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Ist Minnesota gerüstet, um den Playoff-Fluch abzulegen?

Für die Wild geht es zum Start der NHL-Playoffs gegen die Dallas Stars. LAOLA1-Experte Bernd Freimüller nimmt Minnesotas Roster genauer unter die Lupe:

Ist Minnesota gerüstet, um den Playoff-Fluch abzulegen? Foto: © getty

Können die Minnesota Wild heuer den Playoff-Fluch der letzten Jahre ablegen?

Seit 2015 gewannen sie keine Serie mehr, allerdings wartet mit den Dallas Stars ein überaus starker Gegner. Spiel eins der Serie findet bereits in der Nacht von Montag auf Dienstag (ab 3:30 Uhr im LIVE-Ticker) statt.

LAOLA1-Scout Bernd Freimüller nimmt das Playoff-Duell genauer unter die Lupe:

Die Personalsituation

Während die Dallas Stars komplett in die Serie starten können, sieht es bei den Wild schon anders aus: Topcenter Joel Eriksson Ek versuchte sich zwar wieder im Einzeltraining, seine Fußverletzung nach einem geblockten Schuss wird ihn aber noch länger behindern, auch wenn er sich wohl eher früher als später in seine Eisschuhe zwängen wird. Er fällt zu Beginn der Serie ebenso aus wie der schwedische Flügel Oskar Sundqvist.

In der letzten Woche war das Personalbild der Wild etwas verwaschen – teils aus Verletzungsgründen, teils um weitere zu verhindern, zogen sie Cracks wie Nick Swaney, Damien Giroux, Sam Walker aber auch Marco Rossi nach oben. Sie alle werden nächste Woche bei den Iowa Wild gebraucht, die ab Mittwoch ihre Pre-Playoff-Serie (Best-of-3) gegen Rockford beginnen.

Ohne Sundqvist und Eriksson Ek verfügt Coach Dean Evason über genau zwölf Stürmer – die Center sind Ryan Hartman, Freddy Gaudreau (gerade mit einem neuen Fünf-Jahres-Vertrag ausgestattet), Sam Steel und Connor Dewar. Gustav Nyquist, wie Sundqvist und Marcus Johansson zur Trade Deadline geholt, spielte nach einer Schulterverletzung seine ersten Spiele für die Wild und ist nun wieder topfit.

In der Defensive erhielten die Wild noch nach der Trade Deadline eine Verstärkung: College-Prospect Brock Faber stieß nach den Frozen Four zum Team, zeigte keinerlei Anpassungsprobleme und könnte am Montag gleich sein Playoff-Debüt feiern. Jon Merrill wäre dann außen vor, ebenso wie Calen Addison und der gleichsam als Altbauer fungierende Alex Goligoski.

Die Wild sind tief besetzt, die Trades zur Deadline von GM Bill Guerin (ebenfalls mit einem längerfristigen Vertrag ausgestattet) waren zwar nicht spektakulär, aber wertvoll.

Ein pikantes Duell

Defender John Klingberg, der vierte des nachverpflichteten Schweden-Quartetts, agierte defensiv solider als erwartet, könnte ein Pärchen mit Faber abgeben und muss natürlich im Powerplay Akzente setzen. Allerdings dürfte Klingberg dann – für ihn ungewohnt – auf die linke Seite wechseln.

Er trifft jedenfalls auf das Team, das ihn 2010 einst draftete und für das er dann auch acht Saisonen lang auflief. Klingberg, stets ein glänzender Eisläufer und Offensivproduzent, lehnte ein mit mehr als 50 Millionen Dollar dotiertes Offert über sieben Jahre ab – eine der dümmsten Entscheidungen der NHL-Geschichte, das steht jetzt schon fest.

Im letzten Sommer unterzeichnete er dann einen Ein-Jahres-Vertrag bei den Anaheim Ducks (sieben Millionen Dollar). Wie erwartet legten die Ducks eine schwache Saison hin, der Trade zur Deadline war für das Team ohne Playoff-Chancen nur logisch. Der 30-jährige Defender muss nun auf einen langen Playoff-Run mit den Wild hoffen, um so im Sommer entsprechende Vertragsangebote zu erhalten. Ein weiterer Vertrag in Minnesota scheint ausgeschlossen.

