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Marcel Hirscher und die Ski-Intelligenz

Das passiert im Team Hirscher nach einem "verpatzten" 1. Durchgang:

Marcel Hirscher und die Ski-Intelligenz Foto: © getty

Marcel Hirscher gibt mit seinen ersten Durchgängen, die mitunter wirken, als hätten sie einen Kaffee mehr vertragen, den Jänner-Rennen eine feine Dramaturgie.

In Adelboden fuhr er von Rang drei zum Sieg, in Wengen und zuletzt Kitzbühel reichte es nach Halbzeit-Rückständen von rund neun Zehntel immerhin noch für die Plätze drei und zwei. In Kitzbühel verließ Hirscher den Zielraum nach dem ersten Durchgang wortkarg, sichtlich verärgert über den großen Zeitverlust.

„Das begleitet mich eigentlich schon sehr lange in meiner Karriere, dass die ersten Durchgänge nicht unbedingt die besten sind, die zweiten sind super. Speziell im ersten Lauf ist mir in letzter Zeit nicht das gelungen, was ich mir vorstelle. Darüber bin ich selbst nicht happy“, sagt Hirscher.

Es geht um Kleinigkeiten

Warum genau es in den ersten Durchgängen zuletzt nicht wie erhofft lief, will der siebenfache Gesamtweltcup-Sieger nicht genau verraten.

„Ich glaube, es ist jetzt genug mit der Suderei und Rederei“, sagt Hirscher in Kitzbühel. „Es ist sowieso schwer zu verstehen, wenn es um solche Kleinigkeiten geht.“

Diese Kleinigkeiten betreffen offenbar das Material. Hirscher, als einer der größten Tüftler im Skizirkus bekannt, soll in den vergangenen Wochen unter anderem in den Bereichen Skischuh und Bindung experimentiert haben. Am Ende war das Standard-Setup dann doch stets der Schlüssel zum Erfolg.

Das Entscheidende: Die Experten

Aber wie schafft es Hirscher immer wieder, nach einem "verpatzten" ersten Durchgang wie jenem in Adelboden oder Kitzbühel den Schalter umzulegen und im Finale völlig entfesselt zu fahren?

„Das Entscheidende passiert ja, wenn Marcel seinen ersten Lauf schon gefahren ist“, sagt Christian Höflehner, Global Race Manager bei Atomic und Wegbegleiter von Hirscher.

Dann nämlich, wenn sich eine Runde von Experten - Hirschers engster Vertrauten-Stab - an den Arbeitsplätzen der Serviceleute zusammenfindet und meist das komplette Setup gewechselt wird: Papa Ferdinand Hirscher, Atomic-Koordinator Andreas Dudek, Schuhkoryphäe Hannes Holzmann, die Serviceleute Thomas Graggaber und Lukas Rottinger sowie Höflehner. Dieses Team vereint wohl die größte Ski-Intelligenz, die der Weltcup derzeit zu bieten hat.

Riesenwissen

"Dadurch, dass wir das jetzt seit Jahren so betreiben, ist ein Riesenwissen insbesondere für kurzfristige Materialwechsel entstanden."

Christian Höflehner

„Dadurch, dass wir das jetzt seit Jahren so betreiben, ist ein Riesenwissen insbesondere für kurzfristige Materialwechsel entstanden", erklärt Höflehner bei Atomic. "Früher haben das Athleten eher aus Verzweiflung getan, Marcel hat das oft getan, weil er einfach nicht die kleinste Optimierungsmöglichkeit liegen lässt. Wenn einen das Wechseln zwischen den Durchgängen, wie ihn, nicht verunsichert, sondern anspornt, ist es eine Chance, vor der Entscheidung noch mehr Energie zu entfachen und zu fokussieren. Wie beim Boxenstopp in der finalen Phase bei einem Grand Prix.“

Dass die zweiten Durchgänge meist deutlich besser als die ersten sind, liegt laut Hirscher daran, dass es in dieser Saison "so oft unterschiedliche Verhältnisse gab, dass es manchmal einen Durchgang braucht, um zu wissen, ob man gut oder schlecht aufgestellt ist. Wir können aus dem ersten Lauf ein super Feedback mitnehmen, daran orientiert man sich dann.“

Hirscher erläutert: „Es gibt sicher Fahrer, die tangiert das gar nicht, aber ich reagiere sehr sensibel darauf, denn Vertrauen in das Setup bedeutet Vertrauen in mein Skifahren. Wenn das Setup nicht funktioniert, stelle ich auch meine Aggressivität und Attacke komplett ab, weil es dann einfach nicht mehr auf der sicheren Seite ist.“

Das Puzzle

An einem Renntag kommen für gewöhnlich vier bis fünf Paar Ski plus Bindungen und maximal zwei Paar Skischuhe in die Letztauswahl. „Da muss man dann halt schauen, dass man das Puzzle zusammenstellt“, sagt Hirscher.

An diesem „Puzzle“ baut das gesamte Team Hirscher. Die Entscheidung, welches Paar Ski oder welche Bindung für das Rennen letztendlich genommen werden, trifft der 29-Jährige nicht immer nur alleine.

„Es kann sein, dass meine Entscheidung am Ende die ausschlaggebende ist. Es kann aber auch sein, dass ich mir nicht sicher bin und der Papa entscheidet, oder Graggi (Servicemann Graggaber, Anm.) sagt, was das Beste wäre. Oft ist es schlussendlich ein gemeinsamer Beschluss und da gibt es dann aber auch nichts mehr daran zu rütteln“ so Hirscher.

"Wartet nur, bis wieder alles passt!"

In Kitzbühel scheint das Team Hirscher in der Pause zwischen den Durchgängen wieder einmal die richtige Entscheidung getroffen und das Problem in Sachen Material gelöst zu haben.

„So muss der Weg sein“, sagt Hirscher und meint mit einem Grinsen: „Wartet nur, bis wieder alles passt!“

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