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Aufgemalte Bärte & mehr: Wie die Kombi am Leben bleiben will

Die Frauen dürfen 2026 nicht zu Olympia, die Männer müssen um 2030 zittern. So soll die Kombination wieder attraktiver werden.

Aufgemalte Bärte & mehr: Wie die Kombi am Leben bleiben will Foto: © GEPA

Springen und Laufen – Diese beiden Disziplinen unter einen Hut zu bringen ist an sich schon schwer genug. 

Aktuell muss die Nordische Kombination noch einen dritten Kampf bestreiten, nämlich jenen um die Zukunft der Sportart.

Den Frauen, die erst seit 2020 einen Weltcup haben, wurde vom IOC die erstmalige Teilnahme an Olympischen Spielen 2026 verwehrt. Zudem wurde die Zahl der Quotenplätze der Männer von 55 auf 36 reduziert. Sie müssen um ihren Olympia-Platz 2030 bangen.

"Um es klar zu sagen: Der Platz der Männer für 2030 ist nicht garantiert", erneuerte IOC-Sportdirektor Kit McConnell kürzlich im "Sportschau"-Interview die Drohungen des Internationalen Olympischen Komitees.

Keine rosigen Aussichten für die Nordische Kombination. Muss man sich Sorgen um den Fortbestand der Sportart machen?

"Ich kann mir kaum vorstellen, dass die Sportart an sich in Frage gestellt wird", sagt Mario Stecher, Nordischer Direktor im ÖSV, gegenüber LAOLA1. Aber: "Wir müssen innerhalb der FIS definitiv Lobbying betreiben seitens der Kombination. Die FIS muss wieder interessiert daran sein, dass der Sport am Leben bleibt."

Große Nationen nehmen freiwillig mehr Konkurrenz in Kauf

Mit der Unterstützung der FIS im Rücken, sollen dem IOC die Zweifel an der Zukunftsträchtigkeit der Kombination genommen werden.

IOC-Sportdirektor McConnell rechnete kürzlich vor, dass bei den jüngsten drei Winterspielen in der Nordischen Kombination 27 Medaillen vergeben wurden, dabei hätten nur vier verschiedene Nationen Edelmetall gewonnen. Außerdem hätte die Sportart - weltweit betrachtet - bei den Spielen in Peking die geringste mediale Aufmerksamkeit erfahren, was das Fernsehen und die digitale Verbreitung betreffe.

Ohne Teilnahme an Olympischen Spielen würde die Kombination wohl weiter an Präsenz verlieren. Ein Szenario, das Sportler und Verbände natürlich verhindern wollen.

"Es geht insgesamt darum - auch in der FIS - zu zeigen: Diese Sportart lebt, sie ist interessant und kann auch für einen großen Markt relevant sein."

Mario Stecher

Deshalb haben sich die fünf Top-Nationen Österreich, Norwegen, Finnland, Japan und Deutschland zusammengetan und schmieden Pläne zur Rettung der Nordischen Kombination.

"Wir befassen uns gemeinsam mit anderen größeren Nationen damit, was man ändern könnte. Aber das ist erst alles im Entstehen", erklärt Stecher.

Oberste Prämisse soll jedoch sein, die Nordische Kombination insgesamt breiter aufzustellen, sprich weitere Nationen an die Spitze heranzuführen.

"Es gibt eine klare Deklaration der großen Nationen, dass man die kleineren unterstützen will", sagt Stecher. Man denkt dabei unter anderem an Nationen wie die USA, Italien, Frankreich, Polen, Tschechien oder Slowenien.

"Es geht in Richtung gemeinsame Trainings und Hilfe beim Material. Wir können ihnen zum Beispiel beim Wachseln der Ski unter die Arme greifen, weil wir einfach mehr Serviceleute haben", so Stecher. "Dadurch soll die Chancengleichheit gewahrt werden."

Regeländerung? "Damit würde man sich nichts Gutes tun"

Bringt der Wissenstransfer den gewünschten Effekt, sollte die Nordische Kombination als Gesamtprodukt wieder attraktiver für Zuschauer werden. Von großen Regeländerungen hält Stecher hingegen nichts.

