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ÖSV-Juwel Egger: "Es kann auch schnell vorbei sein"

Die Vorarlbergerin Magdalena Egger gilt als Österreichs größtes Skitalent und gehört einer besonderen "Spezies" an. Jetzt will sie im Weltcup durchstarten.

ÖSV-Juwel Egger: Foto: © GEPA

Hört man Magdalena Egger beim Sprechen zu, mag man kaum glauben, dass sie erst 21 Jahre jung ist.

In einer erfrischend offenen und lockeren, aber gleichzeitig ruhigen und bescheidenen Art erzählt die ÖSV-Hoffnung von ihren Karriere-Plänen, hohen Erwartungen und Ängsten, die man als Rennläuferin hat.

Ihr Auftreten erinnert in Ansätzen an die Größen des Skisports, zu denen Egger nach Meinung vieler einmal gehören kann.

"Bei Erwartungen differenziere ich immer zwischen äußeren und dem, was ich mir erwarte. Ich glaube, dass es für uns Sportler brutal wichtig ist, sich nach unseren eigenen Erwartungen und denen unseres engeren Umfeldes zu richten. Wir wissen, was wirklich an Potenzial und Können da ist, von außen sieht man nur das Ergebnis. Aber oft stecken mehr Fähigkeiten dahinter, die man nur an einem Resultat nicht sieht", sagt Egger.

Im März dieses Jahres war sie der Star der Junioren-WM im kanadischen Panorama, räumte dort nicht weniger als drei Goldmedaillen in Abfahrt, Super-G und Riesentorlauf ab. Dazu kamen noch Silber in der Kombination und im Team-Bewerb. Rechnet man die drei Goldenen und eine Bronzene von 2020 dazu, ist die Vorarlbergin mit neun Medaillen die erfolgreichste Teilnehmerin in der Geschichte von Junioren-Weltmeisterschaften.

Egger: "Den Weg in den Rennsport bin ich selbst gegangen"

Als sechsfache Junioren-Weltmeisterin übertrumpft sie in diesem Bereich Anna Veith oder Marcel Hirscher, als deren potenzielle Nachfolgerin als Ski-Superstar Egger hierzulande oft betitelt wird.

Kopfsponsor Raiffeisen ist in der Tat nicht die einzige Parallele, die sich zu Österreichs Ski-Helden vergangener Tage erkennen lässt. Auch Egger wurde das Skifahren in die Wiege gelegt, nicht aber der Rennsport.

Im Jahr 2001 geboren, wächst Egger in Lech am Arlberg auf. Der Bezug zum Skifahren war, wie sollte es in diesen Regionen auch anders sein, seit jeher gegeben. Ihr Vater ist Skilehrer, stellte sie im Alter von drei Jahren erstmals auf zwei Brettln.

"Aber Rennfahrerin bin ich die erste in der Familie", erzählt Egger. "Den Weg in den Rennsport bin ich selbst gegangen."

Dieser Weg führte die Vorarlbergerin von der Ski-Mittelschule Schruns ans Skigymnasium Stams, das sie vor zwei Jahren erfolgreich abgeschlossen hat. Zu Beginn der Saison 2018/19 gewann die Vorarlbergerin ihr erstes FIS-Rennen im Slalom, 2019/20 wurde sie auch erstmals im Europacup eingesetzt. Nachdem sie dort in allen Disziplinen in die Punkte fahren konnte, debütierte Egger im Jänner 2020 überraschend beim Nachtslalom in Flachau im Weltcup.

Eine seltene "Spezies" im Weltcup

Mit den Erfolgen bei den Junioren-Weltmeisterschaften ist ihr Stern aufgeblitzt, Egger stellte sich so einem breiteren Ski-Publikum vor. Nun will die 21-Jährige nach und nach im Weltcup Fuß fassen. Slalom der Frauen in Levi im LIVE-Ticker >>>

"Ich bin der Meinung, dass man nicht erst 28 oder 29 Jahre sein muss, um ein Rennen zu gewinnen. Es wird oft herabgeredet: Du bist noch jung, du hast noch Zeit. Aber die Zeit möchte ich nicht verschlafen, sondern nutzen."

