Am Montag gab es bei der Eishockey-Weltmeisterschaft in Schweden und Dänemark prominenten Besuch.
Die schwedische Legende Nicklas Lidström machte der Avicii Arena in Stockholm seine Aufwartung und erlebte neben dem Sieg der "Tre Kronor" über Finnland auch den ersten österreichischen Erfolg bei dieser Endrunde.
Der ehemalige Verteidiger zählt ohne jeden Zweifel zu den besten Eishockey-Spielern, die Schweden jemals hervorgebracht hat.
Mitglied des Triple Gold Clubs
Der 55-Jährige verbrachte 21 Jahre in der NHL und spielte von 1991 bis 2012 ausschließlich für die Detroit Red Wings. Für das Team aus der "Motor City" absolvierte er inklusive Playoffs 1.827 Spiele und erzielte dabei beeindruckende 1.325 Scorerpunkte – ligaweit Rang sechs in der NHL-Geschichte.
Lidström wurde siebenmal mit der Norris Trophy als bester Verteidiger ausgezeichnet, feierte vier Stanley-Cup-Titel (1997, 1998, 2002, 2008) und wurde 2002 mit der Conn Smythe Trophy als wertvollster Spieler der Playoffs geehrt.

Mit Schweden gewann er zudem 1991 WM-Gold und 2006 olympisches Gold - damit ist er Mitglied des exklusiven "Triple Gold Clubs", dem nur 30 Spieler und ein Trainer angehören, die alle drei großen Titel des Eishockeysports gewinnen konnten.
Blick auf Marco Kasper
13 Jahre nach seinem Karriereende ist der ehemalige Weltklasse-Defender bei den Detroit Red Wings als "Vice President of Hockey Operations" angestellt - und hat dabei auch ein Auge auf Marco Kasper.
Der 21-jährige Kärntner wurde im NHL-Draft 2022 von Detroit an der achten Stelle gewählt und absolvierte in der abgelaufenen Saison seine erste NHL-Spielzeit.
Dort überzeugte der Center mit 19 Toren und 18 Assists in 77 Spielen. Seit Jahresbeginn war er der torgefährlichste Liga-Neuling (17 Treffer).
In einer kleinen Medienrunde zeigte sich Lidström angetan: "Wir sind sehr zufrieden mit der Art und Weise, wie Marco gespielt hat. Er startete das Jahr in Grand Rapids bei unserem Farmteam und hat dort wirklich gut performt."
Vertrauen verdient
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VIDEO: NHL-Star Marco Kasper im Interview
Mitte Oktober profitierte Kasper von einigen verletzungsbedingten Ausfällen und wurde ins NHL-Team befördert - wo er sich prompt festspielte. "Er spielte so gut, dass er sich einen Platz im Team verdient hat", so Lidström.
Unter dem früheren Coach Derek Lalonde war Kasper meist in der vierten Linie aktiv. Erst mit der Übernahme durch Todd McLellan kam der Durchbruch: Der neue Trainer beförderte ihn in die erste Reihe an die Seite der Stars Dylan Larkin und Lucas Raymond.
Kasper überzeugte nicht nur defensiv, sondern begann auch regelmäßig zu scoren. Die Saison beendete er als Center zwischen Alex DeBrincat und Patrick Kane in der zweiten Formation - ein Trio, das hervorragend harmonierte.
Lidström sagte: "Er hat sich wirklich gut ans professionelle Hockey angepasst. Er kämpft so hart, ist ein intelligenter Spieler." Seine Arbeitsmoral sei der Grund, dass er sich einen Platz im Line-up und das Vertrauen der Trainer verdient hat.
Hürde genommen
Lidström zeigte sich beeindruckt, wie rasch sich der Klagenfurter an das nordamerikanische Spiel gewöhnt hat: "Er hat sich wirklich gut eingelebt, den nächsten Schritt gemacht und bewiesen, dass er gegen die Topspieler der NHL bestehen kann."
"Er ist so gut. Er wird in der Lage sein, Top-Minuten zu spielen und gegen die besten Spieler wie Sidney Crosby oder Connor McDavid bestehen."
Hinzu komme, dass der Klagenfurter nicht nur viele Minuten, sondern auch die erhöhte Spielbelastung stemmen kann. "Das ist der schwierige Teil. Wenn man aus Europa kommt, muss man viel mehr Spiele bestreiten", betonte die Eishockey-Legende.
Im ersten Jahr in Grand Rapids habe Kasper noch etwas Tribut zollen müssen. Besonders der mentale Faktor, "sich auf jedes Spiel neu vorzubereiten", sei nicht zu unterschätzen gewesen. Aber: "Er hat diese Hürde überwunden und weiß jetzt, was zu tun ist."
Entwicklung mit offenem Ende
In Detroit ist man überzeugt, dass die Entwicklung des Österreichs längst nicht abgeschlossen ist.
"Marco wird ein noch besserer Spieler und Allrounder, der sowohl offensiv als auch defensiv wichtige Minuten spielen kann", meinte Lidström.
Wo sein Zenit liegt, sei derzeit kaum einzuschätzen. "Weil er so gut ist", erklärte der Schwede auf LAOLA1-Nachfrage. "Er wird in der Lage sein, Top-Minuten zu spielen und gegen die besten Spieler wie Sidney Crosby oder Connor McDavid bestehen."
Österreich bisher größte Überraschung der WM
Aktuell bestreitet Kasper seine zweite Weltmeisterschaft für Österreich nach Tampere 2022.
Lidström fand Gefallen daran, was er bisher sah. "Er hat gut gespielt, bringt viel Schwung ins Team." Das sei unter anderem im Spiel gegen die "Tre Kronor" zu sehen gewesen. Kasper erzielte das zwischenzeitliche 2:1 und war auch sonst ein ständiger Unruheherd.
Der "Vice President of Hockey Operations" war bei Österreichs 2:4-Niederlage zwar nicht im Stadion, doch verfolgte die Partie vor dem Fernseher und bezeichnete die Leistung der rot-weiß-roten Auswahl als bisher größte Überraschung des Turniers.
"Schweden hätte verlieren können, Österreich hat wirklich hart gekämpft. Obwohl Schweden am Abend zuvor gespielt hat, darf das keine Ausrede sein. Sie haben etwas gebraucht, um ins Spiel zu kommen - aber Österreich hat wirklich gut gespielt", lobte Lidström die Bader-Mannen.
Für Schweden, einer der Favoriten auf WM-Gold, sei es hingegen ein Weckruf zur richtigen Zeit gewesen. "Es zeigt, dass du in jedem Spiel da sein musst. Man darf keine Spiele oder Mannschaften als selbstverständlich ansehen. Es ist ein schwieriges Turnier, das hat Schweden auf die harte Tour gelernt."