"Die Kombination ist ein richtig spannender Wettkampf. Wenn man da weit davon abrücken würde, würde man sich nichts gutes tun. Man muss einfach schauen, dass man die Sportart wie sie jetzt ist, so positiv wie möglich vermarktet. Diese Sportart muss man mit kleinen Adaptionen nach vorne bringen. Da muss die FIS auch dafür einstehen", meint der Nordische Direktor des ÖSV.

"Es geht insgesamt darum - auch in der FIS - einfach zu zeigen: Diese Sportart lebt, sie ist interessant und kann auch für einen großen Markt relevant sein", sieht Stecher genug Potenzial in der Kombination. "Wenn das gelingt, ist man sicherlich auch wieder bei Olympia dabei."

Ob die Nationen bei ihrem Vorhaben wirklich auf die Unterstützung der FIS zählen können, bleibt zu hinterfragen. FIS-Präsident Johan Eliasch ist ein Alpiner durch und durch, die anderen Sparten wie die Kombination wurden vom milliardenschweren Geschäftsmann in seiner bisherigen Amtszeit weitestgehend vernachlässigt.

Weltmeisterin protestiert mit aufgemaltem Bart

Die Athletinnen und Athleten kämpfen dafür umso intensiver für die Zukunft ihrer Sportart. So hat etwa die Norwegerin Gyda Westvold Hansen mit einer besonderen Aktion gegen die anhaltende Nicht-Berücksichtigung der Kombiniererinnen bei Olympischen Spielen protestiert.

Beim nationalen Saisonauftakt in Beitostoelen startete die 20-Jährige, die 2021 erste und bislang einzige Weltmeisterin ihrer Sportart wurde, zuletzt mit einem aufgemalten Bart.

"Wir finden es ziemlich absurd, dass man tatsächlich einen Bart haben muss, um an Olympischen Spielen teilnehmen zu dürfen", sagte Westvold Hansen im Anschluss dem norwegischen Fernsehsender "NRK".  

Schon vor dem Start des Rennens protestierten die Läuferinnen in der Start-Zone, indem sie ihre Laufstöcke gekreuzt über ihren Köpfen in die Höhe hielten. Das dadurch entstehende X soll auf eine Botschaft hinweisen: "no eXeption" – auf Deutsch: Keine Ausnahme.

Auch die norwegischen Stars Jarl Magnus Riiber, Jens Luras Oftebro und Joergen Graabak nahmen in Beitostoelen am Protest teil. Auch sie zeigten als Zeichen der Unterstützung das X mit ihren Skistöcken.

Lamparter: "Da kann sich einiges entwickeln"

Österreichs Aushängeschild Johannes Lamparter beschäftigt die Thematik ebenfalls. Sorgen, dass seine Sportart wegen des vom IOC infrage gestellten Olympia-Status ab 2030 und der verweigerten Aufnahme der Frauen ab 2026 ein Ablaufdatum haben könnte, hat der Youngster nicht.

"Natürlich war es ein Schock, dass die Mädels nicht aufgenommen wurden, das hat uns schon getroffen, aber wir sind alle sehr positiv. Es tut sich schon einiges, ich bin optimistisch."

Lamparter glaubt nicht, dass die Kombination sterben wird und ist überzeugt, dass noch ausreichend Zeit bleibt, um die Sportart und die Frauen-Sparte zu entwickeln. "Eigentlich mache ich mir keine Sorgen, ich sehe es ähnlich wie mit dem Damen-Skispringen, die haben auch relativ lange Zeit gebraucht. Wenn man den Mädels noch Zeit gibt, bin ich mir sicher, dass wir 2030 beide Kombinationen dabeihaben werden. Es ist noch ein langer Zeitraum, da kann sich einiges entwickeln."

Es kann sich nicht nur, es muss sich wohl etwas entwickeln, will die Kombination eine Zukunft haben. 


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