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Schwarz nach Bronze: "Erster wäre eine Überraschung gewesen"

Marco Odermatt im ersten Durchgang gereizt, am Ende wurde es Bronze statt Gold im WM-RTL. Warum Marco Schwarz trotzdem zufrieden ist.

Schwarz nach Bronze: Foto: © GEPA

So recht wussten die anwesenden Österreicher im Zielraum von Courchevel nicht, ob sie sich freuen oder enttäuscht sein sollen, als Marco Schwarz über die Ziellinie fuhr.

Nach einem furiosen ersten Riesentorlauf-Durchgang mit Gold vor Augen reichte es letztlich "nur" zu Bronze hinter Saison-Dominator Marco Odermatt und dessen Schweizer Landsmann Loic Meillard. Ergebnis des WM-RTL >>>

"Wenn man in Führung liegt will man es natürlich runter bringen, das ist ganz klar. Aber trotzdem nehme ich die Medaille sehr gerne mit. Ich glaube, mit Bronze muss ich mich nicht verstecken", sagt Schwarz. "Es hat mir trotzdem getaugt, dass ich den Odi (Odermatt, Anm.) im ersten Durchgang ein bisschen reizen konnte. Er hat die letzten zwei Jahre im Riesentorlauf dominiert."

Sechs Zehntel vor Odermatt: "Damit habe ich nicht gerechnet"

Der Kärntner hat im ersten Lauf mit einer entfesselten Fahrt und der perfekten Materialabstimmung verzückt. Auf dem von ÖSV-Trainer Martin Kroisleitner gesteckten Kurs passierte Schwarz kein Wackler - anders als dem erklärten Topfavoriten Odermatt, der in den Schnee griff, und mit Respektabstand (+0,57) dennoch Zweiter war.

"Ich hatte ein gutes Gefühl, als ich die Piste gesehen habe. Da habe ich schon gewusst, dass ich ganz vorne mitfahren kann, wenn alles passt. Aber dass ich sechs Zehntel voraus bin, damit habe ich nicht gerechnet", gibt Schwarz zu.  

Odermatt hat sich im ersten Lauf mehr Tempo gewünscht. Sein (österreichischer) Trainer Helmuth Krug "revanchierte" sich im Finale mit einem um knapp sechs Sekunden schneller gesetzten Lauf mit mehr Torabstand. Sein Schützling fräste in der Entscheidung die fünftschnellste Fahrt ins Eis von Courchevel und holte sich damit sein zweites Gold in Frankreich ab. Schwarz kämpfte um das Husarenstück, lag quasi drei Viertel des Rennens in Führung, streute aber in der Steilhang-Ausfahrt den einen Fehler zu viel ein.

"Ich habe versucht wieder zu attackieren, das ist mir ganz gut gelungen. Es ist dann im Steilhang sehr dunkel geworden und es waren leichte Rippen drin. Ich habe mich dann verleiten lassen und bin in Rücklage gekommen. Dann ist der Ski nicht mehr auf Zug und das Tempo gleich mal weg", analysiert Schwarz sein Rennen. "Das gehört beim Rennfahren leider auch dazu."

"Neue Situation" als Letzter am Start

Für Schwarz ist es nach Silber in der Kombination seine zweite Medaille in Frankreich. Ein Fehler im Schlussteils des Super-G kostete ihm ein drittes Edelmetall, in der Abfahrt fehltem ihm als Viertem nur vier Hundertstel.

In der Kombination, als er Gold mit einem Patzer im Slalom liegenließ, hat es ihn mehr geärgert, sagt Schwarz.

"Ich freue mich über Bronze. Es ist erst das dritte Mal, dass ich im Riesentorlauf am Podest bin", gibt der 27-Jährige zu bedenken und meint: "Es wäre schon eine Überraschung gewesen, wenn ich Erster geworden wäre. Aber sag niemals nie."

Fast zwei Jahre ist es her gewesen, dass Schwarz in einem Rennen als Führender ins Finale gegangen ist.

"Von dem her war es fast wieder eine neue Situation. Die Anspannung war sicher ein bisschen größer als wenn ich als Fünfter der Sechster oben stehe. Aber ich glaube, ich habe es halbwegs gut gehandelt. Beim Rennfahren können Fehler passieren. Von daher bin ich nicht unzufrieden."

WM-Spezialist Schwarz: "Ich mache nichts Spezielles draus"

Einmal Gold, zweimal Silber und viermal Bronze bei WMs, sowie Olympia-Silber mit der Mannschaft zieren nun die Vita des besten Slalom-Läufers der Saison 2020/21.

Wenn es zu Großereignissen geht ist Schwarz zur Stelle. Sein Erfolgsrezept: "Ich mache nichts Spezielles draus, es ist für mich ein Rennen wie jedes andere. Schön, wenn es eine Medaille wird, aber ich mache mir deswegen nicht mehr oder weniger Druck."

Dass Schwarz bei all seinen vier bisherigen Starts bei dieser WM um die Medaillen mitgefahren ist zeugt davon, welch kompletter Skifahrer der 27-Jährige mittlerweile ist.

"Speziell im Speed ist ein guter Schritt weiter gegangen, auch im Riesentorlauf. Die ganze Saison war schon konstant. Dafür habe im Sommer hart gearbeitet. Ich habe gewusst, dass ich vier Disziplinen fahren kann, wenn alles zusammenpasst", sagt Schwarz.

Eine Chance bleibt ihm bei der WM noch auf Gold – im Slalom am Sonntag.

Medaillenspiegel der Ski-WM 2023>>>

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