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Niki Hosp über Veith, Vonn und Olympia in Tirol

Tirolerin spricht bei LAOLA1 über Veith, Vonn und Olympia 2026.

Niki Hosp über Veith, Vonn und Olympia in Tirol Foto: © GEPA

Im Sommer 2015 verabschiedete sich Nicole Hosp in die Ski-Pension. Auf die "faule Haut" hat sich die 33-jährige Tirolerin seither nicht gelegt.

Die Gesamtweltcup-Siegerin 2006/07 arbeitet als ORF-Co-Kommentatorin im Damen-Weltcup, war im Frühjahr bei "Dancing Stars" im Einsatz und engagiert sich aktuell als Olympia-Botschafterin für die Winterspiele in Innsbruck-Tirol 2026.

"Wir brauchen Olympia, um die Jugend wieder für den Sport zu gewinnen", so Hosp. Lindsey Vonns Wunsch kann sie indes nicht verstehen.

Im LAOLA1-Interview spricht sich die dreimalige Weltmeisterin (2007, 2013, 2015) und Gewinnerin von drei Olympischen Medaillen (2006 und 2014) gegen einen Start der US-Amerikanerin bei einem Herren-Rennen in Lake Louise (Kanada) aus.

Hosp hingegen tritt aktuell nahezu wöchentlich gegen Männer an. Als passionierte Golferin (Handicap -12,9) genießt sie das Gefühl, die Herren hinter sich zu lassen und weist am Golfplatz auch Langzeit-Freund Roland Schönegger immer wieder in die Schranken.

Von einem erfolgreichen Comeback ihrer ehemaligen Kolleginnen Anna Veith und Eva-Maria Brem hingegen ist Niki Hosp voll überzeugt. Die Bewerbung ihres Heimatlandes für die dritten Winterspiele in Innsbruck findet sie "eine großartige Idee" und hofft, dass sich ihre Landsleute für eine Bewerbung aussprechen.

LAOLA1: Was sagt dein Gefühl als Olympia-Botschafterin 2026 Innsbruck-Tirol, wird die Abstimmung am 15. Oktober zugunsten der Winterspiele ausgehen?

Nicole Hosp: Es wird wahrscheinlich sehr eng werden. Ich verstehe jene Tirolerinnen und Tiroler, die so einer Bewerbung kritisch gegenüberstehen. Die Olympischen Spiele haben zuletzt mit ihrem Gigantismus für negative Schlagzeilen gesorgt. Es waren immer wieder Unsummen von Geld im Spiel. Die Kritiker in Tirol sind zu sehr von diesem schlechten Image der Spiele beeinflusst und voreingenommen. Sie wissen wahrscheinlich gar nicht, dass es mit der Agenda 2020 einen Beschluss innerhalb des IOC gibt, zukünftig Olympische Spiele wieder an jene Länder zu vergeben, wo der Wintersport zu Hause ist und die Wettkampfstätten bereits vorhanden sind.

LAOLA1: Da fehlt aber auch uns (noch) der Glaube daran…

Hosp: Es ist verständlich, dass daran noch der Glaube fehlt. Aber wenn man dem IOC nicht die Chance gibt, das anders zu machen, dann wird es nie anders werden. Darum denke ich, dass man mit der Tiroler Bewerbung und den Forderungen - die das ÖOC dabei vorgibt - beim IOC ganz genau weiß, woran sie sind und was sie erwartet. Ich bin überzeugt, dass das IOC mitbekommen hat, dass in der Vergangenheit Fehler bei den Bewerbungen und Vergaben der Spiele passiert sind. Jeder Mensch macht Fehler und der größte Fehler ist, wenn man nicht daraus lernt. Darum sollten wir dem IOC die Chance geben zu beweisen, dass die Hauptverantwortlichen bereit sind tatsächlich einen neuen Weg einzuschlagen. Auch deshalb hoffe ich sehr, dass sich die Tiroler Bevölkerung am 15. Oktober für diese neue Art von Olympischen Spielen ausspricht. Spiele, die zurück zu den Wurzeln kommen und in Regionen, in denen der Wintersport Tradition hat, ausgetragen werden.

