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Hirscher: "Das wirft alles über den Haufen"

Marcel Hirscher über Kitz-Änderung, verpatzte 1. Durchgänge und Gesamtweltcup:

Hirscher: Foto: © GEPA

Das Pressegespräch mit Marcel Hirscher in Kitzbühel hatte gerade erst begonnen, als die Nachricht von der Programm-Änderung bei den Hahnenkann-Rennen eintraf. 

Auch Hirscher, der extra für den Medientermin per Hubschrauber einflog, machte große Augen als er erfuhr, dass der Slalom am Ganslernhang bereits am Samstag statt am Sonntag stattfindet. 

"Das schmeißt alles über den Haufen. Eigentlich hätte ich gedacht, dass ich nochmal heimfliege, aber vielleicht mache ich das jetzt doch nicht", so die erste Reaktion des Salzburgers. 

Eine Minute später stand fest, dass Hirscher doch wie geplant wieder aus Kitzbühel abreist. "Ganz einfach: Ich habe kein Zeug dabei. Ich brauche Skischuhe und das alles", begründet er seine Entscheidung. 

Außerdem spricht Hirscher über den Rummel in Kitzbühel, seine durchwachsenen ersten Durchgänge, den Gesamtweltcup und die WM.

Marcel Hirscher über...

…die Programm-Änderung:

Es ist eine Herausforderung, die man annehmen und bestmöglich meistern muss. Es ist für alle gleich und es dürfte kein Problem sein. Bei solchen Sachen muss man halt schnell reagieren. Jetzt müssen wir halt Gas geben und schauen, dass wir schnell alles beisammen haben. Es wird jetzt morgen weniger Trainingsläufe geben. Das ist wie beim Fußball, da ist das Abschlusstraining ja auch ein bisschen gemütlicher. So wird das morgen bei uns auch sein. Wir müssen den Fokus mehr auf Qualität als auf Quantität setzen. Ich werde morgen den finalen Test machen, der eigentlich für Samstag geplant gewesen wäre, um dann mit dem bestmöglichen Gefühl ins Rennen zu gehen. 

Das neue Programm für die Hahnenkamm-Rennen 2019>>>

…den Rummel in Kitzbühel:

 

"Es gab eine Phase, in der ich mich verfolgt gefühlt habe. Als ich 20 war, war es sicher am härtesten. Vom kompletten Landei hin zu Pressekonferenzen ist schon ein großer Schritt"

Hirscher über den Rummel in Kitzbühel

Jedes Jahr, wenn ich nach Kitzbühel reinfahre, denke ich mir: Gewaltig. Da weiß man, es ist Hochsaison. Klar, es ist stressig, aber das ist es für alle. Es könnte schlimmer sein, man gewöhnt sich daran. Die Erfahrung hilft gewaltig, es wird jedes Jahr leichter. Es gab eine Phase, in der ich mich verfolgt gefühlt habe. Als ich 20 war, war es sicher am härtesten. Vom kompletten Landei hin zu Pressekonferenzen ist schon ein großer Schritt. Mittlerweile habe ich mich ganz gut daran gewöhnt. 

…die Bedeutung der Rennen in Kitzbühel:

Das Kribbeln wird eigentlich mehr. Die ersten Male, die ich hier war, war es Stress, weil ich performen und zeigen musste, dass ich eine Berechtigung habe, hier am Start zu stehen. Jetzt kann ich es genießen, weil ich schon weiß, was ein Kitzbühel-Wochenende Wert ist. Für mich ist es ein Klassiker. Es ist allgemein für den Skisport eine wahnsinnig schöne Woche. Es wäre toll, wenn wir den Sport immer so transportieren könnten wie in Kitzbühel.

