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Die "ewige Zweite" Wendy Holdener: "Dann bist du falsch"

105 Rennen lang musste Wendy Holdener auf ihren ersten Slalom-Sieg warten. Den Grundstein für weitere Erfolge legte die Schweizerin im Sommer in einer Skihalle.

Die Foto: © getty

Als fast niemand mehr damit rechnete, passierte es.

In ihrem 106. Weltcup-Slalom war Wendy Holdener nicht mehr die "ewige Zweite", wie sie oft genannt wurde, sondern stand plötzlich ganz oben auf dem Siegerpodest. Nach Jahren der harten Arbeit, des Kämpfens und des Leidens.

Immer und immer wieder scheiterte die Schweizerin an ihrem großen Ziel, einem Sieg im Slalom. Als Holdener 2010 im Weltcup debütierte, dominierten Marlies Raich (damals Schild) und Maria Riesch, dann tauchten Mikaela Shiffrin und Petra Vlhova auf den Pisten dieser Welt auf. Slalom-Weltcup – Alle Siegerinnen >>>

Kombinations-Weltmeisterin, Mannschafts-Olympiasiegerin – Holdener feierte viele Erfolge, fuhr oft um gute Platzierungen mit, erlebte aber auch viele Enttäuschungen. Vor allem im Slalom.

Am 27. November 2022 wurde der Bann dann gebrochen. Nach 30 Podestplätzen ohne Sieg im Slalom – das ist Rekord – gewann Holdener in Killington erstmals in ihrer Paradedisziplin. Dass sie sich den Sieg mit der Schwedin Anna Swenn-Larsson teilen musste, tat der Freude keinen Abbruch.

Im darauffolgenden Slalom in Sestriere legte Holdener gleich ihren zweiten Erfolg nach. Erstmals seit Vreni Schneider im Jahr 1994 gelang es einer Schweizerin, zwei Weltcup-Slaloms in Folge zu gewinnen. Es war auch ein Triumph über ihre eigenen Zweifel.

Holdener: "Dann bist du am falschen Ort"

In Sölden ist Holdener in ihre 14. Weltcup-Saison gestartet, am Wochenende geht der Winter mit dem Slalom-Doppel im finnischen Levi (im LIVE-Ticker) so richtig los. 

Die seit Mai 30-Jährige wirkt gelöst und selbstsicher wie selten zuvor in ihrer Karriere. Wahrscheinlich schon alleine deshalb, weil ihr die ständigen Fragen nach ihrem ersten Slalom-Sieg endlich erspart blieben.

Zur Routine wird das Skifahren auf höchstem Niveau für Holdener aber nie. Auch in ihrer 14. Saison kribbelt es vor den Rennen noch, wie sie gegenüber LAOLA1 verrät.

"Das ist auch wichtig, sonst bist du vielleicht am falschen Ort", sagt Holdener.

Auch die Ziele gehen der sechsfachen WM- und fünffachen Olympia-Medaillengewinnerin nicht aus, selbst nachdem sie ein Häkchen unter einen Sieg im Slalom setzen konnte.

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"Das ist das Schwierige am Skirennsport – du kannst immer noch besser werden, immer noch mehr Erfolge feiern", so die Schweizerin, die sich 2021 kurz vor Saisonstart beide Hände brach. "Ich hoffe, ich kann da weitermachen, wo ich letzte Saison aufgehört habe."

Holdener ist auf den (Sieg-)Geschmack gekommen.

Holdener legte Grundstein für weitere Siege in der Skihalle

Um Shiffrin und Co. auch in diesem Winter fordern zu können, ging Holdener in der Saisonvorbereitung mitunter besondere Wege.

Weil im argentinischen Ushuaia zuerst zu wenig und dann zu viel Schnee lag und auch auf den europäischen Gletschern kaum qualitativ hochwertiges Training möglich war, wich Holdener zusammen mit Teamkollegin Mélanie Meillard in die Skihalle in Wittenburg im Norden Deutschlands aus. Dort trainierte neben Österreichs Nachwuchs unter anderem auch der griechische Slalom-Vizeweltmeister AJ Ginnis.

Zwar dauert ein Lauf auf der mit einer maximalen Steile von 31 Prozent wenig herausfordernden Indoor-Piste nur 26 Sekunden, Holdener konnte dennoch an ihrer Technik feilen.

"In der Skihalle hast du einfach immer dieselben Verhältnisse. Es war sehr eisig, wie zumeist im Weltcup. Darum war das Training sehr wertvoll für uns", erklärt die Gewinnerin von fünf Weltcup-Rennen.  

Holdener, deren große Stärke die Schnellkraft ist, hat ihre Technik noch einmal verfeinert, fährt jetzt eine schmalere Skiführung.

Die zwei Siege in der vergangenen Saison geben ihr zusätzlich mentalen Rückhalt. "Ich spüre eine Ruhe, wie nie zuvor", sagt Holdener im "Blick".

Warum Holdener den RTL fast und die Abfahrt ganz aufgegeben hat

Während sie im Slalom auf ihrem Leistungszenit zu sein scheint, will die zweifache Kombinations-Weltmeisterin in diesem Winter auf die Abfahrt verzichten. Unter anderem, weil die Kombination aus dem Weltcup gestrichen wurde.

Im Super-G wird die Schweizerin die langen Latten weiter anschnallen. Auch dem Riesentorlauf bleibt Holdener treu, obwohl sie im Frühling tatsächlich darüber nachgedacht hat, die zweite technische Disziplin aufzugeben.

"Es hat mich genervt, weil ich so lange dran geblieben war, die Resultate aber ausbleiben", erklärte Holdener im "Blick". Doch sie entschied sich dazu, dranzubleiben. Ihr Ziel: Die Weltspitze.

Zwar verlief auch der Saison-Auftakt in Sölden mit Platz 22 alles andere als nach Wunsch, doch wer könnte es besser wissen als Wendy Holdener, dass man nie aufgeben sollte.

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