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Warum Hirscher im Super-G bremsen wird

LAOLA1 Foto: ©

Kitzbühel ist anders.

Mehr Glamour, mehr Fans, mehr Medienaufkommen. Vor allem, wenn Marcel Hirscher ruft. Bei seinem einzigen öffentlichen Auftritt in dieser Woche tummeln sich gefühlt 100 Medienvertreter und 50 Kameras auf engem Raum.

„Das ist schon zur Gewohnheit geworden“, nimmt es der 26-Jährige locker. Weit weniger locker fasste er den Ausfall im Wengen-Slalom am letzten Wochenende auf. Wie sieht er seine Aussagen („Kann sein, dass jetzt alles weg ist“) mit ein paar Tagen Abstand?

„Ich merke eine Tendenz, die sich breit macht. Ich habe mich schon stärker gefühlt, vor allem im Slalom. Das sieht man auch“, bleibt der vierfache Gesamtweltcupsieger bei seiner Meinung, dass nun Aksel Lund Svindal der große Favorit auf die große Kugel ist.

Dennoch wird Hirscher im Super-G, der als erster Durchgang der Kombi zählt, nicht auf Teufel komm raus attackieren. Wo er einen „Fast-Abschwinger“ einlegen wird, warum er das Abfahrtstraining ausgelassen hat und was er zur Spekulation um den Wunderanzug der Norweger sagt, hat LAOLA1 zusammengefasst.

MARCEL HIRSCHER...

...über das Gefühl, nach Kitzbühel zu kommen:

Es ist eine tolle Geschichte, wenn so viele den Weg hierher finden, um mir zuzuhören. Das heißt, man hat in der Saison sehr viel richtig gemacht. Es ist das siebte Jahr in Folge, der Rummel ist schon zur Gewohnheit geworden.

… über seine Aussagen nach dem Wengen-Ausfall:

Ich merke eine Tendenz, die sich breit macht. Ich habe mich schon stärker gefühlt, vor allem im Slalom. Das sieht man auch. Momentan sind andere am Zug, Henrik Kristoffersen ist aktuell der beste Slalom-Fahrer der Welt. Man kann sich nur an ihm orientieren. Es gab Zeiten und Jahre, wo man sich an mir messen konnte. Momentan ist es – wie in allen anderen Disziplinen – ein Norweger. Es wird schwer. Ich denke, die Statistik im Hinblick auf fünf große Kugeln in Folge sieht nicht umsonst so negativ aus.

… warum er auf der Streif kein Favorit ist, obwohl er den Super-G in Beaver Creek gewinnen konnte:

In Kitzbühel bin ich erst ein Mal auf der Originalstrecke gefahren. Ich habe sehr wenig Erfahrung. Die „Birds of Prey“ bin ich schon fünf- oder sechsmal gefahren. Ich weiß, was ich dort zu tun habe und wie das Gelände aussieht. Hier ist es nach wie vor Neuland. Ich darf mir nichts erwarten, ich lerne nach wie vor. Das Training war heuer aufgrund des Wetters auch nicht möglich, das wäre schon ein Vorteil gewesen.

… mit wie vielen Punkten er nach dem Kitz-Wochenende zufrieden wäre:

Das Optimum ist, mit dem Rechnen aufzuhören. Das interessiert mich überhaupt nicht mehr – speziell nach dem letzten Wochenende. Es geht darum, das Beste aus jedem Rennen und aus jeder Situation herauszuholen. Am 20. März wird zusammengerechnet, dann sehen wir, was passiert ist.

… über die Spekulation um den „Wunderanzug“ der Norweger:

Ohne jemandem zu nahe zu treten: Das ist für mich nicht ernst zu nehmen. Sie fahren gewaltig. Punkt.

… über seinen Kontrahenten im Slalom, Henrik Kristoffersen:

Er hat vier Rennen gewonnen und ist auf dem bisherigen Höhepunkt seiner Karriere. Er ist der Favorit für den Slalom. Nach Santa Caterina dachte ich, dass ich die Lücke zu ihm geschlossen habe. Das ist aber nicht der Fall, sie ist weit offen. Deshalb muss ich viel Slalom trainieren, hoffentlich hilft es.

… über den Unterschied zwischen Kristoffersen und ihm:

Henrik ist sieben Zentimeter größer und hat sieben Kilogramm weniger als ich. Er ist wesentlich agiler und feiner. Er fährt momentan sauberer als jeder andere.

… ob er sich entzaubert fühlt:

So würde ich es nicht sagen. Mit drei zweiten Plätzen und einem Sieg wäre es eine Frechheit, das zu behaupten.

… was er tun muss, um im Slalom wieder den Anschluss zu finden:

Ich muss besser werden. Ich sage bewusst nicht „wieder“, sondern einfach besser. Ich fahre gleich gut wie in den Jahren zuvor, Henrik und andere sind einfach besser geworden. Das ist der Wandel der Zeit. Man dachte auch nie, dass Ted Ligety im Riesentorlauf seine Dominanz verlieren wird. Das hat er im Moment aber. So dreht sich das Rad. Man muss dranbleiben und keinen Boden verlieren.

… ob der Ganslernhang der schwerste Slalom-Hang im Weltcup ist:

Im Endeffekt ist jede Welle für sich schwer zu fahren. Es kommt aber immer auf die Kurssetzung an. Letztes Jahr sind wir im zweiten Durchgang so schnell gefahren, dass ich dachte, ich brauche die Abfahrtsstöcke. Man kann den besten Hang verhundsen, kann aber auch aus einem schlechten Hang ein cooles Rennen machen. Es liegt sehr viel in den Händen des Veranstalters, wie er die Piste präpariert und in weiterer Folge, welcher Trainer welchen Kurs setzt.

… ob schon an diesem Wochenende eine Vor-Entscheidung im Gesamtweltcup fallen könnte:

Es ist immer zu früh oder zu spät für Rechenspiele. Momentan ist Aksel zu favorisieren, er ist in der Abfahrt – abgesehen von Hannes Reichelt – fast alleine auf weiter Flur. Es sind aber erst 19 von 45 Rennen gefahren. Natürlich kann ein Trend ersichtlich werden, das heißt aber nicht, dass das Endergebnis so aussehen wird.

… ob er an diesem Wochenende sogar Punkte auf Svindal aufholen könnte:

Die Möglichkeit besteht, aber es wird schwer. Die Wahrscheinlichkeit, dass er ausfällt, ist sehr, sehr gering. Man wünscht es ihm auch nicht. Im Slalom steht die Chance auszufallen hingegen bei 50:50.

... ob er befürchtet, dass die Zeit um Kitzbühel und Schladming wie letztes Jahr Spuren hinterlässt:

Das kann passieren. Ich fühle mich aber allgemein wesentlich stabiler als letztes Jahr. Ich bin noch recht gut im Saft – dafür, dass die Saison doch schon eine Zeit lang läuft. Das passt ganz gut, wir haben das gut im Griff. Ich will nicht übertreiben, aber man wird erfahrener. Das ganze Rundherum sollte nicht zu viel Kraft kosten, weil es ums Skifahren geht.

 

Aus Kitzbühel berichtet Matthias Nemetz

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