Vor allem auch deswegen, weil – wie schon oft angeführt – Ryan Suter und Zach Parise in den nächsten beiden Jahren das Wild-Budget mit fast 15 Millionen pro Saison belasten. Die beiden wurden ausbezahlt, Suter unterzeichnete im Sommer 2021 einen Vier-Jahres-Vertrag in Dallas um knapp 15 Millionen Dollar. Dazu kommt eben der Payout von den Wild (im Gegensatz zum Cap Hit von knapp 26 Millionen macht dieser in realen Dollars "nur" etwa 5 Millionen aus) – nicht schlecht für einen jetzt 38-Jährigen, der mit dem Speed doch schon Probleme hat und vor allem seine Routine im dritten Pärchen mitbringt.

Während also Klingberg entweder schlecht beraten war oder selbst falsch entschieden hat, kann sich Suter über zwei Paychecks freuen. Welcher der beiden "Überläufer" kann seinem Team mehr weiterhelfen?

Die Goaliesituation

Während Jake Oettinger bei den Stars die unumstrittene Nummer eins ist, ist die Lage bei den Wild nicht ganz so klar. Marc-Andre Fleury (46 Spiele) und Filip Gustavsson (39) betrieben im Grunddurchgang Arbeitsteilung. Ihre Statistiken unterscheiden sich doch gehörig (2.85/90,1 % zu 2.10/93,1 %) und Gustavsson wurde im Laufe der Saison immer stärker und war gegen Saisonende die Nummer eins.

Guerin kann heute schon darauf stolz sein, den Schweden für den unzufriedenen Cam Talbot bei den Ottawa Senators eingetauscht zu haben. Gustavsson ist 24, Talbot dagegen 35 und geht auf das Ende seiner Karriere zu. Sollte Gustavsson im den Playoffs seine bisherigen Leistungen bestätigen, kann er sich auf einen schönen Gehaltssprung freuen, den Guerin eben irgendwie in seinem beschränkten Budget unterbringen muss.

Neben Evason mit Mitsprachrecht bei einem eventuellen Wechselspiel in den Playoffs: Ex-Vienna-Capitals-Torhüter Frederic Chabot als Goaliecoach.

Die Stars

Kirill Kaprizov präsentierte sich nach seiner Verletzungspause wie einst im Mai, ist natürlich auch in den Playoffs die größte Offensivhoffnung der Wild. Linienkollege Mats Zuccarello wirkte zuletzt – mit und ohne Kaprizov - etwas ausgebrannt und seine bisherigen Playoff-Leistungen für die Wild (ein Tor in 17 Spielen) dienen auch nicht als Mutmacher. Matt Boldys Leistungskurve dagegen war eher umgekehrt, vor allem nachdem Johansson in seine Linie einzog, blühte er in den letzten Wochen auf.

Das sind schon die größten Namen der Wild, die sich seit jeher über das Teamkonzept definieren. Doch Spieler wie Gaudreau (zwischen Johansson und Boldy), Ryan Hartman oder der immer solide Defender Jonas Brodin könnten ebenso zu wichtigen Faktoren in der Serie werden wie der körperlich starke Marcus Foligno.

Allerdings: Ihnen steht geradezu eine Phalanx an überdurchschnittlichen NHLern gegenüber. Defender Miro Heiskinen gehört zu den besten Offensiv-Defendern der Liga, im Angriff (über Jahre nicht unbedingt die Stärke der Stars) sieht es noch besser aus: Über-Drüber-Flügel Jason Robertson, der nimmermüde Joe Pavelski sowie Jamie Benn, der nach drei sehr überschaubaren Saisonen seine Gruft wieder verlassen hat.

Die Centerachse der Stars ist überhaupt furchteinflößend: Roope Hintz-Wyatt Johnson (24 Tore mit 19 Jahren!)-Tyler Seguin – selbst mit Eriksson Ek wäre das furchteinflößend, ohne ihn eine Herkulesaufgabe.

Nicht nur die Lineups an sich, sondern auch viele Statistiken (PP: 5./PK: 3. der Liga) sprechen für Dallas – doch so etwas kann mit Beginn der Playoffs leicht weggewischt sein. Die Wild gehen jedenfalls als kompakte Einheit mit einer gewohnt guten Defensive in die Endrunde, sind dort logischerweise aber Außenseiter…


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