Magdalena Egger

Dort gehört sie zu einer seltenen "Spezies": Den Allroundern. Neben Abfahrt, Super-G und Riesentorlauf beherrscht die 21-Jährige auch den Slalom. In dieser Disziplin holte sie 2019 beim Europäischen Olympischen Jugendfestival Gold im Slalom.

Auf Weltcup-Ebene in allen Disziplinen erfolgreich zu sein, ist eine besondere Herausforderung, der nur die wenigsten gewachsen sind - das weiß auch Egger.

"Mein Tag hat auch nur 24 Stunden. Es ist nicht möglich, alle Disziplinen mit hundertprozentigem Einsatz zu fahren. Wenn man sich den Kalender anschaut, erschlägt es dich schon beim Anblick. Das geht sich einfach nicht aus. Man muss Prioritäten setzen, überall Abstriche machen und Kompromisse eingehen."

Egger und Fellers Märchenwiese

Dass sie sich im Konzert der "Großen" von ihren Goldmedaillen nichts kaufen kann, dessen ist sich die Heeressportlerin bewusst.

"Der Unterschied zwischen einer Junioren-WM und dem Weltcup ist, dass dort die Dichte viel größer ist, das ist einfach die Weltspitze. Wenn ich Panorama mit Sölden vergleiche, ist es hundert zu eins. Manuel Feller würde Märchenwiese dazu sagen", grinst die Hobby-Snowboarderin.

Bisher bestritt Egger zwölf Weltcup-Rennen, ein 19. Platz im Slalom in Levi 2020 ist ihr bislang bestes Ergebnis.

Dass andere Athletinnen und Athleten in ihrem Alter bereits Weltcup-Rennen gewonnen haben, stresst die 21-Jährige nicht – im Gegenteil.

"Ich finde es eine brutale Bestätigung, weil ich der Meinung bin, dass man nicht erst 28 oder 29 Jahre sein muss, um ein Rennen zu gewinnen. Es spricht nichts dagegen, in jungen Jahren schon schnell Skizufahren. Es wird oft herabgeredet: Du bist noch jung, du hast noch Zeit. Aber die Zeit möchte ich nicht verschlafen, sondern nutzen. Da gibt es genug andere, die schon deutlich weiter sind. Aber es setzt mich nicht unter Druck, dass ich da nachziehen muss", so Egger.

Egger: "Das öffnet einem die Augen"

Während einige ihrer Alterskolleginnen Rennen gewinnen, mussten andere ihre Karriere früh beenden oder wurden schon in jungen Jahren von schweren Verletzungen zurückgeworfen. Beispielsweise Lisa Grill. Die Salzburgerin galt ebenso wie Egger als vielversprechendes Talent, ehe sich die dreifache Junioren-Weltmeisterin 2021 einen Schien- und Wadenbeinbruch zuzog, mit dessen Folgen sie bis heute kämpft.

Egger und Grill kennen sich seit Jugendtagen, beim Gedanken an den Sturz ihrer ehemaligen Zimmer-Kollegin stellt es der Vorarlbergerin noch heute "die Gänsehaut auf".

"Ich habe den Sturz selbst miterlebt, das geht einem nahe. Wenn es eine Teamkollegin ist, schmerzt es umso mehr. Es ist bitter sowas mitanzusehen und öffnet einem die Augen, dass es auch schnell vorbei sein kann", sagt Egger demütig.

Sie selbst ist bisher von schweren Verletzungen verschont geblieben. Bleibt das so, gehört Egger definitiv zu den großen Zukunftshoffnungen im ÖSV. Laut Frauen-Cheftrainer Thomas Trinker bringt die Vorarlbergerin alle Anlagen für eine erfolgreiche Karriere mit.

"Wir haben ein paar Mädels wie Magdalena Egger. Sie alle zeichnet ein irrsinniger Wille, Ausdauer und der Hang zur Kontinuität aus. Das sind wichtige Punkte, die sie mitbringen, um dann auch Erfolg zu haben. Es ist im Moment alles auf Schiene und wenn nichts dazwischen kommt, sie gesund bleiben, dann werden sie weiter Erfolg haben."

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