundsachen eingehalten werden wie Pünktlichkeit, oder dass das Handy beim gemeinsamen Essen nicht dabei ist."

Der vergangenen Saison, als die Technikerinnen bis auf wenige Ausnahmen enttäuschten, habe er wenig Beachtung geschenkt.

"Ich habe versucht, einen Neustart zu machen mit meinen Vorstellungen. Wenn man sieht, dass Katharina Liensberger vor zwei Jahren Weltmeisterin geworden ist und die Slalomkugel gewonnen hat, dann war ja nicht alles schlecht."

Tönte Assinger zum Antritt noch, er habe Liensberger die "Extrawürste" gestrichen, will er bei der Vorarlbergerin nun Geduld walten lassen. "Die Lücke zur Weltspitze ist im letzten Jahr zu groß geworden. Sie scheint im Slalom wieder richtig Fuß zu fassen, im Riesentorlauf fehlt definitiv noch einiges."

Höhere Erwartungen an das Speedteam

In der Abfahrt und im Super-G sind die Erwartungen viel höher. "Im Speed haben wir Kapazunder am Start, da erwarte ich mir natürlich Siege von einer WM-Medaillengewinnerin Hütter oder Ortlieb oder einer früheren Vizeweltmeisterin Venier."

Die Topfavoritin stellt der ÖSV aber in keiner Disziplin. "Um eine Kugel zu gewinnen, braucht es eine Top-Performance über die ganze Saison, Ausreißer spielt es da nicht."

Dass Kristall nicht außer Reichweite ist, habe Cornelia Hütter aber im Vorjahr gezeigt. Die Steirerin kennt der frühere ÖSV-Speed-Gruppentrainer (von 2014 bis 2020) schon lange. "Die Conny ist cooler und abgebrühter geworden."

Assinger hofft, dass die Abgebrühtheit im von Verletzungen geprüften Speedteam auch bei Schlechtwetter-Rennen mit flacher Sicht zum Vorschein kommt. "Die Performance bei schlechter Sicht war eine Katastrophe. Das war ganz klar ein Thema in der Vorbereitung."

Dass im vierwöchigen Chile-Trainingslage in La Parva "sicher 15 Tage mit schlechter Sicht" dabei gewesen sind, sei in dieser Hinsicht fast als Glücksfall zu werten.

Assingers Zukunft beim ÖSV

Assinger hat sich vorerst für drei Jahre gebunden. Dass der Cheftrainer-Posten im Misserfolgsfall in Österreich ein Schleudersitz sein kann, ist ihm bewusst.

"Dass heuer kein Großereignis ist, ist ein Vorteil. Mittelfristig erhoffe ich mir Schritte nach vorne, damit wir bei der WM in Saalbach 2025 stärker dastehen."

Erste Samen sieht er keimen. "Der Zusammenhalt scheint verbessert zu sein. Wenn man sich gemeinsam quält, schweißt das natürlich zusammen."

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