LAOLA1: Bleibst du dem Skisport als ORF-Expertin und Co-Kommentatorin im Weltcup erhalten?

Hosp: Ja, natürlich! Ich freue mich riesig auf die Olympia-Saison. Ich finde es eine sehr interessante Aufgabe und genieße die Position, den Rennsport von einer anderen Seite zu betrachten und zu beleuchten. Sölden rückt näher und ich kann meinen ersten Einsatz sowie das Wiedersehen mit den ehemaligen Teamkolleginnen und Gegnerinnen kaum erwarten.

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LAOLA1: Was erwartest du vom Comeback von Eva-Maria Brem und Anna Veith?

Hosp: Das sind zwei Top-Sportlerinnen, die bereits ganz vorne an der Spitze waren. Sie haben die Klasse, ein tolles Comeback hinzulegen. Die Frage ist immer, wie fit sind sie bereits? Speziell bei Anna, die eine wirklich schwere Verletzung zu verarbeiten hatte, das gilt auch für Eva-Maria, müssen alle Beteiligten Geduld zeigen. Ich bin überzeugt, dass - wenn die Gesundheit passt - beide wieder ganz vorne mitmischen werden.

LAOLA1: Sölden ist für die Damen natürlich ein Hammer-Rennen, um wieder zurückzukommen. Da gibt es sicher leichtere Pisten, oder?

Hosp: Sölden ist bestimmt das schwierigste Damen-Rennen im Weltcup. Der Hang ist eine Herausforderung und die Verhältnisse sind immer hart. Wenn jemand nicht hundertprozentig fit ist, dann wird es am Gletscher doppelt schwierig. Man tut sich und dem Selbstvertrauen nichts Gutes, wenn man es in Sölden unbedingt erzwingen will. Da ist es wahrscheinlich besser die vier Wochen bis zum Riesentorlauf in Killington zuzuwarten und im Training Selbstvertrauen zu tanken. Wenn man da im Vorfeld bereits einen Dämpfer hinnehmen muss, weil man nicht ganz fit war, dann ist das nicht förderlich. Da ist es sicher besser, den Auftakt in Sölden auszulassen und dann in den USA umso besser einzusteigen.

LAOLA1: Lindsey Vonn sorgt mit ihrem Wunsch, in Lake Louise bei den Herren zu starten, für Schlagzeilen. Wie beurteilst du ihr Verlangen danach?

Hosp: Ich halte wenig von Lindseys Wunsch. Ich glaube die Herren sollen die Herren-Rennen und die Damen die Damen-Bewerbe bestreiten. Es ist und bleibt einfach anders. Die Herren haben von Haus aus mehr Kraft. Ihre Statur ist von Natur aus kräftiger und da braucht man sich auch nicht messen. Nichtsdestotrotz bin ich überzeugt, dass Lindsey mit ihrem Können und in "ihrem Wohnzimmer" Lake Louise im Vergleich zu einigen Herren eine sehr, sehr gute Figur abgeben könnte. Diesbezüglich im Weltcup aber Vergleiche anzustreben, ist aber ein Nonsens. Sie darf ohnehin keine Herren-Rennen bestreiten, wozu also das ganze Theater?

LAOLA1: Lindsey Vonn ist unbestritten ein Aushängeschild des Damen-Rennsports und sie wird von ihrer Idee nicht abrücken. Wäre es da für die weltweite Publicity nicht angebracht, ihr den Wunsch zu erfüllen?

Hosp: Ich bin mir nicht sicher, ob man diese Tür aufmachen sollte und so einem Wunsch nachgeben muss. Sie ist unbestritten sehr wichtig für den Skisport. Sie polarisiert und zieht sehr viel Aufmerksamkeit auf sich und den Damen-Rennsport. Aber in diesem Punkt bin ich nicht der Meinung von Lindsey und kann verstehen, wenn sich die Verantwortlichen gegen ihren Wunsch stellen.

Das Gespräch führte Peter Rietzler


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