news

Kriechmayr nach WM-Gold: "Richtig angeschwitzt"

Am Start Unsicherheit, bei einem Ex-Kollegen gezittert! Kriechmayr über Gold-Tag:

Kriechmayr nach WM-Gold: Foto: © getty

Favoritensieg! Am Ende des ersten WM-Tages in Cortina d'Ampezzo steht mit Vincent Kriechmayr der Top-Fahrer dieser Super-G-Saison am obersten Podest.

Bis es soweit war, musste der Oberösterreicher gehörig zittern. Zunächst am Start, als die ersten drei Fahrer bei einer schwierig gesetzten Passage scheiterten. "Ich habe mir die Startnummern 1, 2, 3 angeschaut, alle raus. Das war keine einfache Situation", meint der 29-Jährige.

Im Ziel ging das Zittern weiter. Speziell bei der Fahrt seines ehemaligen Teamkollegen Romed Baumann, der bis auf 7 Hundertstel herankam. "Ich habe ihm gesagt, dass ich gescheit geschwitzt habe", berichtet Kriechmayr.

Warum er sich mit Baumann besonders freut und wie er seinen WM-Tag erlebt hat im Interview:

Frage: Was sind die Emotionen jetzt bei Ihnen?

Kriechmayr: "Derweil habe ich es noch ganz gut im Griff. Es war ein irrsinnig schwieriges Rennen, und ich habe auch nach der Besichtigung gesagt, dass nach dem ersten Sprung die Schlüsselstelle ist. Und ja, ich habe recht behalten. Ich habe mir nicht gedacht, dass es so zach ist. Vor allem mit Nummer 5. Ich habe mich wirklich heute einmal richtig angeschwitzt. Ich habe die ersten drei Athleten gesehen. Zuerst Startnummer 1 - ausgeschieden. Dann wollte ich mir noch Nummer 2 anschauen, weil ich wollte ja sehen, wie es unten geht. Dann scheidet der auch aus. Dann hat ihn auch Mauro Caviezel, normalerweise ein sehr sicherer Athlet, rausgelassen. Dann war es nicht einfach zum Fahren."

Frage: Wie geht es einem da am Start?

Kriechmayr: "Ich habe nicht gewusst, wie viel Tempo nimmt man heraus? Ist es genug, ist es zu wenig? Ich habe auch im Ziel gewusst, es war keine perfekte Fahrt. Da unten bin ich ein paar Mal zu gerade gewesen, habe das Tempo nicht so mitgenommen. Aber es war einfach ein so schwieriges Rennen. Ich glaube, es ist keiner perfekt gefahren. Schlussendlich war das Glück auf meiner Seite mit den sieben Hundertsteln."

Frage: War die Passage vielleicht sogar eine gute Ablenkung von dem Gerede über den Favoritenstatus?

Kriechmayr: "Nein, weil den größten Druck mache ich mir selbst. Die Erwartungshaltung, die ich mir selbst stecke, ist viel höher als das, was ich von außen bekomme. Das war wirklich ein schwieriges Rennen, einer Weltmeisterschaft würdig. Man hat es, glaube ich, gesehen. Dass ich da jetzt ganz oben stehe, ist natürlich eine große Genugtuung."

Frage: Wie sehr haben Sie bei der Fahrt von Romed Baumann geschwitzt?

Kriechmayr: "Sehr. Weil ich gewusst habe, dass es genau seine Verhältnisse unten sind. Ich bin ja mit ihm lange im Team gewesen. Vor allem bei flachen Passagen, wo man so dahinschleichen muss, war er im Training auch immer fast unschlagbar. Dass es dann noch einmal so knapp geworden ist, da habe ich sehr geschwitzt. Ich möchte schon erwähnen, dass ich mich irrsinnig für Romed freue. Er war oft, wie er noch für Österreich gefahren ist, der Buhmann der Nation. Er hat so viel Kritik abgekriegt, oft nicht zurecht. Er hat oft über Social Media ziemlich Kritik einstecken müssen, dabei war viel Kritik, die ziemlich tief war. Dass er das jetzt erreicht hat, ist für ihn eine große Genugtuung. Da möchte ich den Hut ziehen."

Frage: Was haben Sie im Ziel beredet?

Kriechmayr: "Ich habe ihm gesagt, dass ich gescheit geschwitzt habe. Ich habe ihm gratuliert, weil ich mit ihm im Team war und er vom Charakter ein ziemlich lässiger Kerl ist. Er hat die gleiche blöde Papp'n wie ich, wir haben uns immer ganz gut ergänzt."

Frage: Wie stolz sind Sie, dass Sie die Favoritenrolle so erfüllt haben?

Kriechmayr: "Ich habe mich selbst nicht als so großen Favoriten gesehen. Es waren keine souveränen Siege, es waren immer so 15 Hundertsteln. Und ich habe gewusst, bei einer WM kann viel passieren. Man hat es beim Brodie Seger gesehen, der ist auf den vierten Platz gefahren. Es war auch kein perfekter Lauf. Ich habe mir auch nicht gleich gratulieren lassen von meinen Kollegen. Ich habe gewusst, wenn einer über sich hinauswächst, dann ist er schneller."

Frage: Wie werden Sie die Abfahrtstrainings anlegen?

Kriechmayr: "Keine Bestzeit. Mal schauen, was mir morgen gelingt im ersten Training. Jetzt genieße ich den Tag, dann konzentriere ich mich auf die Abfahrt. Es ist ein richtig cooles Gebiet da, wenn es noch dazu so schön ist wie heute, macht das Skifahren schon irrsinnigen Spaß. Da weiß man erst zu schätzen, was das für ein großes Privileg ist, dass ich den Sport machen darf."

Frage: Haben Sie schon nach Hause telefoniert?

Kriechmayr: "Nein, ich habe mein Handy nie mit. Das Handy lasse ich immer im Zimmer. Ich möchte mich nur auf den Sport konzentrieren und nicht ins blöde Handy schauen, das tue ich eh viel zu viel. Wenn ich ins Zimmer komme, werde ich einige Nachrichten haben und natürlich gleich einmal meine Liebsten anrufen."

Medaillenspiegel der WM 2021>>>

Kommentare