…seine durchwachsenen 1. Durchgänge in letzter Zeit:

In den heurigen Rennen gab es einfach so oft unterschiedliche Verhältnisse, dass es manchmal einen Durchgang braucht, um zu wissen, ob man gut oder schlecht aufgestellt ist. Im Endeffekt ist es so, dass der 2. Durchgang passt, weil wir aus dem 1. Durchgang ein super Feedback mitnehmen können. So orientiert man sich dann halt. Das begleitet mich eigentlich schon sehr lange in meiner Karriere, dass die ersten Durchgänge nicht unbedingt die besten sind, die zweiten sind super. Wenn es dann am Ende des Tages funktioniert, passt das auch. Versteht mich nicht falsch, aber es geht nicht unbedingt um die Platzierung. Es geht darum, was ich in den zwei Durchgängen von mir selbst erwarte und was ich dann umsetzen kann. Speziell im ersten Lauf ist mir in letzter Zeit nicht das gelungen, was ich mir vorstelle. Ich bin dann über mich selbst nicht happy. Zum Skifahren gehören halt zwei Durchgänge. Ein dritter Platz ist mega, aber es gab schon Rennen, in denen ich auch Dritter wurde, aber wesentlich besser gefahren bin. 

…den Gesamtweltcup und die WM:

Dass es in dieser Saison bisher so funktioniert, ist gewaltig. Neun Saisonsiege sind perfekt. Jetzt heißt es, die Formkurve so weiterzuziehen. Ob mir das gelingt, wird sich weisen. Mit den Klassikern Kitzbühel, Schladming, Garmisch ist soweit der Weltcup einmal abgeschlossen, dann beginnt die Weltmeisterschaft. Ich hoffe, dass ich in den 10 Tagen, in denen kein Wettbewerb ist, nochmal alles durchprüfen und testen kann, damit ich für die WM dann auch zu 100 Prozent bereit bin. 

…seine Erfolge in dieser Saison:

Für uns beginnt jedes Rennen wieder bei Null. Die Arbeit beginnt gleich nach jedem Erfolg wieder. Das ist irgendwo das Schöne: Egal, wie viel oder wenig man gewonnen hat, man hat in jedem Rennen eine neue Chance.

…den Super-G, den er in dieser Saison nicht fährt:

So wie heuer ist es für mich wesentlich entspannter. In den letzten Jahren war es eigentlich immer eine Harakiri-Aktion, ich habe mich da ohne viel Training ins Rennen geschmissen. Da war der Stress-Level doch immer recht hoch. Von dem her bin ich heuer wesentlich entspannter, weil das Thema wegfällt und ich mich voll auf Slalom und Riesenslalom konzentrieren kann. 

…die von Atomic entwickelte neue Bindung:

Das ist schon ein ernstzunehmendes, gutes, geniales Produkt. Aber ich muss aufpassen, wann und wie genau ich sie einsetze. Ich werde am Samstag sicher Kopfweh haben, was dieses Thema betrifft. Schauen wir mal, welche Verhältnisse wir vorfinden. Die Piste soll perfekt sein - eisig und es wird nochmal mit Wasser nachbearbeitet, also es dürfte passen. 

…seine Konkurrenten in Kitzbühel:

Da gibt es ganz, ganz viele, die momentan in der Lage sind, Rennen zu gewinnen. Manuel Feller, Marco Schwarz, Michael Matt - die haben alle drei locker das Potenzial, um gewinnen zu können. Der junge Franzose Clement Noel fährt aktuell wahrscheinlich den schnellsten Schwung. Henrik Kristoffersen ist sowieso nie zu vergessen. Ich glaube, speziell aus der ersten Gruppe kann wirklich jeder gewinnen. Es geht darum, wer am meisten riskiert und am wenigsten Fehler macht. Das ist immer das gleiche, egal ob in Kitzbühel oder woanders. 

…Clement Noel:

Er hält die Linie einfach wahnsinnig kurz, das ist sicher eine Veränderung, die mit Henrik Kristoffersen begonnen hat und von den ganz Jungen jetzt nochmal um eine Spur mehr praktiziert wird. Da muss man sich schon anhalten. Ein weiterer Weg bedeutet immer Zeitverlust und die halten die Linie schon dicht bei der Stange. Sie fahren im Endeffekt auf eine ganze Renndistanz um einige Meter weniger. Das heißt es auch ähnlich gut zu machen.

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