Es sollte nicht sein: Eine bärenstarke Leistung gegen Gastgeber Schweden reichte für Österreich nur zu einem 2:4-Achtungserfolg.
Mit der Slowakei wartet jetzt ein Gegner, der nicht ganz in dieser Güteklasse spielt. LAOLA1-Scout Bernd Freimüller blickt zurück - und nach vorne:
Teamchef Roger Bader attestierte seinem Team eine "10+" auf der Bewertungsskala - nicht einmal hyperbolisch, denn viel besser kann ein österreichisches Nationalteam nicht spielen.
Im 1-3-1 den Gegnern kaum Speed aus dem Mitteldrittel gelassen, in der eigenen Zone klappte das Übergeben (fast) immer und Goalie David Kickert präsentierte sich auch nervenstark-solide. Schlüsselszenen gingen erst für Österreich, dann dagegen aus - einige Gedanken dazu:
Der zweite österreichische Treffer
Marco Kasper transportiert die Scheibe über die linke Seite ins Mitteldrittel - aus einem 3:2 wird ein 2:1, weil Bernd Wolf im Vollspeed Defender Simon Edvinsson aus dem Spiel nimmt (diesmal ohne Strafe, Wolf hatte ansonsten mit einigen Calls Pech).
Kasper und der ebenfalls aufgerückte Ramon Schnetzer spielen einen Doppelpass, Wolf irritiert nicht nur Edvinsson, sondern auch Goalie Ersson - sprang Kaspers Schuss nicht sogar von Wolfs Schlittschuh ins Tor? Egal, zwei Defender waren in diesem Play involviert, was gut ausging, ansonsten ließen Österreichs Verteidiger kaum Odd-Man-Breaks zu.

Wohlgemerkt, es war keine Behinderung, aber solche Aktionen können gut ausgehen oder auch nicht. Siehe die ungeahndete Interference an Brian Lebler vor dem zweiten finnischen Treffer (ein Schulbeispiel), umgekehrt die von Paul Stapelfeldt gegen Schweden, die in einer Strafe endete.
Je subtiler man diese Mittel einsetzt, desto unentdeckter bleiben sie und desto mehr Raum bekommt das eigene Team.
Der dritte schwedische Treffer
Faceoff nach einem Icing gleich nach dem schwedischen Ausgleich - damit ist meine hypothetische Frage hinfällig: Was wäre bei einem Faceoff rechts passiert? Hätte Bader Vinzenz Rohrer oder Oliver Achermann (alleine oder mit ihren Linien) aufs Eis geschickt? Die beiden wären - wie im heutigen Eishockey üblich - als Rechtsschützen für Faceoffs auf der rechten Seite eine Option gewesen.
Aber eben hypothetisch, das Anspiel war links, Wechsel war auch keiner möglich. Und kleine Fehler summierten sich zu einem Gegentor: Kasper geht beim Faceoff gegen Mika Zibanejad in die Knie, die Scheibe fliegt in einem hohen Bogen Richtung blaue Linie. Rasmus Andersson kann diese aus der Luft aufs Eis legen, Dominic Zwerger bewegte sich zu langsam in seine Richtung, dreht sich unterwegs auch noch weg.
Inzwischen hat sich Zibanejad aus dem Bully-Kreis gelöst, Kasper muss sich erst aus der Bodenlage aufrichten, diese Sekundenbruchteile sollten dann fehlen. Gregor Biber in der Mitte des Eises hätte die Chance zu übernehmen oder zumindest Zibanejad zu verlangsamen, tut das nicht. Kasper kommt zu spät, Zibanejad kann Anderssons Pass gegen Kickerts Bewegungsrichtung verwerten.
Am Gegentreffer unbeteiligt: David Maier (klammerte Isac Lundeström fest) und Peter Schneider, der sich nach dem Faceoff als rechter Flügel Richtung linker Point orientierte. Kleine Fehler oder Abstimmungsprobleme in Sekundenbruchteilen wirkten sich gegen ein Klasseteam leider letal aus.
PK-Pärchen
Überraschend: Bader fand seine PK-Formationen früh, in anderen Turnieren kamen mehr Spieler zum Einsatz.
Sechs Defender (nur die PP-Verteidiger Dominique Heinrich und Clemens Unterweger pausieren größtenteils) sowie die Pärchen Huber-Achermann, Kainz-Thaler und Kasper-Rohrer.
Die drei Forwards der vierten Linie, die im PP kein Thema sind, kommen damit zu genügend Eiszeit.
Der nächste Gegner
Mit der Slowakei wartet am Montag (16:20 Uhr im LIVE-Ticker) ein Gegner, der so etwas wie die Trennlinie in dieser Gruppe sein könnte.
Finnland, Schweden und Kanada sind natürlich die Favoriten auf den Viertelfinal-Einzug, Österreich, Frankreich und Slowenien die (krassen) Außenseiter. Spielen sich die Slowakei und Lettland (direktes Duell am 18. Mai) den vierten Platz untereinander aus?
Sollte Österreich in diesen Kampf eingreifen wollen, müssten am Montag wohl Punkte her. Realistisch? Unser Nachbar muss auf einen wichtigen Mann verzichten: Nationalcoach Craig Ramsay, der nach einer Lungenentzündung w. o. geben musste - bei einem 74-jährigen durchaus Grund zur Besorgnis über das Eishockey hinaus.
Assistent Vladi Orszagh übernahm, eine heikle Frage wurden schon lange vor dem Turnier beantwortet: Nach einer verbandsinternen Abstimmung sind seit heuer wieder KHL-Legionäre zugelassen - Goalie Patrik Rybar und Defender Mario Grman.
Ansonsten? Kein "echter" NHLer, wenngleich der 20-jährige Samuel Honzek heuer seine ersten Spiele für die Calgary Flames bestritt, genauso die große Center-Hoffnung Dalibor Dvorsky für St. Louis. Mit Goalie Samuel Havlaj, Defender Samuel Knazko sowie Martin Chromiak, Adam Sykora (mit Vinzenz Rohrer vergleichbar) und Pavol Regenda fünf weitere AHL-Cracks, der Großteil des Teams (8) kommt wie gewohnt aus der tschechischen Extraliga (heimische Liga: 5).
Die Slowakei bietet ein großes, körperlich starkes Team auf, allerdings könnte es im Eventualfall doch an etwas Scorertiefe fehlen und die Defenderriege bringt nur überblickbare spielerische Mittel mit. Gegen Schweden reichte es zum Auftakt beim 0:5 zu keinem Treffer, gegen Slowenien war der 3:1-Sieg doch größtenteils ungefährdet.